Bundesbank will Terminal-Debakel „sehr präzise aufarbeiten“
bn Frankfurt
Das Debakel um Probleme mit dem Zahlungsterminal H5000 hat ein Nachspiel. Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der für die Bargeldversorgung in Deutschland zuständigen Deutschen Bundesbank, hat am Mittwoch angekündigt, „dass wir diesen Fall noch sehr präzise aufarbeiten werden“. Ein Software-Fehler hatte Ende Mai bundesweit eine Störung im unbaren Zahlungsverkehr nach sich gezogen, da der vom US-Unternehmen Verifone angebotene Terminal H5000, der laut Bundesbank in Deutschland auf einen Marktanteil von rund 10% kommt, ausgefallen war. „Wir waren ehrlicherweise überrascht und auch nicht amüsiert über das, was da stattgefunden hat“, erklärte Balz am Mittwoch bei der Vorstellung der Bundesbank-Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland.
Ein Ausfall von einem Zehntel der Zahlungsterminals sei eine „vollkommen inakzeptable Situation“, die schon „in Richtung eines systemischen Risikos gehe“. Man werde nun mit den beteiligten Unternehmen diskutieren, wie dieses Risiko minimiert werden könne. Wie Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann nach Besuchen in den Bundesbank-Filialen in Leipzig und München berichtete, hat man dort zuletzt erhöhte Bargeldeinzahlungen in den Filialen registriert, was auf einen Anstieg der Bargeldnutzung infolge der Terminal-Panne schließen lässt. Es sei indes schwierig, diesen Anstieg, isoliert von anderen Faktoren, zu quantifizieren.
Mit Blick auf das Vorhaben einer European Payments Initiative (EPI) äußerte Balz die Hoffnung, dass wesentliche Teile der europäischen Kreditwirtschaft doch noch zusammenfinden. Er sei „weiter optimistisch“, sagte er und verwies zur Begründung auf Gespräche mit Stakeholdern im Europäischen Parlament und in den Kommissionsbehörden. Dort gebe es ein klares Commitment. Weite Teile der deutschen und europäischen Kreditwirtschaft sind aus der 2020 gestarteten Initiative sukzessive ausgestiegen. Hierzulande zählen die Deutsche Bank und die Sparkassen zu den Verfechtern. Sollten die Bemühungen der Kreditwirtschaft scheitern, könnte auch eine andere Regulierung auf den Weg gebracht werden, um das Vorhaben in Gang zu bringen, erklärte Balz und nannte als Beispiel eine Änderung der Interchange-Vergütung im Kartengeschäft. Zu einer Einigung in der Sache müsste es Balz zufolge möglichst noch 2022 kommen. Dies wäre noch deutlich vor der Einführung eines digitalen Euro, mit der nicht vor dem zweiten Halbjahr 2026 zu rechnen wäre. Eine digitale Variante der Einheitswährung würde sich seiner Einschätzung zufolge schon wegen des dieser entgegengebrachten Vertrauens durchsetzen.
Wie die Bundesbank-Studie, für die zwischen September und Dezember 2021 gut 15000 Zahlungen von knapp 6000 Befragten ausgewertet wurden, zeigt, haben nur 4% der Befragten schon einmal Kryptotoken gekauft, und nochmals 4% wollen dies in nächster Zeit tun. Dies ist jeweils ein Punkt mehr als 2020. Dabei sehen 85% der Käufer Kryptotoken als Investition an und nur 8% vor allem als Zahlungsmittel.
Generell nimmt die Bedeutung von Bargeld im Zahlungsverhalten der Bürger langsam, aber stetig ab, auch wenn Cash das am häufigsten benutzte Zahlungsmittel bleibt (siehe Grafik). Deutlich angezogen hat unterdessen die Nutzung von Kartenzahlungen, insbesondere in Form der Girocard. So sind im vergangenen Jahr 23% der Zahlungen auf Debitkarten entfallen; 2017 waren es vier Punkte weniger gewesen. Ihr Anteil am Umsatz nahm derweil um 5 Prozentpunkte auf 30% ab. Die Zunahme kleinerer Zahlungen per Karte erklärte Balz auch mit der Deckelung der Interchange-Gebühr, zudem habe sich inzwischen kontaktloses Bezahlen als wenig zeitaufwendiges Verfahren etabliert. Auch würden seit Beginn der Pandemie kleinere Beträge vermehrt per Karte bezahlt. Die Anteile von Internetbezahlverfahren und mobilen Zahlverfahren nahmen gegenüber 2017 derweil um drei Punkte auf 5% sowie um vier Punkte auf 8% zu. Bei den Internetbezahlverfahren machen Transaktionen per Paypal 84% der Zahlungen aus, auf Klarna sowie Giropay bzw. Paydirekt entfallen 8% sowie 4%. 17% der Befragten im Besitz eines Smartphones haben damit schon einmal im Laden bezahlt. Bei Bundesbürgern, die ein Fitnessarmband oder eine Smartwatch mit Bezahlfunktion besitzen, gilt dies für 27%.