Commerzbank sagt Verkauf der MBank ab
fir Frankfurt – Zwei Tage bevor die Commerzbank ihre Quartalszahlen vorlegt und ihre Hauptversammlung abhält, hat sie den geplanten Verkauf der polnischen Tochter MBank abgesagt. Weil sich kein Käufer gefunden hat, der den Preisvorstellungen der Commerzbank entspricht, gibt sie die Veräußerung der Beteiligung von 69,3 % an der MBank auf. “Im aktuell von der Corona-Krise geprägten Umfeld erscheint eine Transaktion zu attraktiven Bedingungen nicht erreichbar”, teilte die Commerzbank am Montagnachmittag ad hoc mit. Der Aktienkurs reagierte mit Abschlägen von 1,3 %.Damit bricht ein zentraler Pfeiler des “Strategieprogramms Commerzbank 5.0” weg. Im September hatte die Bank angekündigt, den so titulierten Konzernumbau samt Digitalisierungsoffensive finanzieren zu wollen, indem sie die als Ertragsperle und digitaler Vorreiter geltende Gesellschaft losschlägt. Die Strategie solle weiter vorangetrieben werden, teilte die Commerzbank nun mit. Die starke Eigenkapitalausstattung sei eine gute Ausgangsbasis. Wie Bettina Orlopp, seit März Finanzchefin, die Strategieumsetzung, für die 1,6 Mrd. Euro veranschlagt waren, jetzt finanzieren will, bleibt unklar. Ursprünglich hätte die Commerzbank auf rund 2 Mrd. Verkaufserlös hoffen können.Ganz überraschend kommt die Nachricht nicht, hatten manche Analysten doch die Erwartung geäußert, dass die MBank im Portfolio der Frankfurter verbleibt. Und bereits vor der Coronakrise hatte sich abgezeichnet, dass sich der Verkauf mangels Nachfrage als schwierig erweisen könnte. Zwar waren seit der Verkaufsankündigung immer wieder Namen potenzieller Kandidaten aufgekommen, doch habe sich nur ein ernsthafter Interessent gefunden, war im Februar im Markt zu vernehmen. Inwieweit die in den Franken-Währungskrediten der MBank schlummernden Risiken bei der Entscheidung eine Rolle spielten, den Verkauf abzusagen, mochte ein Sprecher auf Anfrage nicht sagen.Viele Polen haben sich in auf Schweizer Franken denominierten Immobilienkrediten verschuldet, weil die Kreditzinsen einst niedrig waren. Dass der Zloty stark an Wert eingebüßt hat, hat viele Bürger in Nöte gebracht. Warschau reagierte damit, die Banken zum Umtausch der Darlehen in Zloty-Hypotheken zwingen zu wollen. Rückendeckung kam Anfang Oktober vom Europäischen Gerichtshof (EuGH), der in einem Urteil die betroffenen polnischen Kreditnehmer stärkte, indem er ihnen zugestand, die Umrechnung in die Landeswährung verlangen zu können. Die MBank hat Franken-Darlehen von etwa 3,4 Mrd. Euro.Andreas Thomae, Portfoliomanager bei Deka Investment, begrüßte die Entscheidung der Commerzbank: “Es ist der richtige strategische Schritt, die MBank nicht zu verkaufen, denn sie zeigt gutes Wachstum und ist wesentlich profitabler als der Rest der Commerzbank.”