Corona beschleunigt die Prozesse
Trotz aller Probleme können die Genossenschaftsbanken der Coronakrise auch Positives abgewinnen: Das Arbeiten im Homeoffice hatte zur Folge, dass sich Prozesse beschleunigten, zeigt eine Umfrage. Telefon- und Videokonferenzen sowie selbstständige Entscheidungen der Mitarbeiter sorgten für Effizienz.sto Frankfurt – Die Coronakrise wird bei den Banken auf Dauer für einen grundlegenden Wandel in den Arbeitsweisen und -prozessen sorgen. Dies zeigt eine Umfrage der Geno Personal Consult (GPC), der Personalberatungsgesellschaft der genossenschaftlichen Gruppe. Befragt wurden per Mail Vorstände und Personalverantwortliche der Genossenschaftsbanken im Zeitraum Juni/Juli, die wenigstens über eine Bilanzsumme von 500 Mill. Euro verfügen. Den durch das Virus ad hoc notwendigen Veränderungen können die Verantwortlichen durchaus Positives abgewinnen, zeigt sich in der Auswertung der Umfrage, die der Börsen-Zeitung vorliegt.Zuvorderst wird nach Angaben der Umfrageteilnehmer das mobile Arbeiten der Mitarbeiter immer selbstverständlicher werden. Die Studie ergab, dass die Quote des mobilen Arbeitens bei Führungskräften höher lag als bei den anderen Mitarbeitern. Zusätzlich war sie auch in den Banken mit größerer Bilanzsumme höher als in Banken mit kleinerer Bilanzsumme.Im Schnitt waren während des Lockdowns mehr als die Hälfte der Angestellten in den Bankräumen tätig. 39 % der Führungskräfte und ein Viertel der Mitarbeiter arbeiteten mobil. Dies ist im Vergleich zu den großen Banken etwa in Frankfurt eher wenig, in deren Zentralen kein Kundenkontakt stattfindet, sondern das allgemeine Geschäft.Auch künftig könnte der Anteil der Heimarbeiter bei den Volks-, Raiffeisen-, Sparda- oder PSD-Banken der Umfrage zufolge signifikant sein. Bis zu ein Viertel aller Beschäftigten werde regelmäßig von daheim aus arbeiten können, hieß es (25 % der Führungskräfte, 19 % der übrigen Mitarbeiter). Mehr Homeoffice bei GroßenJe größer die Genossenschaftsbank, umso höher war der Anteil des Homeoffice auf dem Höhepunkt der Krise und wird es wohl auch perspektivisch sein. Bei Häusern mit einer Bilanzsumme jenseits von 3 Mrd. Euro war jede zweite Führungskraft im Lockdown daheim und 31 % der normalen Mitarbeiter. In Zukunft gehen die dort befragten Vorstände und Personalverantwortlichen davon aus, dass 36 % der oberen Hierarchien und 23 % der Belegschaft mobil arbeiten werden.Trotz der vielen Einschränkungen sehen die Befragten durchaus Gewinne durch die Erfahrungen der Coronakrise. Neben den neuen Arbeitsformen im Homeoffice und andere Arbeitsorganisationen (68 % – siehe Grafik) an zweiter Stelle wird am meisten ein Digitalisierungsschub genannt (89 %). An dritter Stelle wurden mit je 63 % ein besserer Zusammenhalt sowie Lerneffekte angegeben.Mit Blick auf die Digitalisierung berichten die Umfrageteilnehmer auch tatsächlich, dass laufende Projekte in diesem Zusammenhang durch Corona einen besonderen Schub erlebt haben. Beispielhaft wurden genannt: Digitalisierung von Akten und Prozessen, im Vertrieb, die Transformation zum Omnikanalmodell oder die Wissensvermittlung. Andere Produkte wurden durch Corona indes ausgebremst – etwa zur Veränderung der Kontenmodelle, Projekte mit der Rechenzentrale Fiducia & GAD IT und dem Zentralinstitut DZ Bank oder für die Mitarbeiterentwicklung.Etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmer gibt an, die Pandemie hätte keine Konsequenzen für die Unternehmensentwicklung gehabt. Allerdings antworten 38 %, die Pandemie hätte die Unternehmensentwicklung beschleunigt. Jeder sechste Teilnehmer hat eine Verlangsamung wahrgenommen. Dies betrifft vor allem Projekte mit externen Akteuren. Entscheidungen beschleunigtAls positive Erfahrung wird hervorgehoben, dass Entscheidungsprozesse durch Corona beschleunigt wurden, weil die Entscheidungen direkt von den dafür verantwortlichen Mitarbeitern (45 %) häufig ohne übergreifende Abstimmungsprozesse (49 %) getroffen wurden. Zwei Drittel wollen die geänderten Entscheidungswege auch nach dem Lockdown beibehalten. Folglich sagen auch 77 %, dass die Führung auf Distanz in der Krise gut funktioniert habe. 90 % betonen, dass sie auf mehr Selbstständigkeit der Mitarbeiter gesetzt haben.Auch bei den Besprechungen hat nach Ansicht der Vorstände und Personaler Effizienz Einzug gehalten. 86 % gaben an, dass der Informationsaustausch über Telefonkonferenzen stattfand, 70 % nannten Videokonferenzen und jeder Zweite Rundschreiben per Mail. 55 % schätzen, dass die Besprechungen an Effektivität gewonnen hätten. Denn die Besprechungen seien durch die Telefon- und Videokonferenzen kürzer geworden, sagen 93 %. Jeder zweite Teilnehmer gibt auch an, dass die Managementteamrunden während des Lockdowns effektiver geworden seien. – Wertberichtigt Seite 6