Chinas staatliche Großbanken

Chinas Bankriesen verdienen mehr als erwartet

Chinas staatlichen Kreditriesen sind im dritten Quartal besser über die Runden gekommen als erwartet. Dabei dürften hohe Bondhandelsgewinne eine Rolle gespielt haben, über die sich die Institute allerdings ausschweigen.

Chinas Bankriesen verdienen mehr als erwartet

Chinas Bankriesen verdienen mehr  

ICBC kann Druck auf Zinsmargen durch bessere Handelsgewinne kompensieren

nh Schanghai

Chinas staatskontrollierte Großbanken verzeichnen trotz des schwierigen Konjunkturumfelds und anhaltendem Druck auf ihre Zinsmargen im dritten Quartal eine wieder ansteigende Ertragsform. Die fünf größten Kreditinstitute des Landes konnten durchweg bessere Ergebnisse als in der ersten Jahreshälfte vorweisen. Insbesondere Agricultural Bank of China überraschte mit einem Gewinnanstieg von knapp 6%.

ICBC holt etwas auf

Beim Marktführer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) zog der Gewinn nach Steuern im dritten Quartal um 3,8% auf 98,6 Mrd. Yuan (rd. 12,7 Mrd. Euro) an. Nach einem besonders schwachen ersten Quartal konnte die ICBC nun wieder etwas aufholen und weist für die neun Monate des Jahres einen minimalen Gewinnanstieg auf 267 Mrd. Yuan aus.

Vor dem Hintergrund einer sich weiter verengenden Nettozinsmarge hat das nach Bilanzsumme weltgrößte Kreditinstitut allerdings im herkömmlichen Kreditgeschäft erneut rückläufige Erträge zu verzeichnen. Der Nettozinssaldo glitt um 1% auf 162,8 Mrd. Yuan ab. Bei den Provisionserträgen sieht man einen kräftigeren Rückgang um 11% auf 22,9 Mrd. Yuan.  

Fette Handelsgewinne

Im Unterschied zu den vorangegangen beiden Quartalen strich ICBC zuletzt allerdings unerwartet hohe Handelsgewinne ein. Hier zeigt sich ein auffällig kräftiger Anstieg um 45% auf 5,6 Mrd. Yuan. Auch die Konkurrenten China Construction Bank (CCB) und Bank of China (BOC) weisen unter der Rubrik „andere operative Erträge“ ein deutliches Plus aus, ohne dies aber näher zu erläutern.

Bondrally mitgenommen

Analysten vermuten, dass die Gewinnkomponente auf den Staatsanleihehandel zurückgeht, bei dem die Banken stark involviert sind. In den vergangenen Monaten sah man einen gewaltigen Andrang bei Anleihen, der die Rendite für zehnjährige Regierungsbonds zeitweilig auf ein Rekordtief bei 2% zurückfallen ließ.

Allerdings hatte die Zentralbank energisch gegenzusteuern versucht und Maßnahmen ergriffen, um die Bondrally abzukühlen und die Geschäftsbanken von einseitiger Spekulation abzubringen. Entsprechend dürften die Institute darauf bedacht gewesen sein, ihre Bondhandelsgewinne bei der Zahlenvorlage nicht öffentlich kenntlich zu machen.

Zinsmargen rücken weiter ab

Bei Chinas führenden Großbanken sind die Nettozinsmargen auf Werte zwischen 1,41% und 1,52% weiter abgeglitten. Zum Jahresende 2023 lagen sie noch auf einem Niveau von etwa 1,7%. Auch dies war aber bereits eine Unterschreitung der von Chinas Bankaufsichtsbehörde aus dem Blickwinkel der Finanzsystemstabilität heraus als tragfähig angesehenen Mindestgrenze von 1,8%. Da Chinas verstärkte Konjunkturankurbelungsversuche mit Leitzinssenkungen einhergehen, dürfte der Druck weiter anhalten.

Hypothekenkredite verbilligt

Zuletzt sanken die als Loan Prime Rate (LPR) bezeichneten Benchmark-Zinsen für neue Unternehmens- und Hypothekenkredite kräftig. Zudem wurden die Institute angewiesen, für Bestanddarlehen die Hypothekenzinsen um einen halben Prozentpunkt zu senken. Die zur Ankurbelung des Immobilienmarktes gedachte Maßnahme dürfte die Profitabilität des Hypothekengeschäfts weiter belasten. Allerdings würde eine Markterholung immobilienbezogene Kreditrisiken abmildern.

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