ROYAL BANK OF SCOTLAND

Bye-bye, Germany

Die Finanzkrise wuchert weiter in den Geschäftsmodellen und Bilanzen maßgeblicher Akteure und zeitigt - nicht zuletzt über die regulatorischen Konsequenzen - unablässig einschneidende Folgen für die Branche, deren Kunden und für Finanzplätze. Die...

Bye-bye, Germany

Die Finanzkrise wuchert weiter in den Geschäftsmodellen und Bilanzen maßgeblicher Akteure und zeitigt – nicht zuletzt über die regulatorischen Konsequenzen – unablässig einschneidende Folgen für die Branche, deren Kunden und für Finanzplätze. Die Royal Bank of Scotland (RBS) ist ein besonders markantes Beispiel, aber beileibe kein Einzelfall. Wie es aussieht, schleifen die Schotten, die auf sieben Verlustjahre in Folge zurückblicken, ihr Investment Banking – bis zu 14 000 der 18 000 Stellen sollen gekappt werden – und ziehen sich aus einer Vielzahl von Ländern zurück. Auch die Deutschland-Präsenz wird laut den noch unbestätigten Informationen weitestgehend aufgegeben. Das Geschäft soll verstärkt von London aus abgewickelt werden, wobei “abwickeln” vielleicht im doppelten Wortsinn zu verstehen ist.Der Schritt markiert einen weiteren Höhepunkt eines branchenweiten schleichenden Prozesses, der sich kurz und knapp mit den Begriffen Rückbau und Renationalisierung zusammenfassen lässt. Man erinnere sich: RBS, bekannt durch die Mutter aller Bankenübernahmen, den irrwitzigen, 70 Mrd. Euro schweren Kauf der holländischen ABN Amro gemeinsam mit Fortis und Santander anno 2007, hatte den deutschen Kunden fast schon unverbrüchliche Treue geschworen. Die Megabank drehte hierzulande ein riesiges Rad, war zeitweise nach den nationalen Branchenführern größter Kreditgeber deutscher Konzerne und erhob den Anspruch, am “Kernmarkt” zwischen Flensburg und Garmisch zu den Top 5 der Global Player zu gehören. Und jetzt? Bye-bye, Germany!Das kam nicht über Nacht. Noch 2011 beschäftigte die RBS in Deutschland 450 Leute, heute soll es nicht mal mehr die Hälfte sein. Etliche Aktivitäten wurden bereits aufgegeben. Die Krise hat die ehrgeizige Internationalisierungsstrategie als Hybris enttarnt. Nicht nur in diesem Fall: Auch andere Auslandsbanken, die einst Deutschland als zweiten Heimatmarkt entdeckten, backen längst kleinere Brötchen. Und umgekehrt: Manche deutsche Bank hat sich kleinlaut von ihren überkandidelten Ambitionen auf Auslandsmärkten verabschiedet – nicht nur, wenn sie sich die Finger und ein paar Milliarden verbrannt hat wie die BayernLB in Österreich. Insoweit findet Konsolidierung tatsächlich statt. Für die nationalen Akteure und für stabile, noch expansionsfreudige Auslandsbanken – wie hierzulande eine BNP Paribas – sind das gute Nachrichten. Weniger Konkurrenz heißt weniger Margendruck. Und die Kunden der auf dem Rückzug befindlichen Häuser, weiß Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen, lechzen nach Alternativen.