Berichte zum ersten Quartal

Chinas Großbanken wachsen kaum

Chinas staatliche Großbanken sind im ersten Quartal kaum gewachsen. Das liegt am anhaltenden Margendruck und einer Flaute bei Hypothekenkrediten.

Chinas Großbanken wachsen kaum

Chinas Großbanken wachsen kaum

Nur minimaler Gewinnzuwachs im ersten Quartal der vier größten Banken – Anhaltende Probleme im Wohnimmobilienmarkt

nh Schanghai

Chinas führenden Großbanken stehen trotz einer wieder anziehenden Konjunktur magere Zeiten bevor. Die am Freitag präsentierten Ergebnisse zum ersten Quartal zeigen, dass die allesamt staatlich kontrollierten vier führenden Kreditinstitute des Landes an Wachstumsdynamik eingebüßt haben. Beim Marktführer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), dem nach Bilanzsumme weltgrößten Kreditinstitut, stagnierte der Gewinn nach Steuern bei 90,2 Mrd. Yuan, während die Nummer 2 des Landes, China Construction Bank (CCB), einen geringfügigen Zuwachs um 0,3% auf 88,7 Mrd. Yuan verbuchte. Auch die Bank of China (BOC) wuchs nur langsam: Ihr Gewinn erhöhte sich um 0,5% auf 57,7 Mrd. Yuan. Lediglich die Agricultural Bank of China (ABC) verzeichnete mit 1,75% einen etwas kräftigeren Anstieg auf 71,6 Mrd. Yuan.

Das schwache Gewinnwachstum ist auch eine Folge von Problemen im Wohnimmobilienmarkt. Laut Daten der Zentralbank ist im zurückliegenden Quartal das ausstehende Volumen an privaten Hypothekenkrediten chinesischer Geschäftsbanken gerade einmal um 100 Mrd. Yuan gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Das ist die mit Abstand geringste Expansion seit regelmäßiger Datenerfassung. Vor Ausbruch der Verschuldungskrise der Immobilienentwickler im Sommer 2020 wuchs das entsprechende Kreditvolumen noch um etwa 4 Bill. Yuan im Quartal. Die ungewohnte Trägheit im Hypothekengeschäft liegt nicht nur daran, dass im Zuge der Immobilienentwicklerkrise die Neuwohnungskäufe stark zurückgegangen sind. Die Einkommensperspektiven in China haben in der Pandemiezeit stark gelitten und führen zu einem konservativeren Finanzierungsgebaren der privaten Haushalte, die um Kreditschuldenabbau bemüht sind. Daraus resultiert eine Welle von vorgezogenen Tilgungen von Hypothekenkrediten. Da diese insbesondere höher verzinste Darlehen aus den Jahren 2018 bis 2020 betreffen, färbt es negativ auf die Zinsmargen der Banken ab.

Bei ICBC etwa ging die Nettozinsspanne von 2,11% zur Jahresmitte 2022 über 1,92% zum Jahresende auf nunmehr 1,77% zurück. Auch die Nettozinsmargen der Konkurrenz lagen mit Werten zwischen 1,7 und 1,83% auf dem niedrigsten Niveau seit Mitte der letzten Dekade. Analysten gehen davon aus, dass die angespannte Margensituation über das laufende Jahr hinweg anhalten wird und die Ertragsperspektiven der chinesischen Großbanken entsprechend bremsen dürfte.

Allerdings scheint die Verarbeitung von faulen Krediten im Immobiliensektor weiter fortgeschritten zu sein. Bei den drei größten Banken des Landes hat sich das Verhältnis der notleidenden Kredite zu den Gesamtausreichungen auf einem unauffälligen Niveau bei 1,38% stabilisiert.

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