Cigna gibt Anthem-Avancen nach

Management stimmt Übernahme für 48,4 Mrd. Dollar zu - Einschreiten der Kartellwächter erwartet

Cigna gibt Anthem-Avancen nach

Gut einen Monat nachdem der zweitgrößte US-Krankenversicherer Anthem sein Interesse an Cigna öffentlich gemacht hat, haben sich die beiden Wettbewerber auf eine Übernahme verständigt. Anthem zahlt mit 48,4 Mrd. Dollar in bar und Aktien knapp 900 Mill. Dollar mehr als ursprünglich offeriert. Cigna hatte das erste Angebot noch abgelehnt.scd New York – Die Fusionswelle im US-Krankenversicherungsmarkt rollt weiter. Mit Anthem und Cigna wollen sich der nach Umsatz zweit- und fünftgrößte Branchenvertreter zusammenschließen. Es ist bereits die dritte M & A-Transaktion von US-Krankenversicherern im laufenden Monat. Der vereinbarte Kaufpreis von 48,4 Mrd. Dollar liegt um knapp 900 Mill. Dollar über dem Angebot, das vor rund einem Monat von Anthem einseitig öffentlich gemacht worden war, um nach monatelangen erfolglosen Verhandlungen mit dem Cigna-Management den Druck zu erhöhen.Cigna hatte die Offerte über 184 Dollar je Aktie damals bereits nach wenigen Stunden als zu niedrig abgelehnt (vgl. BZ vom 23. Juni). Nur 4 Dollar je Anteilsschein mehr reichten dem Vorstand nun offenbar für seine Zustimmung aus. Das Gebot von 188 Dollar je Titel in bar und Aktien basiert auf dem Anthem-Schlusskurs vom 28. Mai und entspricht einem Aufschlag von 22 % auf den Donnerstagsschlusskurs von Cigna. “Die Aktionäre waren bereits mit dem Angebot über 184 Dollar zufrieden”, glaubt Leerink-Analystin Ana Gupte. Der Investorenwunsch sei deshalb eindeutig gewesen, die Differenzen zu überwinden und den Deal zum Abschluss zu bringen.Dass die Zustimmung zur Übernahme für Anthem die entscheidende Hürde darstellt, wird von den meisten Marktbeobachtern allerdings bezweifelt. Vielmehr dürften die Kartellbehörden das wesentliche Hindernis vor dem Zusammenschluss sein. Erst Anfang des Monats hatte Aetna angekündigt, Humana für 37 Mrd. Dollar zu schlucken (vgl. BZ vom 4. Juli). Einen Tag zuvor hatte Centene sich mit Health Net auf eine Übernahme für 6,3 Mrd. Dollar geeinigt. Aus 5 mach 3Während Centene kaum Probleme mit den Wettbewerbshütern bekommen dürfte, stellt sich die Sachlage für die anderen beiden Übernahmevorhaben schwieriger dar. Genehmigen die Aufsichtsbehörden beide Transaktionen, würden aus den größten fünf US-Krankenversicherern plötzlich nur noch drei. Gerade in der jüngeren Vergangenheit haben das US-Justizministerium und andere Aufsichtsbehörden einer zu starken Konzentration auf wenige Wettbewerber immer wieder einen Riegel vorgeschoben. So wurde etwa der AT & T-Übernahmeversuch bei T-Mobile US geblockt. Auch Sprint bekam frühzeitig signalisiert, dass ein Kauf von T-Mobile US vor hohen Hürden stehen würde.An der Wall Street wird offenbar fest mit einem Scheitern der frisch vereinbarten Akquisition gerechnet. Die Cigna-Aktie sackte am Freitag sogar um knapp 4,6 % auf 147,30 Dollar ab. Die Anthem-Titel gaben um 1,7 % auf 152,54 Dollar nach. Rechnerisch betrug das Angebot zu diesem Anthem-Kurs 181,99 Dollar und damit fast ein Viertel mehr als der aktuelle Cigna-Kurs.Wird der Zusammenschluss dennoch genehmigt, entstünde ein Konzern mit mehr als 53 Millionen Versicherten. Damit würde sogar Marktführer United Health übertroffen. Die Krankenversicherungen streben nach Zusammenschlüssen, um eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Krankenhäusern und Ärzten zu erhalten. Anthem und Aetna argumentieren, dies werde den Versicherten zugutekommen. Kartellwächter fürchten allerdings, dass die geringere Auswahl an Versicherern mittelfristig eher zum Nachteil der Versicherten werde.Anthem wird von den Schweizer Banken Credit Suisse und UBS beraten, Cigna von Morgan Stanley. White & Case (Anthem) sowie Cravath, Swaine & Moore (Cigna) sind die Rechtsberater der Unternehmen.