Chinas Notenbank hilft Kreditbranche
Notenbanken und Regulierer prägen das Geschäft von Banken – auch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde. Chinas Zentralbank pumpt überraschend viel Geld ins System, während die Regulatoren die Regeln im Assetmanagement lockern. Die Anleger zeigen sich zufrieden: Die Kurse der Banken steigen an.nh Schanghai – Chinas Zentralbank und Finanzregulatoren tragen mit einer Reihe von Maßnahmen zu einer Erholung von Finanzwerten am Aktienmarkt bei. Am Montag entschloss sich die chinesische Zentralbank zu einer massiven Liquiditätsinjektion am Geldmarkt mit einer Aufstockung der sogenannten Medium Term Lending Facility – und hat so Beobachter überrascht. Gleichzeitig zeigen sich die Marktteilnehmer erleichtert über von der Bankenaufsichtsbehörde erlassene neue Richtlinien für die Assetmanagementbranche, die milder als erwartet ausgefallen ist. Am Montag kletterten die Aktien des chinesischen Marktführers, der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), um bis zu 4,4 %, nachdem sie bereits am Freitag in Erwartung einer Lockerung der Geldpolitik einen Sprung um knapp 6 % hingelegt hatten. Auch andere chinesische Großbankenwerte zogen um 1 bis 3 % an. Der seit sechs Wochen unter Druck stehende chinesische Yuan zeigt sich gegenüber dem Dollar wieder stabiler. Damit lösen sich einige Angstfaktoren, die dem chinesischen Aktienmarkt seit Mitte Juni schwer zugesetzt haben. Geld im SystemZur Überraschung der Marktteilnehmer hatte die Zentralbank am Montag zwar auf eine regelmäßige Offenmarkttransaktion mit siebentägigen Repogeschäften verzichtet, dafür aber im mittelfristigen Laufzeitenspektrum mit einjährigen Geldern die Medium Term Lending Facility um gewaltige 502 Mrd. Yuan (63 Mrd. Euro) aufgestockt. Die bislang größte Mittelinjektion über dieses geldpolitische Instrument soll vor allem zu einer Anregung der Kreditvergabe, aber auch zum Kauf von Unternehmensanleihen beitragen und die zunehmend nervöseren chinesischen Anleihemärkte stabilisieren, betonen Analysten. Gleichzeitig zeichnet sich im Rahmen einer nun beginnenden geldpolitischen Lockerungsphase eine weitere sukzessive Rücknahme der Mindestreserveanforderungen für chinesische Geschäftsbanken in den kommenden Monaten ab. Experten sehen bereits Anzeichen dafür, dass die chinesischen Behörden ihre Kampagne zur Finanzstabilität, die vor allem härtere Regeln für bislang wenig regulierte Schattenbanken vorsieht, nun weniger streng ausfallen lassen könnten als zunächst erwartet. Dafür spricht auch ein neuer Regulierungsrahmen für Vermögensverwalter sowie der offene Umgang mit eher kurzlaufenden Fondsprodukten, den sogenannten Wealth Management Products (WMP).Die nun erlassenen Richtlinien der Zentralbank und der China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) im Assetmanagement werden zwar zu einer wesentlichen Beschneidung von außerbilanziellen Geschäften der chinesischen Finanzinstitute führen, doch zeichnen sich relativ großzügige Gnadenfristen und Übergangsregeln ab. Zur großen Erleichterung in der Finanzbranche sollen auch weiterhin sogenannte Non-Standard Credit Assets und damit auch hochverzinsliche Kredite in den Vermögensverwaltungsprodukten verpackt werden dürfen. Zuvor hatten Marktbeobachter noch mit einem wesentlich strengeren Anlagekatalog gerechnet. Mehr ZeitGrundsätzlich lassen sich die chinesischen Regulatoren auf eine längliche Anpassungsfrist bis Jahresende 2020 ein, um den Banken die Gelegenheit zu geben, die bei einer Aufnahme von außerbilanziellen Aktiva in die Bücher anfallende Risikokapitalabdeckung zeitlich zu strecken. Gleichzeitig soll es den Banken ermöglicht werden, über die Aufnahme von nachrangigen Kapitalinstrumenten (Tier 2) die Risikoabdeckung über anleiheähnliche Instrumente zu erleichtern und damit einen latenten Kapitalerhöhungsdruck zu lindern, wie Analysten betonen.