COMMERZBANK IM FÜHRUNGSVAKUUM

Commerzbank will jede vierte Stelle streichen

Mehr als die Hälfte der Filialen sollen schließen

Commerzbank will jede vierte Stelle streichen

lee Frankfurt – Der scheidende Vorstandschef Martin Zielke setzt bei der Commerzbank das Messer an. Nach Informationen der Börsen-Zeitung plant der Vorstand, bis Ende 2023 mehr als die Hälfte der bundesweit knapp 1 000 Filialen zu schließen. Außerdem sieht der Strategieplan, mit dem sich der Aufsichtsrat am morgigen Mittwoch in außerordentlicher Sitzung befassen wird, den Abbau von knapp 10 000 Stellen der zuletzt 39 800 Stellen im Konzern vor. Darin ist der im vergangenen Herbst angekündigte Abbau enthalten. Im Rahmen der nach dem Ende der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank vorgestellten Strategie “Commerzbank 5.0” hatte das Institut angekündigt, 200 Filialen zu schließen und 4 300 Stellen abzubauen, was durch die Schaffung von rund 2 000 Stellen an anderer Stelle teilweise hätte kompensiert werden sollen. Transfergesellschaft geplantDie erwarteten Kosten des Personalabbaus werden demnach mit rund 1,3 Mrd. Euro beziffert. Das entspricht in etwa dem Doppelten der für die bisherigen Abbaupläne veranschlagten Kosten. Dass der Abbau von knapp 5 700 zusätzlichen Stellen nicht deutlich teurer wird, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Gründung einer staatlich bezuschussten Transfergesellschaft geplant ist. In dieser könnten zwischen 2 000 und 3 000 Beschäftigte für eine befristete Dauer beschäftigt werden, um die sozialen Folgen des Sparprogramms mitten in der Coronakrise abzufedern.Die erste in persona durchgeführte Aufsichtsratssitzung seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in Europa hatte eigentlich bereits in der vergangenen Woche stattfinden sollen. Nachdem der Vorstand den Gremiumsmitgliedern jedoch die zur Vorbereitung erforderlichen Unterlagen mit der Begründung verweigert hatte, dass die Gespräche mit dem Bund als Großaktionär noch nicht abgeschlossen seien, kippten die Arbeitnehmervertreter den Termin kurzerhand. Kurz darauf hatte der Bund über die mit der Verwaltung der Commerzbank-Beteiligung betraute Finanzagentur abgestritten, Einfluss auf die strategischen Entscheidungen des Vorstands zu nehmen. Gutachten unter Verschluss Interessanterweise rekurriert der jetzt vorliegende Vorschlag des Vorstands jedoch auf das im vergangenen Jahr vom Bund bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft BCG in Auftrag gegebene Gutachten über die Handlungsoptionen des Bundes für den Umgang mit der Commerzbank-Beteiligung. Einigen Mitgliedern des Aufsichtsrats stößt das übel auf, weil sie das vom Bundesfinanzministerium unter Verschluss gehaltene Gutachten bis heute nicht kennen.Im Umfeld des mit gut 5 % an der Commerzbank beteiligten Finanzinvestors Cerberus zeigte man sich verwundert, dass der Aufsichtsrat sich nun mit dem Strategieplan des scheidenden Vorstands beschäftigen soll, statt sich auf die Nachfolge Schmittmanns zu konzentrieren, der sein Amt zum 3. August niederlegt (siehe nebenstehenden Artikel). Tatsächlich bezieht sich die Überarbeitung der Strategie auf den Zeitraum zwischen 2021 und 2023. Nachdem Zielke angekündigt hat, sein Amt spätestens bis zum Jahresende niederzulegen, wäre es also an seinem Nachfolger, das massive Abbauprogramm umzusetzen. Damit, so folgert man nicht nur bei Cerberus, sinken die Chancen, einen geeigneten externen Nachfolger für Zielke zu finden.