Commerzialbank versinkt im Skandal

Börsen-Zeitung, 15.8.2020 dpa-afx Wien - Der Millionenskandal um die bankrotte österreichische Commerzialbank hat nach Angaben des Anwalts des ehemaligen Bankchefs schon vor fast 30 Jahren begonnen. Sein Mandant habe bereits 1992 in betrügerischer...

Commerzialbank versinkt im Skandal

dpa-afx Wien – Der Millionenskandal um die bankrotte österreichische Commerzialbank hat nach Angaben des Anwalts des ehemaligen Bankchefs schon vor fast 30 Jahren begonnen. Sein Mandant habe bereits 1992 in betrügerischer Weise gehandelt, sagte Rechtsanwalt Norbert Wess im österreichischen Fernsehen. “Spätestens 2000 war die Bank wohl insolvent.” In der Vergangenheit sei die Bilanz der kleinen Bank, die im Bundesland Burgenland beheimatet ist, mehrmals geprüft worden.Ein Vertreter vom Interessenverband für Anleger sprach von einem “systemischen Versagen”. Der Ex-Bankchef soll die Bilanz unter anderem mit erfundenen Guthaben bei anderen Banken sowie fiktiven Krediten geschönt haben. In dem Fall ist ein mutmaßlicher Schaden von 690 Mill. Euro entstanden. Die Finanzmarktaufsicht hatte den Betrieb der Bank Mitte Juli untersagt. Sie ist seit einigen Tagen geschlossen. Betroffen sind rund 10 000 Sparer. Die Einlagensicherung hat bisher nach eigenen Angaben mehr als 400 Mill. Euro an die Sparer als Entschädigung ausgezahlt.Laut der Zeitung “Kurier” vom Freitag wurden die Commerzialbank-Guthaben bei anderen Banken auf einfache Weise gefälscht. So seien die Namen der Sachbearbeiter der anderen Bank recherchiert und der Brief mit der falschen Bankbestätigung über das Guthaben am Ort der anderen Bank eingeworfen worden. “Mit dem Poststempel wollte man Authentizität schaffen”, schreibt das Blatt. “Das System hätte schon viel früher auffliegen können, wenn die Wirtschaftsprüfer oder auch die Finanzmarktaufsicht FMA die Bankbestätigungen direkt bei den betreffenden Banken eingeholt hätten”, sagte Wess in der Zeitung.