BVR hält Coronarisiken für beherrschbar
sto Frankfurt – Die deutschen Genossenschaftsbanken haben in der Coronakrise ihr Kreditgeschäft im gleichen Tempo betrieben wie zuvor. Wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte, steigerten die Institute den Kreditbestand im vergangenen Jahr um rund 6 % auf 663 Mrd. Euro. Dies entspricht dem Wachstumstempo der Vorjahre. “In unseren Schätzungen gehen wir davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2021 in Deutschland um 20 bis 30 % steigen könnte, auch wenn sich dies in den Bilanzen unserer Banken zum Jahresende kaum zeigt”, prognostizierte BVR-Präsidentin Marija Kolak die Folgen der Coronakrise. Dafür seien die Banken der Gruppe aber gewappnet.”Bei der Unterstützung unserer Kunden mit Krediten sehen wir die Risiken weiterhin als gut beherrschbar an. Die Genossenschaftsbanken besitzen dank ihres Geschäftsmodells und ihrer guten Eigenkapitalausstattung die nötige Resilienz, um die Coronakrise zu bewältigen”, ergänzte Kolak. Die Kreditrisiken würden regelmäßig überprüft, und das Risikomanagement werde angepasst. “Wir sind zuversichtlich, unsere rege Kreditvergabe auch in diesem Jahr fortsetzen zu können.”Die Tragfähigkeit ihrer Kapitaldecke im Falle eines schweren Einbruchs der Konjunktur durch die Pandemie hatten im vergangenen Jahr auch die Bankenaufseher der BaFin den kleinen und mittelgroßen Banken bescheinigt. Bei einem Corona-Stresstest hatten die Aufseher für die national beaufsichtigten Kreditinstitute einen Rückgang der Kapitalpuffer um 4,7 Prozentpunkte auf 11,2 % errechnet. Demgegenüber erwarten Wirtschaftsforscher vom ZEW Mannheim mit Blick auf die erwartete Kreditausfallwelle, dass davon Volksbanken und Sparkassen stärker tangiert sind als die Großbanken. Sie seien besonders in den betroffenen Branchen wie Fachhandel, Gastronomie oder Tourismus mit Krediten engagiert. Genaues Ausmaß unbekanntDie Kreditbestandszahlen, die der BVR auf Anfrage aufschlüsselte, erlauben indes nur begrenzt einen Rückschluss, inwieweit die besonders gebeutelten Branchen in den Kreditbüchern von Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- oder PSD-Banken zu finden sind. Für den Handel insgesamt betrug der Anteil der Kreditgenossen an allen von Banken ausgereichten Krediten per Ende September 2020 fast 20 %. Die Sparkassen kamen dagegen auf 29 %, die Großbanken auf 13 %. Über Zahlen hinsichtlich Krediten an Gastronomen oder Hoteliers verfügt der BVR nicht, lediglich für den gesamten Dienstleistungssektor. Der Anteil am gesamten Kreditvolumen belief sich für die Genossenschaftsbanken auf 22 %. Auch hier waren die Sparkassen mit 34 % aktiver, die Großbanken wiesen 11 % aus.Grundsätzlich machen Wohnungsbaukredite den Hauptteil des Kreditgeschäfts der Genossenschaftsbanken mit 60 % aus. Dieses Immobiliensegment wächst auch in der Pandemie weiterhin stetig.Mit Blick auf die in der Coronakrise möglichen Kreditstundungen signalisierte der BVR Entspannung. Diese beträfen per Ende Dezember nur ein Kreditvolumen von 5,4 Mrd. Euro – weniger als 1 % des gesamten Kreditvolumens. Insgesamt betrugen die Kredite an Privatkunden 321 Mrd. Euro (+ 5 % gegenüber Vorjahr) und an Firmen- sowie sonstige Kunden 342 Mrd. Euro (+ 7 %). Bei den KfW-Corona-Förderkrediten kamen die Genossenschaftsbanken auf einen Marktanteil von knapp 30 % des Antragsvolumens. Dies entsprach fast 47 600 Corona-Förderkreditanträgen mit einem Antragsvolumen von mehr als 10,1 Mrd. Euro.