Chinesen bereiten Rückzug aus der Deutschen Bank vor
lee Frankfurt – Wenige Tage vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank verdichten sich die Anzeichen für den kompletten Ausstieg des chinesischen Großaktionärs HNA. Nachdem dieser in den vergangenen Monaten seine Beteiligung von einst fast 10 % schrittweise etwa halbiert hatte, wurde am Freitag bekannt, dass er sich von seiner Mehrheitsbeteiligung am österreichischen Vermögensverwalter C-Quadrat trennen will. C-Quadrat verwaltet die Beteiligung an der Deutschen Bank. Diese Vereinbarung besteht dem Vernehmen nach unabhängig von der Eigentümerschaft.Die Österreicher stellen mit ihrem Gründer und Vorstandsvorsitzenden Alexander Schütz zudem ein Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank. Er wird dem Gremium voraussichtlich auch weiter angehören, weil er von HNA nicht entsandt, sondern zur Wahl vorgeschlagen und von der Hauptversammlung 2017 gewählt wurde. Sein Vertrag läuft bis 2023. Wie C-Quadrat mitteilte, wollen Schütz und sein Vorstandskollege Cristobal Medez de Vigo die Mehrheit an dem Vermögensverwalter zurückkaufen. Außerdem strebe die in Hongkong ansässige Investmentgesellschaft Jebsen eine Minderheitsbeteiligung an C-Quadrat an.Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der regulatorischen Genehmigungen, hieß es in der Mitteilung. Da die C-Quadrat-Anteile in einem auf den Cayman-Inseln ansässigen Investmentvehikel liegen, ist neben der österreichischen Finanzmarktaufsicht auch die britische FCA zuständig.HNA äußerte sich nicht zu der geplanten Transaktion. Nachdem sich das ursprünglich auf Beteiligungen in der Luftfahrt- und Logistikbranche spezialisierte Unternehmen mit der Diversifikation in andere Branchen offensichtlich verhoben hatte, kündigte es Medienberichten zufolge auch auf Druck Pekings an, sich wieder auf sein ursprüngliches Geschäft zu konzentrieren. Zuvor war der für die Expansionsstrategie verantwortliche Mitgründer und Co-Chairman Wang Jian auf einer Auslandsreise tödlich verunglückt.Die Aktie der Deutschen Bank schloss am Freitag schwächer. Der Einstieg der Chinesen bei der Deutschen Bank hatte nicht nur wegen politischer Vorbehalte für Wirbel gesorgt, sondern auch aufgrund der intransparenten Konstruktion. Um sich gegen mögliche Kursverluste abzusichern, hat HNA über C-Quadrat mit der UBS ein sogenanntes Collar-Derivategeschäft abgeschlossen, über das keine Details veröffentlicht wurden. Deshalb entfällt nur ein Bruchteil der in ihrem Besitz befindlichen Stimmrechte von zuletzt 4,91 % auf Aktien.