Coin Offerings von Krypto-Turbulenzen ungerührt

Volumen legt im Januar zu - Kurssturz bei Digitalwährungen und Einwände der Aufsicht bremsen nicht

Coin Offerings von Krypto-Turbulenzen ungerührt

Von Stefan Paravicini, New YorkSeit dem Höchststand nahe 20 000 Dollar Mitte Dezember hat die wichtigste Kryptowährung Bitcoin in den vergangenen Wochen zeitweise mehr als 50 % ihres Werts verloren. Insgesamt haben Digitaldevisen in den vergangenen Wochen laut Marktbeobachtern bis zu 280 Mrd. Dollar ihrer Marktkapitalisierung verloren. Einem besonders risikoreichen Segment im Feld der Kryptomünzen können die Turbulenzen bei Digitalwährungen bisher aber wenig anhaben. Initial Coin Offerings (ICO), bei denen Start-ups an Investoren eigene Tokens ausgeben, haben im Januar nach Angaben des Informationsdienstes Coinist bereits 450 Mill. Dollar eingespielt und liegen damit auf Kurs zum stärksten Monat seit Oktober (siehe Grafik).Im vergangenen Jahr haben ICOs nach Angaben von Coinist insgesamt 3,8 Mrd. Dollar eingebracht. CB Insights zählte mehr als 800 Transaktionen mit einem Volumen von gut 5 Mrd. Dollar. Der Branchendienst Smith + Crown kommt auf 6,8 Mrd. Dollar, während in den drei Jahren zuvor mit ICOs insgesamt 151 Mill. Dollar eingesammelt wurden. Dabei geben Start-ups, deren Geschäftszweck häufig mit der Blockchain-Technologie in Verbindung steht, statt Aktien eigene Kryptomünzen aus, die die Unternehmen in vielen Fällen als Zahlungsmittel für ihre Produkte und Dienstleistungen akzeptieren. Der Reiz für viele Investoren liegt vor allem darin, dass sie sich mit ihren Tokens Hoffnung auf ähnliche Kurszuwächse machen, wie sie Anlegern von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether oder Ripple im vergangenen Jahr zugefallen sind.In einigen Fällen ist allerdings nicht nur ein vergleichbarer Kurssprung ausgeblieben, sondern das Geld der Investoren ist auch bei Cyberkriminellen gelandet. Zu den größten Betrugsfällen in dem Segment gehört das ICO von DAO im Sommer 2016, bei dem mehr als 150 Mill. Dollar eingesammelt wurden, bevor Hacker den Code der Kryptowährung auf der Blockchain von Ethereum knackten und 55 Mill. Dollar erbeuteten. Der Fall rief auch die US-Finanzmarktaufsicht SEC auf den Plan, die im Sommer des vergangenen Jahres warnte, dass die im Rahmen von ICOs ausgegebenen Münzen dem Wertpapierrecht unterliegen können. Erst im Dezember hat die Behörde mit dem ICO der kanadischen Firma Plexcorp zum ersten Mal eine Transaktion gestoppt. Abwärts mit VerzögerungDie Einwände von Regulierungsbehörden konnten die Dynamik bei ICOs bisher ebenso wenig bremsen wie der jüngste Kurssturz der meisten Digitalwährungen. Das könnte sich allerdings schon bald ändern. “Obwohl auch ICOs von der allgemeinen Stimmung im Markt beeinflusst werden, gibt es einen Puffer wegen des längeren Zeitrahmens”, erklärt Coinist-Gründer Sterling Sweeney. So wurden die meisten im Januar abgeschlossenen Coin Offerings bereits vor Monaten angeboten. “Wenn wir einen fortgesetzten Abwärtstrend bei Kryptowährungen sehen, könnte sich das in einigen Monaten auch in den Daten für ICOs widerspiegeln”, sagt Sweeney. Das bislang größte ICO im Januar ist Envion, die 100 Mill. Dollar eingespielt hat. Die Mittel sollen in Infrastruktur für eine Blockchain fließen.