Chinesische Bad Bank versucht die Gemüter zu beruhigen
nh Schanghai – Die chinesische Kreditverwertungsgesellschaft China Huarong Asset Management hat zusehends Mühe, die von einigen heftigen Rückschlägen verunsicherten Aktionäre bei der Stange zu halten. In einem Treffen mit Analysten und Investoren der größten unter den vier sogenannten Bad Banks in China versicherte der als Interimschef agierende Präsident Li Xin, dass Huarong nach einem aufsehenerregenden Gewinneinbruch in der ersten Jahreshälfte die Ertragssituation stabilisieren könne, so dass keine Verluste zu befürchten seien. Es kann nur besser werdenLi betonte, dass führende Investoren der vor drei Jahren an die Hongkonger Börse gebrachten staatskontrollierten Gesellschaft, darunter China Life Insurance, Sinochem Group und die Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus, ihre Rolle als langfristig engagierte Investoren bei Huarong bekräftigt haben. Gleichzeitig versicherte Li, dass die Affäre um den im April im Zuge von Korruptionsvorwürfen abberufenen langjährigen Huarong-Chef Lai Xiaomin nur kurzfristige negative Auswirkungen zeitigen dürfte. Seit Jahresmitte zeigten die operativen Erträge wieder nach oben.Am Mittwoch kam es in der Folge zunächst zu positiven Kursreaktionen für die seit Frühjahr unter heftigem Druck stehende Huarong-Aktie. An der Hongkonger Börse zogen die Titel in der Spitze um knapp 6 % auf 1,67 HK-Dollar an, um dann allerdings im Zuge einer allgemein schwachen Marktverfassung wieder den Rückwärtsgang einzulegen. Zum Marktschluss in Hongkong büßten Huarong-Titel letztlich um 0,7 % auf 1,57 HK-Dollar ein und lagen damit wieder nahe an dem zu Wochenbeginn erreichten Allzeittief.In diesem Jahr hat die Huarong-Aktie damit insgesamt 56 % ihres Werts verloren. Auch für die seit dem Börsengang von Huarong im Frühjahr 2015 engagierten Kerninvestoren hat die Aktie bislang einige Enttäuschung gebracht. Huarong war mit einer Börsenkapitalisierung von umgerechnet rund 13 Mrd. Euro gestartet, die mittlerweile mit 6,8 Mrd. Euro nur noch etwas mehr als halb so hoch ist. Neuer SchockNach den Querelen um die Abberufung von Chairman Lai haben die kürzlich verbreiteten Ergebnisse für die erste Geschäftsjahreshälfte einen neuen Schock mit sich gebracht. Bei der bislang sehr gewinnträchtigen Huarong ist der Gewinn nach Steuern in der ersten Geschäftsjahreshälfte im Vergleich zum Vorjahr um rund 95 % von 13,4 Mrd. Yuan (1,7 Mrd. Euro) auf nur noch 684 Mill. Yuan zusammengeschrumpft. Huarong führt dies auf höhere Wertabschreibungen (Impairment) und gestiegene Zinskosten zurück. So haben sich die Abschreibungen auf Finanzaktiva mit rund 12 Mrd. Yuan mehr als verdreifacht. Gewaltiger ExpansionsrittDie hohe Belastung ist allerdings nicht mit einer allgemeinen Verschlechterung der Kreditqualität im Reich der Mitte zu erklären, sondern wird vor allem im Zusammenhang mit bestimmten strukturierten Investments und Kreditvergaben von Huarong gesehen. Unter der Führung des mittlerweile suspendierten Ex-Chefs Lai hatte Huarong in den vergangenen Jahren einen wagnisreichen Expansionskurs mit der Aufnahme eines eigenen Kreditgeschäfts sowie Broker- und Schattenbankaktivitäten gefahren, im Zuge dessen die Aktiva von etwa 300 Mrd. auf 1,9 Bill. Yuan hochgeschnellt sind. Dabei hatte das eigentliche Kerngeschäft der Gruppe, nämlich die Verwertung der von chinesischen Banken abgestoßenen notleidenden Kreditportefeuilles, zuletzt nur noch gut ein Viertel des Geschäftsvolumens der Gruppe ausgemacht.Huarong steht mit der Verlagerung von Geschäftsaktivitäten freilich nicht allein da. Auch die anderen chinesischen Bad Banks, die Ende der neunziger Jahre gegründet worden waren, um Chinas staatliche Großbanken von Altlasten zu befreien und damit deren Börsengänge vorzubereiten, haben sich über das Kreditverwertungsgeschäft hinaus breit diversifiziert. So hat man sich in Bereichen wie Assetmanagement, Private Equity, Leasing und der Refinanzierung von chinesischen Credit Trusts, also Schattenbanken, hervorgetan. Cinda wirkt soliderBei der ebenfalls börsennotierte Cinda Asset Management macht das Kreditverwertungsgeschäft ebenfalls weniger als die Hälfte des Geschäftsvolumens aus, allerdings ist Cinda bislang nicht mit einem großen Ergebnisswing konfrontiert worden. In der ersten Jahreshälfte kam die Nummer 2 unter den chinesischen Bad Banks auf einen leichten Anstieg beim Gewinn nach Steuern von 0,8 % auf 8,5 Mrd. Yuan.