IM GESPRÄCH: MICHAEL GOLLITS

Chinas Öffnung für Investoren zieht sich hin

Bankhaus von der Heydt betreut kleinen Fonds für Festland-Aktien - "Von einer wirklichen Liberalisierung kann noch keine Rede sein"

Chinas Öffnung für Investoren zieht sich hin

“Ein wesentlicher Baustein” sollten chinesische Festlandaktien im Depot sein, meint das Bankhaus von der Heydt. Doch China öffnet sich für deutsche Assetmanager nur langsam. Auch die traditionsreiche Bank darf nur kleine Summen betreuen.Von Jan Schrader, FrankfurtDie Begeisterung für Aktien sei in China noch immer größer als hierzulande, sagt Michael Gollits, Vorstand des Vermögensverwalters von der Heydt & Co., der früheren Berlin & Co., die heute zum Münchner Bankhaus von der Heydt gehört. Der Aktienmarkt gelte vielen Anlegern als verlockende Wette – so wie auch die Glücksspielstadt Macau einen Sog auf viele Chinesen ausübe. Für professionelle Anleger in Deutschland scheine der chinesische Aktienmarkt weit weg zu sein, nachdem dort die Kurse eingebrochen waren.Hierzulande stoßen chinesische Aktien, die außerhalb der Sonderverwaltungszone Hongkong in China gehandelt werden (A-Aktien), auf Zurückhaltung. Dabei biete der Markt viele Chancen, sagt Gollits. Statt Werkbank der Welt zu sein, solle das Wachstum künftig verstärkt durch inländischen Konsum und Innovationen getrieben werden. So wie einst japanische Firmen entwickelten sich chinesische Unternehmen somit weiter, auch wenn die rasanten Wachstumsraten des Landes nun geringer ausfielen. Ein genauer Blick auf die Papiere sei wichtig, denn der Markt sei jung. “Wenn es eine Berechtigung für aktives Fondsmanagement gibt, dann vor allem hier.”Nur langsam öffne sich das Land allerdings den Kapitalgebern aus dem Ausland. Über sogenannte QFII- und RQFII-Quoten wird es Assetmanagern in Hongkong und im Ausland erlaubt, direkt in China zu investieren. Das Bankhaus Metzler, das Anfang 2012 über eine QFII-Quote zum Zug kam, wird von Gollits respektvoll als Vorreiter eingestuft, während in diesem Jahr die Deutsche Asset & Wealth Management, die zur Deutschen Bank gehört, eine 6 Mrd. Yuan (annähernd 900 Mill. Euro) schwere RQFII-Quote zugesprochen bekam. Auch Union Investment will über eine solche RQFII-Quote künftig in China investieren. Allianz Global Investors ist über Singapur laut Bloomberg zur Jahresmitte mit einem 5 Mrd. Yuan schweren RQFII-Paket in China vertreten.Der Zugang zu chinesischen A-Aktien ist zum Teil auch über eine Handelsverbindung von Hongkong aus möglich. Die Deutsche Börse will darüber hinaus über das Joint Venture Ceinex (China Europe International Exchange), das sie mit chinesischen Börsenbetreibern initiiert hat, mit sogenannten “D-Shares” eine neue Aktienklasse für die Plattform etablieren (vgl. BZ vom 17. November sowie Seite 2). In Summe seien all das aber kleine Schritte, sagt Gollits. “Von einer wirklichen Liberalisierung kann noch keine Rede sein”, sagt er. Neben direkten Investitionen in China lassen sich die Kurse aber auch über Derivate abbilden, so wie bei synthetischen ETF und damit bei passiven Produkten der Fall. Hohe HürdenAuch die Frankfurter Tochter des Bankhauses von der Heydt kommt nur über Umwege in den chinesischen Markt. Das Unternehmen kooperiert mit Lion Global Investors, einem Assetmanager mit Sitz in Singapur, der zur Oversea-Chinese Banking Corporation (OCBC) gehört. Über eine RQFII-Quote, die Bloomberg auf 1 Mrd. Yuan zur Jahresmitte beziffert, kann Lion auf dem chinesischen Festland investieren. Einen Teil der Quote hat die Gesellschaft für von der Heydt reserviert, steuert die Mittel aber selbst. Die zugehörige Kapitalverwaltungsgesellschaft ist die Independent Fund Management (IFM) in Liechtenstein.Reserviert für die Kunden der deutschen Gesellschaft sind aber bislang kleine Häppchen: 50 Mill. Euro können über Frankfurt in die A-Aktien investiert werden. Mehrere Monate habe es gedauert, um das zu ermöglichen, sagt Gollits. Der zugehörige Fonds “Lion Global China A-Share Fund” hat die zugeteilte Marke noch nicht ausgeschöpft. In den Aktienportfolios von Kunden sind die chinesischen Festlandpapiere mit einem Anteil von 5 % vertreten – “ein wesentlicher Baustein”, wie Gollits sagt – aber auch einer, der schwanken könne und für private Sparer womöglich nicht geeignet sei. Noch hat China den Status als Schwellenland nicht abgelegt.