Der UN-Klimabotschafter Mark Carney hat am Vorabend des von US-Präsident Joe Biden einberufenen virtuellen Klimagipfels eine Klimaschutzallianz der Finanzbranche vorgestellt, der 160 Firmen angehören. Damit läuft sich die Branche für den UN-Klimagipfel warm, der im November im schottischen Glasgow stattfindet.

Gemeinsam verwalten die beteiligten Firmen Assets im Volumen von 70 Bill. Dollar. Unter dem Dach der von Carney, einem ehemaligen Gouverneur der Bank of England, geschmiedeten Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) werden bereits bestehende Initiativen wie die Net Zero Asset Owners Alliance, die Net Zero Asset Managers Initiative und die Paris Aligned Investor Initiative zusammengefasst. Die neu gegründete Net Zero Banking Alliance, die 43 weltweit führende Institute umfasst, gehört ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern von GFANZ. Schon bald wird die noch nicht einberufene Net Zero Insurance Alliance dazustoßen, der sich bislang sieben Unternehmen angeschlossen haben.

„Das Endziel ist nichts weniger als der Übergang zur Nullemissionswirtschaft in Übereinstimmung mit der Wissenschaft“, sagte Inger Andersen, Executive Director des UN Environment Programme. „Unmittelbares, transparentes und rechenschaftspflichtiges Handeln unterstützt diese Verpflichtungen.“ Man ermutige alle Finanzinstitutionen, es den Vorreitern gleichzutun.

Carney nannte GFANZ den „Goldstandard“ für die Finanzbranche. Die Allianz „wird als strategisches Forum handeln, um sicherzustellen, dass das Finanzsystem zusammen daran arbeitet, den Wandel zu einer Nullemissionswirtschaft zu verbreitern, zu vertiefen und zu beschleunigen“. Von den deutschen Banken sind Commerzbank, Deutsche Bank und GLS Bank mit dabei. Bei den Versicherern sind Allianz und Munich Re mit von der Partie. Das Ziel ist, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 auf null zu reduzieren, wenn nicht schon früher. Die beteiligten Unternehmen wollen sich Emissionsziele für 2030 setzen, gegebenenfalls auch schon für einen früheren Zeitpunkt, ihre jährlichen Kohlenstoffemissionen offenlegen und über ihre Fortschritte berichten.

„Die Banken und Finanzinstitutionen der Welt für den weltweiten Wandel zur Nullemissionswirtschaft zu vereinen, ist von entscheidender Bedeutung, um die Finanzierungen zu erschließen, die wir auf dem Weg dorthin benötigen“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson. Die großen Summen, die von Finanzinstitutionen für Klimafinanzierungen aufgebracht werden, „spiegeln ein wachsendes Verständnis dafür wider, wie wichtig eine Weltwirtschaft mit niedrigem Kohlenstoffausstoß für ihre Geschäftsmodelle ist“, sagte der US-Klimabotschafter John Kerry. Durch ihr Engagement werde der Übergang zu dieser „New Economy“ beschleunigt, eine Menge Stellen geschaffen und die gemeinsame Fähigkeit, die Klimakrise anzugehen, gestärkt. Carney dürfte es nicht bereuen, dass er sich für das Thema Klimaschutz entschieden hat, nachdem ihm der Weg in die kanadische Politik durch den Wahlsieg von Justin Trudeau verbaut war. „Green Finance“ wird in der City of London als großes Zukunftsthema betrachtet.

Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker geht davon aus, dass sich der Fokus auf das Klima für die Verbraucher positiv auswirken wird, weil dadurch künftige Risiken reduziert werden. „Wir setzen diese Altersvorsorgemittel und das Geld auf eine Art und Weise ein, die unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft verbessert“, sagte er dem Sender Sky News. „Das ist ein positiver Effekt, das muss man ganz klar sagen.“ Die Anstrengungen für das Erreichen des Nullemissionsziels verbesserten nicht nur das Klima, sondern sorgten auch für Wachstum und Arbeitsplätze.

GFANZ will über den UN-Klimagipfel in Glasgow hinaus Bestand haben. Der Wandel zur Nullemissionswirtschaft werde Jahrzehnte in Anspruch nehmen und währenddessen weiter an Bedeutung gewinnen.