China bastelt an Kreditregister
nh Schanghai – China versucht den immer wieder kritisierten Transparenzmängeln über die Verschuldungs- und Bonitätssituation von Privaten wie auch Unternehmen mit dem Aufziehen eines zentralen Kreditdatenregisters zu Leibe zu rücken. Ein entsprechendes Vorhaben der chinesischen Wirtschaftsplanungsbehörde National Development and Reform Commission (NDRC) sowie der Zentralbank soll dem chinesischen Staatsrat zur Beratung vorliegen. Ein endgültiger Planungsvorschlag mit einem entsprechenden technischen Systemdesign wird bis Ende Juni erarbeitet sein, berichten chinesische Staatsmedien. Schwierige UmsetzungDie neue Datenplattform soll sämtliche Kreditinformationen sowie weiterführende Daten etwa zu Sozialversicherungsleistungen bei Privaten und Rechnungslegungsdaten von Unternehmen speichern und mit Individuen und Organisationen zurechenbaren Identitätscodes versehen sein. Für die Umsetzung des Vorhabens bedarf es allerdings noch weitreichender administrativer Koordination auf Ebene der chinesischen Provinzen.Experten sprechen angesichts der Schwierigkeiten von Zentralregierungsmaßnahmen auf der weitverzweigten chinesischen Lokalverwaltungsebene von einem ambitiösen Vorhaben, für dessen komplette Umsetzung etwa drei Jahre veranschlagt werden. Gleichzeitig gibt es Warnungen über Gefahren eines möglichen Datenmissbrauchs in der Zukunft.Die Einrichtung einer zentralen Kreditdatei wurde ursprünglich bereits im Jahr 2007 seitens des Staatsrats angeregt, um zu “Transparenzfortschritten in einem stärker marktbasierten Wirtschaftssystem” beizutragen. Im Zuge der im vergangenen Jahr verabschiedeten großen Reformagenda der neuen Regierung ist dem Vorhaben eine höhere Prioritätsstufe eingeräumt worden.Gegenwärtig gibt es bereits ein bei der Zentralbank angesiedeltes Kreditdatenregister, das allerdings nur in einem sehr begrenzten Umfang Daten von rund 800 Millionen der insgesamt 1,4 Milliarden chinesischen Einwohner speichert. Die chinesischen Banken hantieren im Vergleich zu westlichen Instituten im Privatkundengeschäft mit generell sehr begrenzten Kundendaten und gelten in Sachen Bonitätsprüfungen und Credit-Scoring-Systemen als wenig versiert.In den letzten Jahren haben sich denn auch chinesische Internethändler, die über ihre E-Commerce-Beziehungen sehr vielfältige Kundendaten sammeln können und hauseigene Zahlungsabwicklungssysteme fahren, ins Finanzdienstleistungsgeschäft gedrängt. Online-Händler am DrückerChinas E-Commerce-Riese Alibaba etwa ist bereits mit einer Plattform für Kleinkredite sowie einem äußerst erfolgreichen geldmarktfondsähnlichem Vermögensverwaltungsprodukt unterwegs, in das Restguthaben auf Alibaba-Zahlungssystemen kurzfristig angelegt werden können. Gegenwärtig grassiert eine heftige Diskussion im chinesischen Kreditgewerbe inwiefern die E-Commerce-Anbieter stärker in finanzaufsichtsrechtliche Kanäle eingebunden werden müssen.