Cerberus will sich nicht einfach abspeisen lassen

Commerzbank gegen geforderte Aufsichtsratssitze

Cerberus will sich nicht einfach abspeisen lassen

lee Frankfurt – Der Konflikt der Commerzbank mit ihrem Großaktionär Cerberus steuert auf die nächste Eskalationsstufe zu. Nachdem das Institut der Forderung des US-Investors nach zwei Aufsichtsratsmandaten fristgemäß am Freitagabend eine Absage erteilt hatte, fühlt sich Cerberus dem Vernehmen nach mit bekannten und bislang nicht eingelösten Versprechen abgespeist.Mit Blick auf die angekündigte Schärfung der aktuellen Strategie, auf die Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann in seinem Antwortschreiben verweist, hieß es im Umfeld von Cerberus: “Das liest sich, als ob das Schreiben vom letzten September einfach mit einem neuen Datum versehen worden wäre.” Der damaligen Ankündigung, 4 300 Stellen abzubauen, seien bislang jedoch keine Taten gefolgt.Tatsächlich läuft bei der Commerzbank derzeit nur ein Altersteilzeitprogramm auf freiwilliger Basis. Eigentlich hätten im April zeitgleich die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über den Stellenabbau aufgenommen werden sollen, doch dazu kam es wegen des Lockdowns nicht. Nach der zwischenzeitlich erfolgten Verschmelzung der Comdirect auf den Mutterkonzern will die Commerzbank den Stellenabbau in Quickborn und im übrigen Konzern nun dem Vernehmen nach lieber als Gesamtpaket verhandeln.Die Freude der Arbeitnehmervertreter über den zusätzlichen Druck auf das Management, den Cerberus jetzt ausübt, hält sich erwartungsgemäß in Grenzen. “Es wird deutlich mehr Filialschließungen und mehr Arbeitsplatzverluste geben als bisher angekündigt”, wird Stefan Wittmann, der für die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt, von Reuters zitiert. Das Vorgehen von Cerberus sei unhöflich und unangemessen: “Man fordert keine Beratungsmandate und man fordert nicht drei Wochen nach der Hauptversammlung plötzlich Sitze im Aufsichtsrat.”Wie aus Schmittmanns Antwortschreiben hervorgeht, hat Cerberus allerdings schon vorher die Forderung nach einer teilweisen Neubesetzung des Aufsichtsrats mit eigenen Kandidaten aufgestellt. “Sie haben im April ein ähnliches Anliegen an mich herangetragen, auf dass ich mit meinem auf den 29. April datierten Brief reagiert habe”, schreibt der Aufsichtsratschef in dem an die drei Cerberus-Manager Frank Bruno, Matt Zames und David Knower adressierten Brief. Schon damals habe er diesem Ansinnen eine Absage erteilt, weil die jetzigen Mitglieder des Kontrollgremiums von der Hauptversammlung mit einer überwältigenden Mehrheit für fünf Jahre bis 2023 gewählt worden seien: “Wir haben keine Vakanzen im Aufsichtsrat.” Bund hält sich zurückUm auf der diesjährigen Hauptversammlung eine Neubesetzung zu erzwingen, hätte Cerberus eine einfache Mehrheit gereicht. Die Tatsache, dass der Finanzinvestor keinen entsprechenden Antrag gestellt hat, deutet darauf hin, dass er sich keineswegs sicher ist, genügend andere Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. Insbesondere der Bund als größter Einzelaktionär der Commerzbank dürfte sich damit schwertun, mit einem angelsächsisch geprägten Finanzinvestor gemeinsame Sache zu machen, auch wenn er dem Vernehmen nach keineswegs zufrieden ist mit der Geschäfts- und Aktienkursentwicklung.Mit dem Austausch der beiden eigenen Vertreter im Aufsichtsrat wählte der Bund einen geräuschärmeren Weg. Von den in das Gremium nachgerückten Mitgliedern Jutta Dönges und Frank Czichowski erhofft sich Berlin besseren Durchgriff auf die Commerzbank. Dönges ist Chefin der Finanzagentur und sitzt in den Aufsichtsräten der Deutschen Pfandbriefbank sowie der 2010 zwecks Abwicklung der HRE gegründeten staatlichen Bad Bank FMS Wertmanagement. Czichowski leitete lange Jahre das Treasury der staatlichen Förderbank KfW.Sollte es der Zweck des öffentlichkeitswirksamen Auftritts gewesen sein, den Aktienkurs zwecks Ausstiegs in die Höhe zu treiben, ist die Rechnung für Cerberus bislang nicht aufgegangen. Am Montag schlossen die Commerzbank-Papiere gut 6 % niedriger als vor der Aktion.