Commerzbank stoppt Auslagerung
bn Frankfurt
Die Commerzbank zieht bei der sich hinschleppenden Auslagerung ihrer Wertpapierabwicklung an HSBC Transaction Services nach vier Jahren die Reißleine. Das Projekt werde mit sofortiger Wirkung beendet, teilte das Haus am Donnerstag mit und verwies zur Begründung auf „technische Umsetzungsrisiken und veränderte Marktbedingungen“.
Zugleich kündigte die Bank im Zuge des Stopps Sonderabschreibungen von rund 200 Mill. Euro sowie Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe an. An ihrem diesjährigen Kostenziel von 6,5 Mrd. Euro kann sie nur festhalten, indem sie die Aufwände für die Sonderabschreibung davon ausnimmt.
Zu etwaigen weitergehenden Kosten bzw. Forderungen des Joint-Venture-Partners HSBC Transaction Services war am Donnerstag nichts zu erfahren. Den Start des Gemeinschaftsunternehmens hatte die Commerzbank 2017 schon für Anfang 2020 in Aussicht gestellt.
Bald stellte sich indes heraus, dass dieser Termin nicht zu halten war, auch weil die Integration der Comdirect in den gelben Konzern für Verzögerungen sorgte. Im Mai 2020 wurde Mitte 2021 als neuer Termin genannt. Dann band die breit angelegte Restrukturierung des Konzerns abermals Kräfte. Den zuletzt für Mitte 2021 geplanten Übertrag der Positionen auf die Systeme der Tochtergesellschaft von HSBC wird es nun nicht geben. Bereits übertragene Stammdaten und Steuerabrechnungen zum Wertpapiergeschäft sollen bis Anfang 2022 auf die Commerzbank zurückübertragen werden, wie mitgeteilt wurde.
Im Zuge des Fehlschlags ist in der Bank zuletzt Kritik an Chief Operating Officer Jörg Hessenmüller laut geworden. Mit der Frage nach Konsequenzen des Misserfolgs dürfte sich Ende September der Aufsichtsrat des Instituts befassen.
Bis auf Weiteres wird die Commerzbank die Wertpapierabwicklung selbst betreiben. „Das deutlich gewachsene Handelsvolumen und die technologische Weiterentwicklung ermöglichen uns, die Wertpapierabwicklung profitabel fortzuführen“, wird Hessenmüller in einer Mitteilung zitiert.