China ebnet Weg für Verkauf von Anbang
nh Schanghai – Chinas Finanzaufsicht verpasst dem unter Zwangsverwaltung stehenden Versicherungskonzern Anbang Insurance eine neue Identität. Die Gruppe wird von einer neu gegründeten und in Peking ansässigen Versicherungsgesellschaft namens Dajia Insurance Group übernommen. Diese ist jüngst mit einem eingetragenen Kapital von rund 20,4 Mrd. Yuan (2,6 Mrd. Euro) aufgezogen worden und verfügt über eine Volllizenz der chinesischen Versicherungsaufsicht. Haupteigentümer ist weiterhin der als Auffanggesellschaft fungierende staatliche China Insurance Security Fund.Mit der neuen Hülle dürften die Voraussetzungen geschaffen worden sein, um strategische Investoren an Bord zu holen und die bei 98 % stehende Beteiligung des Rettungsfonds nach und nach zurückzuführen. Als möglicher Interessent gilt Singapurs Staatsfonds Temasek.Anbang war zunächst im Februar 2018 unter Direktüberwachung der Finanzaufseher gestellt worden. Wenige Monate später sprang dann China Insurance Security als eine Art Rettungsfonds mit einer Geldspritze von 60,8 Mrd. Yuan (knapp 8 Mrd. Euro) ein, um die Geschäfte bei Anbang zu stabilisieren und eine Bedienung von Versicherungspolicen zu gewährleisten. Der Gründer und Chairman der Gesellschaft, Wu Xiaohui, war bereits im Juni 2017 im Rahmen von Betrugsermittlungen festgenommen worden, ehe er im Mai des vergangenen Jahres wegen Anlegerbetrugs und der Veruntreuung von Geld zu einer 18-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde.Anbang soll nach den bislang nur wenig klar umrissenen Plänen der chinesischen Behörden nicht abgewickelt werden, sondern nach einer Restrukturierungsphase und dem Verkauf einer Reihe von in- und ausländischen Beteiligungen weitergeführt werden. Bislang sind allerdings nur einige wenige Bereinigungsschritte bekannt geworden, darunter der Abverkauf einer Mehrheitsbeteiligung am chinesischen Wertpapierhaus Century Securities. Tollkühne ExpansionAnbang war in Schwierigkeiten geraten, nachdem die chinesische Regierung Anfang 2017 gegen hochverschuldete chinesische Konglomerate vorging, die mit exzessiven Auslandszukäufen aufgefallen waren. Anbang soll seine Shoppingtour mit einem durch illegale Praktiken dramatisch gesteigerten Beitragsvolumen finanziert haben. Dabei nutzte Anbang auf aggressive Weise zur Dekadenmitte eingeräumte Freiheiten bei der Gestaltung von Versicherungsverträgen sowie bei Kapitalanlagen, um mit als Lebensversicherungen verkappten Investmentprodukten Geld einzusammeln. Diese wurden dann für spekulative Kapitalmarktgeschäfte sowie für Zukäufe im In- und Ausland verwendet.Eine Reihe von offensichtlichen Prestigekäufen, darunter insbesondere der Erwerb des New Yorker Waldorf Astoria Hotels für rund 2 Mrd. Dollar sowie weiterer US-Hotels, machten Anbang zusammen mit Konglomeraten wie HNA Group und Dalian Wanda zu einem Symbol für einen überzogenen verschuldungsfinanzierten chinesischen Kaufrausch, dem Peking dann im Rahmen einer Kampagne zur Finanzstabilität einen Riegel vorschob. Anbang hatte aber auch mit ehrgeizigen Plänen zum Aufbau einer größeren Präsenz in Europa für Aufsehen gesorgt. Dabei machte Anbang mit dem Erwerb einer Reihe von Nischen-Finanzdienstleistern in den Benelux-Ländern auf sich aufmerksam. Zeitweilig galt Anbang sogar als Interessent im Bieterverfahren für die ehemalige HSH Nordbank.