Quartalszahlen

Commerzbank darf Aktien zurückkaufen

Die Commerzbank hat die Analystenerwartungen im ersten Quartal übertroffen. Nun will das Institut verstärkt um internationale Investoren werben.

Commerzbank darf Aktien zurückkaufen

Commerzbank darf eigene Aktien zurückkaufen

Vorstand bestätigt nach über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen die Prognose – Börse reagiert mit deutlichen Kursabschlägen

Die Commerzbank hat im ersten Quartal deutlich mehr verdient als von Analysten erwartet. Gespeist wurde der Ergebnissprung von steigenden Zinseinnahmen, einem deutlich gesunkenen Risikoergebnis und leicht rückläufigen Kosten.

lee Frankfurt

Die Commerzbank arbeitet beharrlich daran, zum Dividendentitel zu werden. Wie das Institut anlässlich der Veröffentlichung unerwartet starker Zahlen für das erste Quartal bekannt gab, haben die Europäische Zentralbank (EZB) und die Finanzagentur, die für die Verwaltung der im Besitz des Bundes befindlichen Commerzbank-Anteile zuständig ist, das erste Aktienrückkaufprogramm bewilligt.

Zwar geht es dabei lediglich um den Erwerb von Aktien im Wert von 122 Mill. Euro. Zusammengenommen mit der angekündigten Dividende in Höhe von 20 Cent, macht die Commerzbank aber das Versprechen wahr, nach Abzug des Kupons der Coco-Anleihen 30% des Konzernergebnisses auszuschütten.

Feste Ausschüttungsquoten

Vor etwas mehr als einem Jahr hatten Vorstandschef Manfred Knof und seine für die Finanzen verantwortliche Stellvertreterin Bettina Orlopp bei der Vorlage der Jahreszahlen für 2021 den Plan vorgestellt, sich auf Ausschüttungsquoten festzulegen. Auf diese Weise will das Management das Problem der chronisch schwachen Börsenbewertung in den Griff bekommen, das die Commerzbank seit Jahrzehnten zum potenziellen Übernahmekandidaten macht.

Hoffen auf globale Investoren

Der jetzt genehmigte Aktienrückkauf könnte, so die Hoffnung des Managements, den Titel auch für internationale Investoren attraktiver machen. Anders als in den USA ist dieses Instrument in Deutschland traditionell eher ungebräuchlich und wurde lange sogar misstrauisch beäugt. Manchen Investoren erschien es als Ausdruck unternehmerischer Ideenlosigkeit, da es oftmals als Alternative zu Unternehmenszukäufen verstanden wurde. Erst in jüngerer Zeit gewinnen Aktienrückkäufe bei börsennotierten Gesellschaften an Popularität.

Wie das Institut am Mittwoch bekannt gab, stieg das operative Ergebnis im ersten Quartal um gut 60% auf 875 Mill. Euro. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 770 Mill. Euro gerechnet. Der Konzerngewinn stieg von 298 Mill. Euro im Vorjahresquartal auf 580 Mill. Euro und lag damit ebenfalls deutlich über der Konsensschätzung von 481 Mill. Euro.

Neben dem dank steigender Zinsen deutlich angewachsenen Zinsüberschuss geht die Ergebnisverbesserung vor allem auf das noch rückläufige Risikoergebnis zurück, das mit −68 Mill. Euro noch niedriger ausfiel als antizipiert. Die Analysten hatten laut Konsensschätzung mit −135 Mill. Euro gerechnet.

Gewinnsprung höher als erwartet

Im Vorjahresquartal hatte das Risikoergebnis bei −464 Mill. Euro gelegen, weil die Commerzbank wegen der mit dem russischen Angriff auf die Ukraine einhergehenden Unsicherheit die pauschale Risikovorsorge (Top Level Adjustment/TLA) deutlich aufgestockt hatte. Diesen Puffer hat das Institut bislang nicht angetastet, er liegt den Angaben zufolge mit 483 Mill. Euro geringfügig über dem Niveau des Vorjahres von 482 Mill. Euro.

Wenig Problemkredite

Die Commerzbank wertet das deutlich rückläufige Risikoergebnis als Ausdruck der hohen Qualität des Kreditbuchs. „Wir steuern die Bank mit klaren Prioritäten durch ein sehr dynamisches Umfeld. Dabei bewährt sich die hohe Qualität des Kreditbuchs und unser konservatives Risikomanagement“, so Orlopp. Den Anteil der Problemkredite am gesamten Kreditbestand beziffert sie mit 1,1%.

Pauschale Risikovorsorge konstant

Mit Blick auf die Franken-Kredite der polnischen Tochter MBank, für die der Konzern in den vergangenen Jahren nach Angaben Orlopps bereits 1,6 Mrd. Euro Vorsorge getroffen hat, konnte die Commerzbank keine Entwarnung geben. Laut Zwischenbericht waren per Ende März 18.440 Einzelklagen anhängig. Mitte Juni erwartet sie eine Grundsatzentscheidung des EU-Gerichtshofs. „Es ist mehr als zehn Jahre her, dass die Commerzbank in einem Quartal unter dem Strich mehr als eine halbe Milliarde Euro verdient hat“, gab sich Manfred Knof in der Telefonkonferenz zufrieden: „Wir sind mit viel Schwung in das Jahr 2023 gestartet und knüpfen damit nahtlos an das starke Vorjahr an.“ Das Institut sei voll auf Kurs, seine Ziele für 2023 inklusive Ausschüttungsquote von 50% zu erreichen. Die Börse reagierte aber negativ: Die Aktie war am Mittwoch Tagesverlierer im Dax.

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