Pflegeheime

Chequers Capital übergibt Emvia Living an Debt Fund Ardian

Um sein Investment zu retten, ist der Debt Fund Ardian kurz davor, den kriselnden Pflegeheimbetreiber Emvia Living zu übernehmen. Der Private-Equity-Investor Chequers gibt auf.

Chequers Capital übergibt Emvia Living an Debt Fund Ardian

Private Debt

Ardian vor Übernahme von Emvia Living

phh Frankfurt

Der französische Kreditfonds Ardian Debt soll vor der Notübernahme des deutschen Pflegeheimbetreibers Emvia Living von dessen bisherigem Eigentümer stehen – dem Private-Equity-Investor Chequers Capital. Wie aus offiziellen Unterlagen des Bundeskartellamts hervorgeht, hat Ardian am 20. Juni den “Erwerb aller Anteile und alleiniger Kontrolle” über Emvia angemeldet. Am 26. Juni erteilte das Amt die Freigabe.

Wie die Börsen-Zeitung von mit der Sache vertrauten Personen erfahren hat, soll Ardian die Pflegeheimkette, die punktuell auch ambulante häusliche Pflege anbietet, für den obligatorischen 1 Euro übernehmen. Abgeschlossen sei die Transaktion noch nicht. Ardian wollte dies auf Nachfrage nicht kommentieren. Sowohl Chequers als auch Emvia Living ließen entsprechende Anfragen zunächst unbeantwortet.

Ardian und Banken hatten Kredite an Emvia Living aufgestockt

Chequers hatte 2017 Emvia Living geformt, indem der Private-Equity-Investor 46 Altenheime aus den Hamburger MK-Kliniken (ehemals Marseille-Kliniken) herausgeschälte. Medienberichten zufolge soll der Kaufpreis damals bei 300 Mill. Euro gelegen haben. Die Akquisitionsfinanzierung stellte der Finanzinvestor Ardian über seinen Debt Fund zur Verfügung. Flankiert wurde die Finanzierung von einer Kreditlinie der NIBC und Bank of Ireland.

Wie aus dem Bericht für das gebrochene Geschäftsjahr 2020/21 von Emvia Living hervorgeht, betrugen die langfristigen Verbindlichkeiten bei den drei Kreditgebern zur Jahresmitte 2021 insgesamt 208 Mill. Euro, bei einer Laufzeit von sechs bis sieben Jahren. Zudem ist von einem bestehenden Gesellschafterdarlehen in Höhe von 40 Mill. Euro die Rede.

Im April 2021 schloss Emvia eine umfassende Refinanzierung ab. Dem Geschäftsbericht zufolge wurde der Kreditrahmen auf 140 Mill. Euro erhöht und zusätzlich eine Akquisitionsfazilität über 50 Mill. Euro eingerichtet. In diesem Zusammenhang wurde auch eine zusätzliche Kreditauflage (Covenant) in Form einer Mindestliquidität von 5 Mill. Euro vereinbart.

Sinkende Auslastungsquote bei Emvia Living

Der Umsatz von Emvia lag nach Angaben von Chequers zum Einstiegszeitpunkt zwischen 100 und 200 Mill. Euro. Seitdem ist die Gruppe durch Zukäufe gewachsen. Wie aus dem Geschäftsbericht 2020/21 hervorgeht, betrieb Emvia zu diesem Zeitpunkt 58 stationäre Pflegeeinrichtungen mit 6.321 Betreuungsplätzen. Das Problem: Angesichts der Corona-Pandemie sank die durchschnittliche Auslastung damals auf 85,3%.

Wirtschaftlich lässt sich ein Pflegeheim erst bei Auslastungsquoten von 95% betreiben. Sinkt die Auslastung der Heime, sinkt folglich die Profitabilität. Das Ebitda von Emvia Living ging im Geschäftsjahr 2020/21 um 11% auf 16,1 Mill. Euro zurück. Der Cashflow aus der operativen Tätigkeit sank um 28% auf rund 16,6 Mill. Euro. Seitdem hat sich die Lage im Pflegemarkt für Heimbetreiber eher noch verkompliziert.

Die Inflation treibt die Betriebskosten nach oben, der höhere Mindestlohn die Personalkosten und der Fachkräftemangel erschwert die ohnehin schwierige Personalsuche. Die wiederum ist entscheidend für die Auslastung, da Heimbetreiber aufgrund des Personalschlüssels ihre Einrichtungen nur dann maximal auslasten dürfen, sofern sie dafür auch genug Personal haben – ein Problem, das auch andere in diesem Sektor engagierte Private-Equity-Häuser betreffen dürfte.

Im Blickfeld: Heimbetreiber als Pflegefall

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