Commerzbank kassiert Gewinnziel für 2016

Bündel von Maßnahmen im Zinsgeschäft - Margenerosion bei Einlagen setzt sich fort - Gestiegener Aufwand in der Mittelstandsbank

Commerzbank kassiert Gewinnziel für 2016

Einen Milliardengewinn wird die Commerzbank in diesem Jahr nicht erreichen können. Die Aktie geht auf Tauchstation.bg Frankfurt – Die Commerzbank hat sich mit Vorlage des Berichts für das zweite Quartal von ihrem Gewinnziel für das Gesamtjahr verabschiedet. Denn Niedrigzinsumfeld und anhaltende Kundenzurückhaltung in Anbetracht der geopolitischen Unsicherheiten werden die Erträge weiter belasten. Der Konzerngewinn werde daher ebenso unter dem Vorjahr liegen wie das operative Ergebnis vor Steuern, heißt es in dem am Dienstag vorgelegten Zwischenbericht. 2015 hatte die Commerzbank einen Nettogewinn von 1,06 Mrd. Euro erwirtschaftet, in den ersten sechs Monaten nun aber einen Rückgang um 58 % auf 372 Mill. Euro verzeichnet. Obwohl die Prognosesenkung längst in der Luft lag, wurde die Commerzbank-Aktie erneut hart abgestraft und verlor am Ende 9,2 % auf 5,235 Euro.Die Eckdaten für das zweite Quartal hatte das Institut bereits in der Vorwoche veröffentlicht und dabei auch einen Rückgang der harten Kernkapitalquote auf 11,5 % gebeichtet. CFO Stephan Engels erklärte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass der Druck des aktuellen Zinsumfelds auf das Ergebnis im Privatkundengeschäft sowie in der Mittelstandsbank anhalten werde, was ab 2017 zu einem zusätzlichen Zinsergebnisrückgang von etwa 100 Mill. Euro führen werde.Die Schleifspuren des Zinsumfeldes waren im zweiten Quartal deutlich sichtbar. Für das Privatkundengeschäft bezifferte Engels den Ertragsrückgang daraus auf 45 Mill. Euro im Jahresvergleich, wobei die Sparte dies durch den Sondereffekt des Visa-Europe-Verkaufs von 58 Mill. Euro ausgleichen konnte. Das Retail Banking hält dagegen mit einer Ausweitung des Kreditgeschäftes (+ 8 %) und gewinnt weiter Neukunden (netto 62 000 im zweiten Quartal), sieht sich aber auch mit einem rückläufigen Wertpapiergeschäft (-17 Mill. Euro im Jahresvergleich) konfrontiert. In Summe konnte so der Gewinnrückgang in der Sparte auf 180 (i.V. 191) Mill. Euro begrenzt werden.Die derzeit im Fokus stehende Mittelstandsbank verzeichnete in den ersten sechs Monaten bei auf 1,401 (1,521) Mrd. Euro gesunkenen Erträgen ein operatives Ergebnis von nur noch 412 (679) Mill. Euro, auch weil die Risikovorsorge hochging auf 146 (79) Mill. Euro. Dabei war der Verwaltungsaufwand mit 835 (805) Mill. Euro sogar höher als im Vorjahr – Beobachter gehen davon aus, dass die Sparte einen härteren Schnitt bei den Kosten ansetzen wird. Gelder umleitenDenn die Commerzbank kann mit ihren Gegenmaßnahmen den Abrieb im Zinsergebnis nicht voll kompensieren, aber zum Beispiel die Margenerosion verzögern, indem Sichteinlagen gegen längerfristige Festsatzkredite stehen. Seit Ende 2015 wurde der Einlagenbestand in der Mittelstandsbank Engels zufolge um 22 Mrd. Euro verringert. Das verbesserte die Kennzahl Kredit-Einlagen-Verhältnis von 80 % auf 92 % per Ende Juni. Guthabenentgelte für die meisten relevanten Kundengruppen sind bereits eingeführt worden, um ein Umleiten der Gelder in andere Kontenmodelle zu bewirken.Zudem werden nun bei Firmenkunden umfassend Mindestsätze für variabel verzinsliche Kredite eingeführt – Engels geht davon aus, dass andere Banken da bald nachziehen werden. Im ersten Halbjahr büßte die Mittelstandsbank aufgrund des Negativzinsumfelds 76 Mill. Euro beim margengetriebenen Zinsüberschuss des Einlagengeschäfts ein (siehe Grafik). Zudem kippt der Provisionsüberschuss wegen der zunehmenden Kundenzurückhaltung ab.Auch das Segment Corporates & Markets musste im zweiten Quartal kräftig Federn lassen. Die Erträge schrumpften auf 373 (500) Mill. Euro, weil bis auf Anleihen- und Devisengeschäft nichts so wirklich anspringen will. Nach sechs Monaten beträgt der Ertragsrückgang gut ein Viertel, das operative Ergebnis sackte um mehr als die Hälfte auf 201 (473) Mill. Euro ab, obwohl eine Nettorisikoauflösung von 7 Mill. Euro erfolgte.Immerhin konnte die verbliebene Abbaueinheit ACR den Fehlbetrag im ersten Halbjahr auf 256 Mill. Euro begrenzen, wobei CFO Engels davon ausgeht, dass für Schiffskredite weitere Risikovorsorge ins Haus steht. Auf Konzernebene beträgt das Default-Volumen 6,54 Mrd. Euro, ein Rückgang um 0,6 Mrd. Euro. Der Deckungsgrad (Coverage Ratio) für dieses Portfolio beträgt über Risikovorsorge und Sicherheiten per Ende Juni 93 %.Die Commerzbank geht davon aus, dass sie ihre auf 11,5 % gesunkene Kapitalquote locker über den SREP-Anforderungen der Aufseher halten kann – bis 2019 müssen 11,75 % erreicht werden. Engels gab zu Protokoll, dass die Bank derzeit nicht an eine Kapitalerhöhung denkt, aber sehr genau beobachtet, ob die Regulatoren unter dem Stichwort Basel IV tatsächlich eine weitere Inflation der Risikoaktiva veranlassen. Noch seien die Aufseher dabei herauszufinden, wie geplante Maßnahmen wirken.Der im zweiten Quartal verzeichnete RWA-Anstieg um knapp 4 Mrd. Euro resultierte aus methodischen Anpassungen bei der Erfassung von Marktrisiken sowie einem abgeleiteten Wert allgemeiner Branchenrisiken. Zudem musste eine eigenkapitalwirksame Belastung aufgrund erhöhter Credit Spreads vor allem bei italienischen Staatsanleihen von 263 Mill. Euro verbucht werden. Hinzu kamen 137 Mill. Euro für die Deckung von Pensionsverpflichtungen. Diese Ereignisse ließen die Kapitalquote schrumpfen.