Chaostage bei Genuas Krisenbank Carige
bl Mailand – Das Chaos um die italienische Krisenbank Carige geht weiter. Nun hat die Staatsanwaltschaft Genua bei dem ligurischen Institut Ermittlungen aufgenommen. Am Firmensitz wurden Protokolle der Aufsichtsratssitzungen, der Hauptversammlungen sowie der Korrespondenz mit der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen beiden Jahren beschlagnahmt. Die schwer angeschlagene Bank aus Genua bekundet, mit den Ermittlern umfassend zusammenarbeiten zu wollen. Bei den Ermittlungen geht es um die Frage, ob Carige die Märkte falsch informiert und damit insbesondere Kleinanlegern geschadet hat. Der Aktienkurs stieg am Dienstag um 1,22 %, lag aber mit 0,0083 Euro deutlich unter 1 Euro-Cent. Insgesamt ist das Institut 455 Mill. Euro wert, weniger als die Kapitalerhöhung um 500 Mill. Euro im Frühjahr. Die EZB hatte Carige am Montag aufgefordert, bis Ende November einen neuen Kapitalplan vorzulegen und “alle Optionen” zu prüfen, “einschließlich einer Kombination von Geschäft”. Carige unterschreitet seit Monaten die geforderte Kapitalquote und wird von einer Führungskrise gebeutelt. Großaktionär Vittorio Malacalza, der 20 % der Anteile kontrolliert, fordert die Auswechslung des gesamten Aufsichtsrats. Dessen Präsident Giuseppe Tesauro hat im Juni das Handtuch geworfen. Der andere Großaktionär Raffaele Mincione will CEO Paolo Fiorentino auswechseln. Die Bank sitzt auf einem Bestand fauler Kredite von mehreren 100 Mill. Euro und ist durch Korruptionsaffären geschwächt. Das Institut versucht, nichtstrategische Beteiligungen sowie faule Kredite zu veräußern, um so zu einem attraktiven Übernahmeziel zu werden. Es gibt Spekulationen, ein internationaler Fonds prüfe die Übernahme der Bank.