Fintech-Konzern

Chinas Aufseher gehen Ant erneut an

Dem seit Monaten unter Beschuss chinesischer Finanzregulatoren stehenden Fintech-Konzern Ant Groupstehen weitere unangenehme Restriktionen ins Haus. Dem Vernehmen nach plant die Regierung, Ant zu einer weitreichenden Auslagerung ihrer Kundendaten...

Chinas Aufseher gehen Ant erneut an

nh Schanghai

Dem seit Monaten unter Beschuss chinesischer Finanzregulatoren stehenden Fintech-Konzern Ant Groupstehen weitere unangenehme Restriktionen ins Haus. Dem Vernehmen nach plant die Regierung, Ant zu einer weitreichenden Auslagerung ihrer Kundendaten auf eine letztlich staatlich kontrollierte Einheit zu zwingen.

Die Maßnahme dürfte letztlich bedeuten, dass die aus dem Kleinkreditgeschäft mit Hunderten Millionen chinesischer Kunden stammenden Bonitätsdaten auch konkurrierenden Unternehmen, allen voran den staatlichen chinesischen Geschäftsbanken, zugänglich gemacht werden. Der vorläufige Plan wird unter Leitung der chinesischen Zentralbank betrieben und könnte auch andere Fintechs in einen vergleichbaren Verfügbarkeitszwang von Kundendaten einbinden.

Zentralbank am Ruder

Ant Group, deren im November geplanter und potenziell weltgrößter Börsengang in Schanghai und Hongkong von den Regulatoren in letzter Minute vereitelt wurde, steht seitdem unter stetigem Beschuss und staatlich orchestrierten Restrukturierungszwängen. Kürzlich erst hatte die Zentralbank einen neuen Regelkatalog für Ant aufgestellt, in dessen Rahmen sich die Gesellschaft in eine Finanzholding umwandeln muss. Damit wird diese künftig den gleichen Bestimmungen für Risikokontrolle und Eigenkapitalunterlegung wie herkömmliche Banken unter­liegen.

Der Regelkatalog der Zentralbank enthält auch einen Passus zum „Rektifizieren“ einer monopolähnlichen Stellung im Datengeschäft des führenden Online-Zahlungssystembetreibers im Reich der Mitte. Parallel dazu wurde auch der genauso wie Ant vom Entrepreneur Jack Ma gegründete Technologiekonzern Alibaba wegen monopolistischer Praktiken angegangen und jüngst zu einer Konventionalstrafe über 18 Mrd. Yuan (2,3 Mrd. Euro) verdonnert.

Zwar stehen die staatlich orchestrierten Umwälzungen bei Ant unter dem Motto, dass eine restrukturierte Finanzholding die Gelegenheit haben soll, ihre Börsenpläne wiederzubeleben, doch streuen auch hier Chinas Finanzwächter weiteren Sand ins Getriebe. Ant hatte ihr monumentales Initial Public Offering (IPO) parallel an die Hongkonger Börse und den im Stile der Nasdaq als Technologie- und Innovationsbörse geschaffenen Shanghai Star Market bringen wollen.

Der Star Market ist jedoch nun seinerseits Gegenstand einer regulatorischen Generalüberholung ge­worden, die im Prinzip darauf hinausläuft, dass Fintech-Unternehmen dort nichts mehr verloren haben.

Verschärfte Fintech-Regeln

Der im Gegensatz zum herkömmlichen Main Board der Börse Schanghai mit wesentlich vereinfachten und dem Techsektor entgegenkommenden Listing-Regularien hantierende Star Market darf künftig von bestimmten Emittentengruppen, darunter Immobilienkonzerne, nicht mehr angesteuert werden. Fintech-Gesellschaften wiederum bilden eine Sonderkategorie, der nur unter bestimmten Voraussetzungen ein Gang an den Star Market möglich ist.

Die neuen Spielregeln haben bereits dazu geführt, dass der JD Technology genannte Fintech-Ableger des chinesischen Onlinehändlers JD.com seine Pläne für einen milliardenschweren Börsengang am Star Market kürzlich abgeblasen hat. Analysten betonen, dass die neuen Voraussetzungen es der Ant Group kaum möglich machen werden, als Ensemble an die Börse Schanghai beziehungsweise den Star Market zu gehen. Ihrer Einschätzung zufolge könnte sich ein Gang an den Star Market dann darauf beschränken, dass Ant seine Technologieentwicklungs- und Forschungseinheit vom Finanzdienstleistungsgeschäft separiert und dort unterbringt.