Comeco offen für weitere Partner mit Verständnis für Plattformen
Von Thomas Spengler, Stuttgart
Die Suche nach neuen Beteiligungen an Comeco gestaltet sich als zäh. Nachdem das Stuttgarter Fintech, das die Multibanking App Teo betreibt, schon seit geraumer Zeit eine dritte Finanzierungsrunde anpeilt, hat bisher noch kein Wunschpartner angebissen. Dennoch arbeite Comeco nicht gegen einen direkten Zeitplan, sagte Stefan Bisterfeld gegenüber der Börsen-Zeitung. „Vielmehr suchen wir sorgsam weiter, ohne jegliche Hektik, und führen strategische Gespräche mit potenziellen Partnern“, so der Comeco-CEO.
Zuletzt hatte Martin Hettich, Vorstandschef der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die der größte Anteilseigner der Comeco ist, Anfang Juli davon gesprochen, man würde konkrete Gespräche mit potenziellen Interessenten unter anderem aus den Bereichen der Lebensversicherer, des Handels, der Bausparkassen oder der mobilen Zahlungsdienste führen. Insbesondere einen Lebensversicherer würde Comeco gerne für sich gewinnen. „Ein solcher Partner könnte mit unserem Versicherungsmanager einen Mehrwert für die Kunden erzeugen“, ist Bisterfeld überzeugt. Im Februar waren bereits die DEVK Versicherungen und die Süddeutschen Krankenversicherung a. G. (SDK) eingestiegen.
Ansonsten sollte ein Wunschpartner der Comeco Verständnis für Plattform-Ökonomie haben und die Bereitschaft mitbringen, zusammen mit dem Fintech ein neues Geschäftsmodell entwickeln zu wollen. „Ohnehin sollte Digitalisierung für unsere Partner keine Eintagsfliege sein“, so Bisterfeld. Das alles berge die Voraussetzungen dafür, gemeinsam wachsen zu können.
Dabei gibt sich Comeco bei der Integration externer Partner als sehr flexibel. „Man kann unser Frontend auch gelb anmalen“, sagt Bisterfeld augenzwinkernd. So sei Teo auch für White-Label-Lösungen geeignet, ebenso wie einzelne Funktionen als Services genutzt werden könnten, ohne dass die Marke Teo irgendwo auftauche. Zuletzt war das Kapital der Comeco im Februar 2021 um 16,25 Mill. Euro aufgestockt worden, wovon die DEVK sowie die SDK den Löwenanteil eingebracht hatten. 3 Mill. Euro kamen von der Sparda Baden-Württemberg, deren Beteiligung damit auf 35,6 Mill. gestiegen ist. Damit entspricht deren Kapitalanteil von 43,34% etwa dem Anteil der Kunden, die das Institut eingebracht hat. Daraus errechnet sich für Comeco ein Eigenkapital in Höhe von 82,14 Mill. Euro.
Der Name der Comeco-Marke Teo ist ein Akronym, das für Transparenz, Einfachheit und Offenheit steht. Mit dieser Multibanking-Plattform mit E-Commerce-Anwendungen wollen die beteiligten Spardas die Schnittstelle zwischen Banken und Kunden rechtzeitig besetzen. Dazu werden Multibanking-App-Funktionen um Angebote im E-Commerce-Bereich und weitere Dienstleistungen „beyond banking“ erweitert. Damit, so das Kalkül, wäre man gegen die vier globalen Tech-Giganten Google, Apple, Facebook und Amazon (GAFAs) gut positioniert.
Nachdem in der Vergangenheit bereits Paypal oder Google Plus die Wertschöpfungskette der Banken attackiert haben, stellt Bisterfeld die Frage, wo denn die nächste Revolution im Banking stattfinden werde. „Dieser Prozess geschieht zunächst schleichend, dann aber disruptiv“, ist er überzeugt. Und darauf sollten sich die hiesigen Banken vorbereiten – am besten eben mit einer Plattformtechnologie, wie sie Teo darstelle. Ohnehin werde Teo laufend weiterentwickelt. So sind inzwischen auch die Depots der Union Investment und die von Robo-Advisors integrierbar.
Daneben sollen auch die Themen „Beyond Banking“ weiter ausgebaut werden, sagt der CEO und nennt als jüngstes Beispiel angebotene Wertgutscheine für einen zehnprozentigen Rabatt in der „Outlet City“ Metzingen, unweit von Stuttgart. Die Nutzung der Beyond Banking Features köchelt im Moment allerdings eher noch auf kleiner Flamme. „Das braucht eben seine Zeit“, so Bisterfeld. Doch nachdem viele Wettbewerber diesen Weg einschlagen haben, ist der CEO überzeugt, dass sich dieses Thema immer mehr zum Trend entwickeln wird. So sehe man auf der Nutzungsseite bei einzelnen Themen schon eine gute Nachfrage und glaube, dass die Entwicklung weiter voranschreiten werde.
Inzwischen zählt Comeco eigenen Angaben zufolge 640000 aktive Nutzer, vornehmlich Kunden der vier Sparda-Banken Augsburg, Baden-Württemberg, München und Nürnberg, die auf 8,2 Millionen Logins pro Monat kommen. Daneben nutzen auch Kunden anderer Banken Teo als Multibanking App, um ihre Finanzen zentral zu verwalten. „Damit liegen wir im Plan“, so Bisterfeld. Per Ende 2020 waren erst 251000 Kunden auf Teo migriert. Die vier Sparda-Banken hatten nach einer langen, holprigen Startphase endgültig ihre alte Sparda-App durch die Multibanking-App Teo ersetzt. Wenn man sich als Pionier in den Wind stelle, falle man beim ersten Sturm nicht gleich um, sagt Bisterfeld mit Blick auf die Kritik zum Start von Teo. So kann er auch nicht nachvollziehen, wenn die Stiftung Warentest zum „Lifestyle-Banking“ à la Teo schreibt, dass die Funktionsvielfalt der App für viele Nutzer eher verwirrend sein dürfte. Dem hält der CEO entgegen, dass man darauf geachtet hätte, das Grundbedürfnis „Banking“ in den Vordergrund zu rücken. Erst danach bringe Teo den Kunden die weiteren, vielfältigen Funktionen von Teo nahe.
Geräuschlose Migration
Wie Bisterfeld weiter sagte, sei nicht nur Teo, sondern auch die Kundschaft reifer geworden. Nicht von ungefähr sei die Migration der zweiten Kundenwelle viel geräuschloser erfolgt als zu Beginn. Bekanntlich gab es eine gewisse Beharrlichkeit von Kunden, die nicht von der alten, bewährten Sparda-App zu Teo wechseln wollten.
Das Erreichen des Break-even-Points macht Comeco von zahlreichen Faktoren abhängig, insbesondere vom weiteren Wachstum und dem qualitativen Aufbau des Angebots. 2022 aber werde die Gewinnschwelle noch nicht erreicht. An seinem Ziel, bis 2025 mit seinem Portfolio ein führendes Ökosystem im europäischen Raum aufzubauen, hält Comeco fest.