Citigroup steigt aus Retailgeschäft aus
mf Tokio – Nach 112 Jahren Präsenz will sich die Citigroup aus dem Retailgeschäft in Japan zurückziehen. Das Privatkundengeschäft der Amerikaner ist seit Jahren defizitär. Nach unbestätigten Berichten hat die drittgrößte US-Bank bereits zehn Finanzinstitute in Japan angesprochen, darunter die Megabanken Sumitomo Mitsui, Bank of Tokyo Mitsubishi UFJ und Mizuho.Die Auktion könnte schon im September beginnen. Das Interesse an den 33 Citibank-Filialen überwiegend im Großraum Tokio ist groß. Dort bietet die US-Bank eine breite Service-Palette für wohlhabendere Kunden an. Mit Einlagen von 3,6 Bill. Yen (26,3 Mrd. Euro) ist das Institut so groß wie eine mittlere Regionalbank in Japan.Citigroup kam 1902 als eine der ersten ausländischen Banken nach Japan und deckte die ganze Bandbreite von Diensten ab. Aber längst sind Kreditnachfrage und Gewinnmargen in Japan klein und Girokonten kostenlos. Citigroup hatte sich daher seit den neunziger Jahren auf den Verkauf von Finanzprodukten sowie auf Fremdwährungskonten konzentriert. Mit diesen Schwerpunkten konnte sich das Institut auch unter der Nullzinspolitik der Bank of Japan behaupten. Die Kunden wurden mit hohen Zinsraten vor allem auf Dollar-Einlagen angelockt. Das konnte man sich durch den hohen Spread zu den Zinsen im Ausland, etwa im US-Kreditkartengeschäft, leisten. Doch das Geschäft funktionierte nicht mehr, als auch in den USA die Zinsen deutlich sanken.Japan ist für die weltweite Strategie der Citigroup nicht wichtig: Nur 7 % der 471 Filialen in Asien stehen in Japan. Im zweiten Quartal stammte weniger als 1 % der Verbraucherkredite von dort. Ihren Rückzug hatte Citigroup bereits 2007 begonnen: Zunächst stiegen die Amerikaner aus dem Geschäft mit Verbraucherkrediten aus, als ein Gerichtsurteil der ganzen Branche Verluste bescherte. Im Verlauf der Finanzkrise wurde die Broker-Tochter Nikko Cordial Securities an die Finanzgruppe Sumitomo Mitsui verkauft. Die Vermögensverwaltung ging an eine japanische Trustbank. Nach dem Verkauf des Retailgeschäfts will das US-Institut noch das Investment Banking, das Geschäft mit Firmenkunden sowie den Wertpapierhandel in Japan behalten. Ärger mit RegulierernImmer wieder gerieten die Citibank und die japanischen Regulierungsbehörden aneinander. 2011 ermittelte die Finanzaufsicht bereits zum dritten Mal in sieben Jahren wegen Regelverstößen. So seien Kunden nicht ausreichend über Investmentfonds aufgeklärt und auf ihre Risikobereitschaft geprüft worden. Mehrmals wurden Citibank bestimmte Dienstleistungen befristet verboten.