Corona lastet auf Banken und erhöht Fusionschancen

S&P erwartet Umdenken in Chefetagen

Corona lastet auf Banken und erhöht Fusionschancen

fir Frankfurt – Die Coronakrise hat das Zeug, die Konsolidierung im europäischen Bankensektor zu befeuern, glauben die Analysten der Ratingagentur S&P. Sie sähen dafür zusehends Spielraum, da die Folgen der Pandemie wie zunehmende Kreditausfälle und die Verlängerung der extrem lockeren Geldpolitik zusätzlichen Druck auf die Rentabilität der Banken, von denen es in Europa ohnehin zu viele gebe, ausübten. Neutrale RatingbetrachtungDie negativen wirtschaftlichen Effekte und die auf noch längere Sicht wahrscheinlichen Null- und Niedrigzinsen könnten Banken veranlassen, die Konsolidierung in einem neuen Licht zu betrachten, spekuliert S&P. “Eine gut durchdachte und gut durchgeführte Integration ist nicht leicht zu bewerkstelligen, könnte aber eine Lösung sein, weil weniger und größere Banken mit mehr Preisgestaltungsmacht und verbesserter Kosteneffizienz gegründet werden.” Die Gesellschaft betrachte Fusionen und Übernahmen in der Regel als ratingneutral. Allerdings könnten sie die Kreditwürdigkeit schwächen, wenn S&P zu dem Schluss komme, dass sie negative Auswirkungen auf Stabilität, Kapitalisierung oder Risikoposition des Käufers haben. Bei Inlandstransaktionen seien die Bedenken geringer als bei grenzüberschreitenden.Die EZB-Bankenaufsicht (SSM) hat in dieser Woche in einem Leitlinienentwurf deutlich gemacht, dass sie Bankfusionen als Möglichkeit erachtet, die Solidität des Finanzsystems zu stärken (vgl. BZ vom 2. Juli). Demnach will sie ihnen in der Eurozone nicht im Wege stehen, sondern sie im Gegenteil mit aufsichtlichen Instrumenten unterstützen, unter anderem, indem sie im Falle von Fusionen keine höheren Kapitalanforderungen verlangen will und Fusionspartner auffordert, mögliche positive Effekte eines Badwill zu nutzen. “Die EZB wird ihre Aufsichtsinstrumente einsetzen, um nachhaltige Konsolidierungsprojekte zu erleichtern”, hieß es.”Bankenaufsichtsbehörden agieren selten als Cheerleader für die Konsolidierung”, schreibt S&P. “Das ist nicht ihre Rolle, und das Moral-Hazard-Risiko ist zu groß.” Die EZB wolle den Marktteilnehmern jedoch versichern, dass sie ihnen keine unnötigen Hürden auferlegen würde. Bereits Ende Juni hatte SSM-Chef Andrea Enria der italienischen Zeitung “Il Sole 24 Ore” gesagt, dass der coronabedingte Druck Fusionen auf nationaler wie europäischer Ebene beschleunigen dürfte und der SSM eine Rolle spielen könne. “Wir müssen einen breiteren Blickwinkel einnehmen, um zu sehen, wie viel von legislativer Seite und von anderen Behörden getan werden kann, insbesondere bei grenzüberschreitenden Fusionen”, hatte Enria erklärt.