Commerzbank-Tochter gibt dem Wachstum Vorrang

Comdirect sattelt drauf bei den Investitionen

Commerzbank-Tochter gibt dem Wachstum Vorrang

bg Frankfurt – Die Comdirect hat im abgelaufenen Geschäftsjahr ihr selbst gestecktes Gewinnziel von 85 bis 90 Mill. Euro mit einem Vorsteuerergebnis von gut 92 (i. V. 108) Mill. Euro erreicht. Damit hat die Direktbank mehr als ein Drittel zum Ergebnis im Privatkundengeschäft der Mutter Commerzbank beigetragen. Die muss sich angesichts des Ergebnisrückgangs ihrer Online-Tochter aber mit einer geringeren Dividende von 0,44 (0,52) Euro je Aktie bescheiden. Damit kommen gut 62 Mill. Euro zur Ausschüttung. Rund 11 Mill. Euro werden in die Gewinnrücklage eingestellt, um die Eigenkapitalbasis für regulatorische Anforderungen zu stärken.Dabei konnte sich die Direktbank im abgelaufenen Turnus beim Zinsüberschuss mit 147 (150) Mill. Euro aufgrund von Nachlaufeffekten gut behaupten – Positionen mit höheren Zinsen laufen nach und nach aus. Die andauernde Nullzinsphase macht der Comdirect aber immer stärker zu schaffen. Comdirect-Chef Thorsten Reitmeyer will trotzdem weiter kräftig investieren, auch wenn dies auf Kosten des Gewinns geht. Über die kommenden vier Jahre Investieren die Quickborner mit dem Segen ihrer Konzernmutter 120 Mill. Euro zusätzlich zur bisherigen Planung. Die Online-Bank wolle “lauter werden”, um ihre Wahrnehmung zu erhöhen, so Reitmeyer auf der Bilanzpressekonferenz.Rund 60 Mill. Euro umfasste das Marketingbudget 2012. Da wolle man im laufenden Geschäftsjahr ein bisschen zulegen, so Finanzvorstand Christian Diekmann. Weiter wollen sich die Vorstände bei ihren Investitionsplänen nicht in die Karten gucken lassen. Der Personalaufwand zog zuletzt nur leicht an, beim Sachaufwand wurde deutlicher zugelegt. Als Online-Bank fallen bei der Comdirect vorab hohe Investitionen für den Aufbau von IT-Strukturen an.Höhere Einbußen als im Zinsüberschuss mussten die Quickborner beim Provisionsüberschuss hinnehmen. Mit 166 Mill. Euro fiel dieser rund 9 % geringer aus. Wie im Vorjahr profitierte die Comdirect von einem Steuereffekt, der letztmalig aus der Aufgabe des Auslandsgeschäfts resultierte. Trotz freundlicher Aktienmärkte war die Handelstätigkeit der Kunden rückläufig: Die Zahl der Order fiel um 3,7 % auf knapp 18 Millionen, Orderhäufigkeit und Ordervolumen in den privaten Depots waren um 26 % bzw. 10 % geringer. Allerdings verzeichnete die Comdirect in den ersten Wochen des neuen Jahres eine anziehende Ordertätigkeit (siehe Interview auf dieser Seite). Girokonten gefragtAuffällig gut entwickelte sich der Zuwachs bei den Girokonten. Mit einer Anzahl von gut 0,9 Millionen wurde hier ein Plus von 16 % erzielt. Die Zahl der Privatkunden kletterte um 5 % auf 1,72 Millionen, die der Geschäftskunden um 4 % auf 1,04 Millionen. Das betreute Kundenvermögen erreichte 48,85 Mrd. Euro (+18 %), was die Comdirect schon nah an das für 2013 formulierte Ziel von 50 Mrd. Euro bringt. Die Einlagen wuchsen um knapp 10 % auf 11,7 Mrd. Euro.Für das Kundenziel von 3 Millionen wird sich die Comdirect aber noch strecken müssen, wurden zum Jahresultimo doch 2,755 Millionen erreicht. Das Gewinnziel von 150 Mill. Euro vor Steuern gilt angesichts der Zinsentwicklung schon länger als unerreichbar. Eine genaue Ergebnisprognose für 2013 will die Comdirect erst zum Halbjahr geben.