BVV will Rechnungszins für bestehende Verträge kürzen
Der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes will die Leistungen von Altverträgen mit einer noch 4-prozentigen Verzinsung kürzen. Das niedrige Zinsniveau zwinge die größte Pensionskasse zu diesem Schritt, hieß es.ge/ak Berlin/Düsseldorf – Viele Alternativen lässt der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes seinen Versicherten nicht: Auf der Mitgliederversammlung der überbetrieblichen Pensionskasse für die Kreditwirtschaft am 24. Juni sollen die Vertreter einer deutlichen Leistungskürzung zustimmen, da die bisherigen Zinszusagen von 4 % in Verträgen bis Ende 2004 angesichts des Niedrigzinsumfelds nicht mehr zu garantieren seien. Lehnt die Versammlung die Änderungen ab, könne dies dazu führen, dass “auf der nächsten Mitgliederversammlung wirkungsgleiche oder sogar weitergehende Maßnahmen zur Beschlussfassung vorgelegt werden müssen”, heißt es in einer Erläuterung der beabsichtigten Leistungskürzung, die Mitgliedern inzwischen zugegangen ist. Darin wird aufgelistet, dass ab Beginn des kommenden Jahres künftige Leistungen um fast ein Viertel (24,02 %) gekürzt werden. In Anbetracht der anhaltend außerordentlich niedrigen Zinsen schätze auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die vorgeschlagene Kappung als “angemessen und geeignet” ein, versichert das BVV-Management. Wer auch künftig die gleichen Leistungen beziehen will, kann dies über einen Zusatzbeitrag sichern, der jedoch fast ein Drittel (31,61 %) der bisherigen Abzüge kostet. “Unterhalb der Zielsetzung”Im jüngst veröffentlichten Jahresbericht von Deutschlands größter Pensionskasse findet sich – im Gegensatz zu anderen Häusern – nur ein äußerst verklausulierter Hinweis auf die anstehende Senkung des Rechnungszinses. “In den kommenden Jahren sind deshalb weitere Maßnahmen erforderlich, um die Anforderungen in der Rechnungsgrundlage Zins zu reduzieren”, heißt es im Risikobericht. In der Rubrik Ausblick betont der Vorstand, Priorität habe die langfristige und nachhaltige Erfüllung der Leistungsversprechen gegenüber den Rentnern und Versicherten – was zumindest bei Letzteren nun nicht mehr erfüllt werden soll.Dabei lassen die Zahlen tatsächlich keine andere Möglichkeit zu. Die Zinserträge aus der Kapitalanlage brachen 2015 um fast ein Zehntel weg. Zudem litten die Kapitalanlagen unter Abschreibungen, womit deren Ergebnis um 78 Mill. Euro unter Vorjahr blieb. Addiert schnurrte der Gesamtüberschuss mit 61 Mill. Euro auf ein Drittel des Vorjahreswerts zusammen. Die Nettoverzinsung blieb mit 3,4 % “unterhalb der Zielsetzung”, muss der Vorstand im Jahresbericht einräumen.Für 2016 rechnet der BVV mit ähnlich negativen Rahmenbedingungen wie in den Jahren zuvor. “Der zentrale zinstragende Teil des BVV Portfolios wird folglich weiter erodieren.” Summa summarum rechnet das Management damit, dass sich Kapitalerträge, Netto- und Durchschnittsverzinsung in etwa auf Vorjahresniveau bewegen dürften. Zielsetzung sei eine Zinsreserveverstärkung mindestens in der Größenordnung von 2014, als 120 Mill. Euro in die Deckungsrückstellung eingestellt wurden – ein Betrag, der im Vorjahr auf bescheidene 14 Mill. Euro gekappt worden war. Unter besonderer AufsichtDie Finanzaufsicht hat auf die Pensionskassen ihr spezielles Augenmerk gerichtet, da sie mit ihren ausnahmslos langfristigen Verpflichtungen im Zinstief tendenziell noch stärker unter Druck stehen als die Lebensversicherer. BaFin-Präsident Felix Hufeld hatte im Mai eindringlich auf die sich zuspitzende Situation der 140 Pensionskassen hierzulande hingewiesen. Sie verwalten zusammen knapp 150 Mrd. Euro Kapitalanlagen. Den künftigen Rechnungszins für bestehende Verträge zu kürzen – wie die BVV es plant – sei jedoch noch kein flächendeckendes Phänomen, sagte ein Sprecher. “Davon haben bisher wenige Gebrauch gemacht.” Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass auch die Neue Leben Pensionskasse eine bestandswirksame Reduzierung des Rechnungszinses mit der BaFin abgesprochen hat. Auch die kleine Pensionskasse HT Troplast aus Troisdorf hat nach Recherchen der Börsen-Zeitung ihren Rechnungszins im Bestand bereits von 3,5 auf 3,3 % gesenkt. Und der Druck wird nicht kleiner: In diesem Jahr muss die Gesellschaft in ihrem Kapitalanlagebestand auch noch den Ausfall von Anleihen der insolventen German Pellets verkraften. Von ihren 324 Mill. Euro Kapitalanlagen hatte sie dort knapp 1 Mill. Euro investiert.