Commerzbank überrascht operativ positiv
bn Frankfurt
Dank einer unerwartet positiven Entwicklung in beiden Kernsparten, Rückenwind durch EZB-Refinanzierungsgeschäfte sowie eine Steuergutschrift hat die Commerzbank im vierten Quartal die Erwartungen des Marktes an Ertrag und Gewinn deutlich geschlagen. Nach einem Verlust von 328 Mill. Euro vor Jahresfrist zeigt sie für das jüngste Quartal am Donnerstag einen Betriebsgewinn von 141 Mill. Euro; Analysten hatten laut der vom Institut publizierten Konsenserwartung per 27. Januar mit einem Minus von 67 Mill. gerechnet. Auch eine rund 200 Mill. Euro schwere Gutschrift dank Aktivierung latenter Steueransprüche hat dem Haus ein Konzernergebnis von 421 Mill. Euro ermöglicht, gut 320 Mill. mehr als erwartet. Die Einnahmen im Schlussquartal schlagen die Prognose mit 2,099 Mrd. um knapp 300 Mill. Euro. Dabei half der Bank ein positiver Swing von rund 250 Mill. Euro in den Sondererträgen, von denen knapp 100 Mill. auf die Teilnahme an den langfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO) der Europäischen Zentralbank zurückgehen.
Die Sparte Privat- und Unternehmerkunden drehte nach einem Betriebsgewinn von 32 Mill. im Schlussquartal 2020 infolge neuerlicher Rückstellungen für frühere, in schweizerischen Franken vergebene Fremdwährungskredite mit 113 Mill. ins Minus. Im Markt waren 85 Mill. Euro mehr Verlust erwartet worden. Der Ertrag der Sparte sackte derweil binnen Jahresfrist um 6,5% auf 1,059 Mrd. Euro ab. Ohne die Belastungen aus Franken-Krediten hätte der Ertrag um ein Zehntel angezogen, teilt die Bank mit und berichtet von einem starken Wachstum des Wertpapier- und Kreditgeschäfts im Heimatmarkt. Zugleich verlor das gelbe Institut, das bis zum Beginn seiner Restrukturierung Anfang vergangenen Jahres im großen Stil Kunden akquiriert hatte, netto 67000 Kunden. Dies sei weniger als erwartet, hieß es. Das Volumen der mit Negativzinsen belegten Einlagen hat die Retail-Sparte im vergangenen Jahr um 11 Mrd. auf 18 Mrd. oder auf einen Anteil von 12% erhöht. Im Segment Firmenkunden ist mit 15 Mrd. Euro derweil nurmehr knapp ein Sechstel der Depositen nicht negativ verzinst. Zwar ist das Kreditvolumen der Sparte binnen Jahresfrist um 1 Mrd. auf 83 Mrd. Euro zurückgegangen.
Zugleich hat das Segment jedoch seine Ertragskraft erhöht. Die operative Eigenkapitalrendite drehte binnen Jahresfrist von minus 12,4% auf 4,1% ins Plus. Die Aufwandsquote verbesserte sich um einen halben Prozentpunkt auf 77,6%. So hat die Bank den Anteil an Forderungen, bei denen die Effizienz der ihnen zugeordneten Risikoaktiva unter 3% liegt, seit Ende 2020 von 34% auf 29% reduziert, wie es auf der Bilanzpressekonferenz hieß. Bei einem Quotienten aus Erlösen und Risikoaktiva unter 3% ließe sich kein Geld verdienen, erklärte Finanzvorständin Bettina Orlopp. Gegenüber Ende 2020 steigerte die Bank diese von 4,6% auf 5,2%. Die Depositen der Sparte legten zunächst im Neunmonatszeitraum per September um 11% auf 99 Mrd. zu, bevor die Bank sie im Schlussquartal auf 93 Mrd. heruntersteuerte. Da sich die Bankenabgabe an den Aktiva zum Jahresende bemisst, haben Banken Anreiz zur Verkürzung der Bilanz vor Ultimo. Mit 795 Mill. Euro nahm die Firmenkundensparte 4,5% mehr ein als vor Jahresfrist. Eine Entlastung in der Risikovorsorge resultierte in einem Betriebsgewinn von 97 Mill. Euro nach einem operativen Verlust von 339 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten die Anleger auf 24 Mill. Euro vorbereitet. Auf die Frage nach dem operativen Verlauf in den ersten Wochen des neuen Jahres äußerte sich Vorstandschef Manfred Knof ebenso optimistisch wie vorsichtig: „Wir haben gut losgelegt, aber wir müssen abwarten, wie sich das weiter entwickelt.“
Commerzbank | ||||
Kennzahlen nach IFRS | ||||
Schlussquartal | Geschäftsjahr | |||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 1300 | 1151 | 4849 | 4975 |
Provisionsüberschuss | 924 | 837 | 3616 | 3317 |
Fair-Value-Ergebnis | 334 | 182 | 980 | 66 |
Sonstige Erträge | −459 | − 142 | − 985 | − 172 |
Erträge insgesamt | 2099 | 2029 | 8459 | 8186 |
Risikoergebnis | − 313 | − 681 | − 570 | − 1748 |
Verwaltungsaufwand | 1581 | 1609 | 6239 | 6160 |
Pflichtbeiträge | 65 | 67 | 467 | 512 |
operatives Ergebnis | 141 | − 328 | 1183 | − 233 |
Wertminderungen auf Geschäfts- oder Firmenwerte sowie Markennamen | – | 1578 | – | 1578 |
Restrukturierungsaufwendungen | 26 | 614 | 1078 | 814 |
Ergebnis aus aufgegebenem Geschäftsbereich vor Steuern | – | − 10 | – | 30 |
Konzernergebnis vor Steuern | 115 | − 2530 | 105 | − 2597 |
Steuern (minus: -gutschrift) | − 199 | 199 | − 248 | 264 |
Minderheiten | – 107 | – 26 | –77 | 9 |
Konzernergebnis | 421 | – 2702 | 430 | – 2870 |
Aufwandsquote im operativen Geschäft (in %) | 78,4 | 82,6 | 79,3 | 81,5 |
Eigenkapitalrendite auf das Konzernergebnis (%) | 5,8 | − 40,5 | 1 | − 10,7 |
Harte Kernkapitalquote (in %) | 13,6 | 13,6 | 13,2 | 13,2 |
Bilanzsumme | 473044 | 506613 | 473044 | 506613 |
Börsen-Zeitung |