Frankfurter wollen Schweizer Banken Konkurrenz machen

Commerzbank setzt Akzent in der Schweiz

Die Commerzbank baut ihr Schweizer Firmenkundengeschäfts deutlich aus. In Zürich hat sie zusätzliche Flächen angemietet und will in den kommenden zwei Jahren 30 Mitarbeiter einstellen. Die Offensive stößt bei Unternehmen in der Schweiz auf großen Zuspruch.

Commerzbank setzt Akzent in der Schweiz

Schweizer Firmenkundenmarkt

Commerzbank setzt Akzent in der Schweiz

Mehr Personal für Ausbau der Unternehmensfinanzierung – „Sehr zufrieden“ mit lokalem Geschäft – Kreditvolumen und Anleihegeschäft legen zu

Von Daniel Zulauf, Zürich

Die Commerzbank erhält zum Ausbau des Schweizer Firmenkundengeschäfts deutlich mehr Ressourcen. In Zürich wurden zusätzliche Flächen angemietet. In den nächsten zwei Jahren sollen 30 Mitarbeiter eingestellt werden. Die Offensive des Frankfurter Kreditinstituts stößt bei Unternehmen in der Schweiz auf großen Zuspruch.

Eineinhalb Jahre nach dem Kollaps der Credit Suisse scheinen ausländische Banken bereit zu sein, mehr Aufwand im Schweizer Firmenkundengeschäft zu betreiben. Die deutsche Commerzbank, die sich hierzulande als „Hausbank für exportorientierte Unternehmen“ positioniert, hat Vorkehrungen zu einem markanten Ausbau ihres Personalbestandes getroffen.

Viele Neueinstellungen

Die Bank hat an ihrem Zürcher Sitz, nur wenige Meter vom UBS-Hauptsitz entfernt, zusätzliche Flächen angemietet, um ihre Büros per Anfang September um zwei Drittel auf 2.000 Quadratmeter auszudehnen. Das Frankfurter Kreditinstitut will in den kommenden zwei Jahren 30 zusätzliche Mitarbeitende einstellen. Eine Commerzbank-Sprecherin bestätigte die Information auf Anfrage der Börse-Zeitung.

„Ein großes Stück vom Kuchen“

Bereits im März hatte Marc Steinkat, Chef der Commerzbank Schweiz, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung die Ambitionen im Schweizer Firmenkundengeschäft deutlich gemacht: „Wir wollen ein großes Stück vom Kuchen“, sagte Steinkat mit Blick auf die vielen Schweizer Firmenkunden, die nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS neue Bankbeziehungen aufbauen müssen.

„Das Verschwinden der Credit Suisse ist ein Malheur für die Schweiz, die Bank war lange ein Pfeiler der starken Schweizer Wirtschaft“, sagte der 56-jährige Manager, um anzufügen, dass die veränderte Wettbewerbssituation „nun aber eine Riesengelegenheit“ für die Commerzbank darstelle.

Expansionsversuch schon 2014

Die Bank hatte zuletzt 2014 einen Ausbau des Schweizer Firmenkundengeschäftes in Angriff genommen und ein Netz von sechs Niederlassungen in fast allen Landesteilen aufgebaut. Doch die Negativzinsphase hatte dem Institut später hart zugesetzt und auch in der Schweiz Sparmaßnahmen erforderlich gemacht. Der Personalbestand schrumpfte von 100 auf aktuell 80 Personen, und es kam zu einer Zentralisierung.

Inzwischen erfreut sich die Bank aber wieder einer guten Geschäfts- und Ertragslage. Das am Mittwoch dieser Woche veröffentlichte Halbjahresergebnis des Konzerns war das Beste in den vergangenen 15 Jahren. Ende Juni standen in der Commerzbank-Bilanz Firmenkundenkredite in Höhe von 99 Mrd. Euro zu Buche. Nach einem konjunkturell bedingten Rückgang in den vergangenen Quartalen habe die Kreditnachfrage wieder angezogen, insbesondere im Bereich von Investitionskrediten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zufrieden mit erstem Halbjahr

Mit dem Schweizer Geschäft im ersten Halbjahr zeigte sich die Commerzbank auf Anfrage „sehr zufrieden“. Der Erfolg basiere vor allem auf einem deutlich erhöhten Kreditvolumen sowie dem Anleihegeschäft, zitierte die Firmensprecherin den Schweizer Chef.

Unternehmerbanken sind wichtig für eine Volkswirtschaft wie die Schweiz mit ihren zahlreichen kleinen und mittelgroßen, oft international ausgerichteten Produktions- und Handelsfirmen. Die Größe dieses relevanten Schweizer Marktes ohne Klein- und Kleinstgewerbe beziffern erfahrene Firmenkreditspezialisten mit rund 20.000 Adressen. Dahinter stehen Firmen, die Bankfinanzierungen in Anspruch nehmen, die sich nicht einfach mit einer risikoarmen, hypothekarischen Deckung absichern lassen.

Risikoappetit willkommen

Das Segment wurde in früheren Jahren zum großen Teil von Credit Suisse, UBS, Zürcher Kantonalbank und Banque Cantonale Vaudoise bedient. Die Bedeutung der Credit Suisse war hoch. Das lässt sich aus den vergangenen Geschäftsberichten herauslesen. Diese legen zum Beispiel nahe, dass die Credit Suisse den lokalen Industriefirmen etwa das Dreifache an unbesicherten Blankokrediten zur Verfügung gestellt hat als die bilanzmäßig größere UBS. Der Bestand an Blankokrediten ist ein zuverlässiges Indiz für den Risikoappetit einer Unternehmerbank, und vor diesem Hintergrund ist der Eintritt ausländischer Banken in den Schweizer Firmenkundenmarkt besonders zu begrüßen, zumal die Credit Suisse im Schweizer Firmenkundengeschäft durchaus erfolgreich operiert hatte.

Über den Risikoappetit der Commerzbank in der Schweiz weiß man wenig. Die Bank hatte im März nach eigenen Angaben Kreditzusagen an Schweizer Firmenkunden von 11 Mrd. sfr ausstehend. Zum Vergleich: Der Gesamtbestand an nicht hypothekarisch gedeckten Krediten an Firmen in der Schweiz mit über 50 Mitarbeitenden beläuft sich gemäß Nationalbankstatistik auf rund 60 Mrd. sfr.

Wachstumspotenzial vorhanden

Das Potenzial für weiteres Wachstum ausländischer Kreditinstitute ist somit gegeben. Zwar haben in den vergangenen Monaten einige internationale Banken Ambitionen auf Schweizer Firmenkunden angemeldet, aber deren meist sehr bescheidene Bemühungen zur Rekrutierung von Kreditspezialisten lassen erkennen, dass sich diese Banken vor allem auf die 100 bis 150 größten, börsennotierten Schweizer Firmenkunden und nicht auf das viel breitere mittelständische Segment fokussieren wollen. Die ausreichende Versorgung der KMU mit günstigen Krediten ist für den langfristigen Erfolg der Schweizer Wirtschaft entscheidend.

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