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Christoph Schulz 60

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Christoph Schulz 60

ste – Um in der Coronakrise die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu schützen, zugleich aber auch arbeitsfähig zu bleiben, verfahren Banken unterschiedlich. Abweichungen sind etwa beim Anteil der Mitarbeiter zu beobachten, die ihrer Tätigkeit vom Homeoffice aus nachgehen, wie Christoph Schulz, im Vorstand der Nord/LB für das Verbundgeschäft mit Sparkassen, die Gewerbeimmobilienfinanzierung sowie für das Geschäft mit Privat- und Geschäftskunden zuständig, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung berichtet. Den perfekten Zustand gebe es aber nicht. “Digitalisierung im Zeitraffer”Die Landesbank aus Hannover hat sich im März vorerst bis Ende Mai für eine “Split-Organisation” entschieden – mit abwechselnd 14-tägiger Präsenz von Teilen der Beschäftigten einschließlich des Vorstands im Büro und im heimischen Umfeld. Die Umstellung sei technisch eine Herausforderung gewesen, habe aber gut funktioniert, berichtet Schulz und verweist darauf, dass die Bank von Infektionen einzelner Mitarbeiter mit dem Coronavirus bislang weitgehend verschont geblieben sei. Was die Organisation der Betriebsabläufe angehe, erlebe man derzeit “Digitalisierung im Zeitraffer”.Außergewöhnliche Umstände hat der gebürtige Hamburger einige erlebt, seit er 2006 nach drei Jahren auf dem Posten eines geschäftsführenden Vorstands beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) Vorstandsmitglied der Nord/LB wurde. Seit 2007 hätten exogene Faktoren wie die Finanzkrise, die Krise von Randstaaten der Eurozone und vor allem die Schifffahrtskrise die Landesbank permanent gefordert. Lange sei es ihr dabei, so Schulz, als realwirtschaftlich orientierte Bank mit ihrer diversifizierten Aufstellung gelungen, diesen Krisen standzuhalten. 2017 sei infolge der von niemandem vorhergesehenen massiven Verwerfungen in der Schifffahrt aber klar geworden, dass man “über Kapital reden” muss. “Im Kern gesund”Als dienstältestes aktives Vorstandsmitglied wirkt Schulz nun an der Neuausrichtung und Schrumpfung der Ende 2019 mit Kapitalhilfen von 3,6 Mrd. Euro gestärkten Nord/LB mit. Bis 2024 werde eine “im Kern gesunde” Bank halbiert, man schneide “tief ins Fleisch”. Alle Assetklassen seien betroffen. Mit der Braunschweigischen Landessparkasse (BLSK), die seit 2008 eine teilrechtsfähige Anstalt in der Anstalt der Nord/LB ist und deren Vorstand Schulz seitdem vorsteht, plant man bei der Landesbank gemäß dem bei der EU-Kommission eingereichten Geschäftsplan weiter. Gleichwohl sieht eine Öffnungsklausel im neu gefassten Staatsvertrag der involvierten Bundesländer über die Nord/LB die Möglichkeit einer Abspaltung und eines Verkaufs der Sparkasse vor, die mit einer Bilanzsumme von rund 7 Mrd. Euro zu den 35 größten Sparkassen Deutschlands gehört und die für etwa zwei Drittel des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Nord/LB steht. Kommunen aus dem früheren Braunschweiger Land arbeiten mit Hilfe der Münsteraner Beratungsfirma ZEB an einem Plan für eine Übernahme. Allerdings gibt es Hürden: Eine Herauslösung aus der Nord/LB darf der Landesbank nicht schaden. Zudem gelten einige der potenziellen Trägerkommunen als finanziell klamm.Schulz hält sich bei dem Thema bedeckt. An der Neuausrichtung der Nord/LB will er, dessen Vertrag noch bis September 2021 läuft, gerne weiter arbeiten. Der dreifache Vater, der nach der Mittleren Reife 1977 eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Hamburger Sparkasse begann und 1994 als diplomierter Sparkassenbetriebswirt bei der Sparkasse Prignitz erstmals Vorstandsverantwortung übernahm, ehe er 2001 Vorstandschef der Kreissparkasse Soltau wurde, verspürt nach wie vor hohe Motivation. Seinen Angaben zufolge bei bester Gesundheit, vollendet Schulz am Dienstag seinen 60. Geburtstag – daheim. Ein geplanter Wanderurlaub in Südtirol fiel den gegenwärtigen Umständen zum Opfer.