R+V Versicherung

Corona drückt den Gewinn

Die Corona-Pandemie hinterlässt bei der genossenschaftlichen R+V Versicherung deutliche Spuren im  2020er  Zahlenwerk. Einerseits brach das IFRS-Ergebnis deutlich ein, andererseits legten die Beitragseinnahmen in allen Sparten zu.

Corona drückt den Gewinn

tl Frankfurt

Das IFRS-Konzernergebnis vor Ertragsteuern der R+V Versicherung ist im vergangenen Jahr um 70% auf 291 Mill. Euro eingebrochen. Dabei schlug insbesondere das auf 1,8 Mrd. Euro geschrumpfte Kapitalanlageergebnis ins Kontor – ein Minus von 72% (siehe Tabelle).

Dagegen konnte der genossenschaftliche Versicherer – trotz Bankschließungen und Distanzberatung, wie Konzernchef Norbert Rollinger bei der Online-Präsentation des Abschlusses 2020 betonte – in allen Sparten gegen den Markt wachsen. Die gebuchten Beiträge der R+V-Gruppe erreichten im Vorjahr 19,9 Mrd. Euro (+8,3% zu 2019), womit das erst für 2022 geplante Beitragsvolumen schon fast erreicht wurde. Im Januar und Februar 2021 legten die Einnahmen der Erstversicherer um 5,9% auf 4,7 Mrd. Euro zu, getrieben von der Lebens- und Pensionsversicherung (+13,1% auf 1,7 Mrd. Euro). Für das Gesamtjahr wollte Rollinger „keine konkreten Prognosen abgeben, weil die Unsicherheiten anhalten, wie sich die Pandemie weiterentwickelt“. Die R+V gehe aber davon aus, ihren Wachstumskurs 2021 fortzusetzen.

321 Mill. Euro Coronalasten

Die Belastungen durch die Corona-Pandemie bezifferte Rollinger auf 321 Mill. Euro. Das Gros entfiel auf die Schaden/Unfallversicherung. Man habe aber starke Vorsorge ge­troffen, betonte Kompositvorstand Edgar Martin. In der besonders betroffenen Betriebsschließungsversicherung wurden, obwohl die Bedingungen klar Pandemien ausschlossen, wie betont wurde, knapp 3000 Verträge freiwillig reguliert und etwas über 30 Mill. Euro ausgezahlt. Die jährlichen Beitragseinnahmen lagen bei 600000 Euro.

Erhebliche Aufwände, so Martin, fielen auch in der Warenkredit-, der Transport- und in der Arbeitslosenversicherung an. Die aktive Rückversicherung erwirtschaftete laut dem zuständigen Vorstandsmitglied Christoph Lamby bei einer Combined Ratio von 107% (davon entfielen etwas über 8 Prozentpunkte auf die Pandemie) einen IFRS-Segmentverlust von 200 Mill. Euro. Die Entlastungen durch geringere Schäden in der Kfz-Versicherung bezifferte Martin auf etwa 150 Mill. Euro. Die Nettobelastung durch Corona mache daher einen knapp dreistelligen Millionen-Euro-Betrag aus.

In der Kreditversicherung haben die unerwartet niedrigen Insolvenzzahlen dazu geführt, dass die R+V im Vorjahr 17 Mill. Euro mehr an Beiträgen abgeben musste, als der Staat Schäden übernommen hat. Das zugrundeliegende „Rückdeckungsabkommen“ läuft noch bis 30. Juni. „Die Verhandlungen über eine weitere Verlängerung laufen jetzt an.“ Meister zeigte sich dafür offen – abhängig von den vereinbarten Be­dingungen und Markterwartungen.

Nachteil Finanzkonzern

Angesichts des scharfen Ergebnisrückgangs bei den Kapitalanlagen wies Rollinger darauf hin, dass die R+V aufgrund der Einbindung in den DZ-Bank-Konzern einer von zwei Versicherern in Deutschland sei, der IFRS 9 bereits anwendet. Damit musste die R+V rund 80% der Assets nach Marktwerten bilanzieren, ohne dass es eine Kompensation auf der Passivseite gebe, da IFRS 17 (Bewertung von Versicherungsverträgen) erst 2023 eingeführt werde, ergänzte Finanzvorstand Marc Michallet. Er verwies zur Erklärung des Rückgangs des Anlageertrags auf Marktwertschwankungen von rund 2,3 Mrd. Euro. So ist der für den R+V Konzern relevante europäische Aktienindex Euro Stoxx 50 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Außerdem schlugen die Entwicklung der Risikoaufschläge (Spreads) für Unternehmens- und Bankenanleihen und das erneut gesunkene langfristige Zinsniveau an den Rentenmärkten ins Kontor. Schließlich verschlechterten sich die Wechselkurse des Euro in den für R+V relevantesten Währungen. Rollinger betonte aber auch, dass 2019 ein außergewöhnlich gutes Anlagejahr gewesen sei.

Wertberichtigt Seite 6