Commerzbank kassiert ihre Prognosen

Auch das erfreuliche Sommerquartal rettet das Gewinnplus nicht - Privatkundengeschäft wächst

Commerzbank kassiert ihre Prognosen

lee Frankfurt – Trotz eines überraschend starken Sommerquartals kann die Commerzbank ihre selbstgesteckten Prognosen nicht halten. Nachdem das Institut bereits Ende Oktober die Eckdaten bekannt gegeben hatte, lieferte es am Donnerstag den Zwischenbericht nach und rückte auch offiziell von dem zusehends unwahrscheinlich gewordenen Ziel ab, 2019 einen über dem Vorjahreswert von 865 Mill. Euro liegenden Überschuss zu erwirtschaften.Im Geschäftsbericht wird die Anpassung mit makroökonomischen Unsicherheiten durch die sich verschärfenden globalen Handelskonflikte begründet. “Zum anderen führt die von der EZB im September beschlossene weitere Lockerung der Geldpolitik und der daraus resultierende Margendruck ebenfalls zu Ergebnisbelastungen”, heißt es. Unverändert bleibe dagegen die Prognose für die per Jahresende angestrebte harte Kernkapitalquote von 12,75 %.Der Aktienmarkt reagierte mit Kursabschlägen. Während die meisten europäischen Banken Kursgewinne verzeichneten, rutschte die im MDax notierte Aktie der Commerzbank um mehr als 1,5 % auf 5,69 Euro ab. Hintergrund dürfte die Enttäuschung der Investoren sein, dass das Institut seine ohnehin als wenig ambitioniert eingestuften Renditeziele nicht erzielt.Konzernchef Martin Zielke konterte diese Kritik laut Mitteilung mit den Worten: “Wir stellen bewusst den langfristigen Erfolg über kurzfristige Renditeziele.” Im aktuellen Marktumfeld sei Wunschdenken nicht angesagt. Dem pflichtete Finanzchef Stephan Engels in einer Telefonkonferenz mit Journalisten bei: “Es geht um realistisch erreichbare Renditen, nicht um die, die man sich wünscht.” Trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen habe die Commerzbank im dritten Quartal ein gutes Ergebnis erzielt, strich Engels heraus.Das operative Ergebnis stieg den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr um gut 29 % auf 448 Mill. Euro. Rund 13 Mill. Euro davon entfielen auf Sondereffekte wie den Erlös aus dem Verkauf der Tochtergesellschaft Ebase. Engels verwies jedoch auch auf die gestiegenen Erträge, verringerten Kosten und das niedrigere Risikoergebnis. Diese Kennzahl ersetzt nach dem internationalen Bilanzierungsstandard IFRS die Risikovorsorge. “Wir wachsen weiter bei Kunden und Assets und begegnen so dem unverminderten Margendruck”, so der Finanzchef. Jetzt gehe es darum, kräftig zu investieren, um die Digitalisierung der Bank voranzutreiben und die Kosten weiter zu senken. Um die Digitalisierung zu finanzieren, hat die Commerzbank den Verkauf ihrer ertragreichen polnischen Tochter MBank angekündigt.Gewachsen ist die Commerzbank in den Sommermonaten vor allem bei den Privatkunden. So stieg die Zahl der Privat- und Unternehmerkunden im abgelaufenen Quartal um 141 000 auf 11,2 Millionen. Bis 2023 soll die Kundenzahl auf mehr als 12 Millionen steigen. Das Institut hatte die Vorstellung der neuen Strategie aber zum Anlass genommen, ihre Angaben zur Kundenzahl zu revidieren; zuvor hatte das Institut die Zahl der Privat- und Unternehmerkunden auf rund 18 Millionen beziffert. Darin waren aber wohl viele inaktive Kundenbeziehungen enthalten, die Kosten verursachen. Die um Einmaleffekte bereinigten Erträge im Privatkundengeschäft stiegen den Angaben zufolge um knapp 1,4 % auf 1,2 Mrd. Euro. Dank rückläufiger Kosten erzielte das Segment operativ einen Gewinnsprung um fast 70 % auf 315 Mill. Euro.Im Firmenkundengeschäft stiegen zwar die Erträge im Kreditgeschäft, im Kapitalmarktgeschäft und in der Handelsfinanzierung, wie die Commerzbank unterstrich. Das umkämpfte Mittelstandsgeschäft stagnierte den Angaben zufolge jedoch, so dass unter dem Strich der Ertragszuwachs im Kundengeschäft nicht ausreichte, um die fehlenden Erträge aus abgebauten Portfolios sowie negative Bewertungseffekte auszugleichen. Den Ertragsrückgang um 8,5 % auf 782 Mill. Euro konnten auch sinkende Kosten nicht ausgleichen; der operative Gewinn im Firmenkundengeschäft verringerte sich um 16 % auf 146 Mill. Euro.