Corona-Pandemie beflügelt kontaktloses Bezahlen

Bundesbank prognostiziert anhaltenden Trend - Wenig Bedarf für mobile Lösung per Smartphone - Kunden bleiben ihrer Bank treu

Corona-Pandemie beflügelt kontaktloses Bezahlen

kb Frankfurt – Infolge der Corona-Pandemie hat sich das Bezahlverhalten in Deutschland deutlich verändert und den bargeldlosen Verfahren einen Schub verliehen. Bargeldlose Zahlungsmittel und insbesondere Karten hätten wesentlich an Bedeutung gewonnen, sagte Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, am Donnerstag in einer virtuellen Pressekonferenz. Die Bundesbank hat für die Studie 5 000 Menschen zwischen August und Oktober 2020 befragen lassen.Inzwischen wird demnach bei rund 30 % aller Zahlungen – an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Online-Handel und bei weiteren Anlässen – die Karte eingesetzt. Bei der letzten Erhebung zum Zahlungsverhalten von 2017 lag der Wert erst bei 21 %. Im gleichen Zeitraum schrumpfte der Anteil der Barzahlungen von 74 % auf 60 %.Insbesondere das Bezahlen mit kontaktloser Karte erlebte im vergangenen Jahr einen Schub. 78 % der Befragten, die eine kontaktlose Girocard besaßen, nutzten sie zum Be-zahlen, wie aus der Umfrage hervorgeht. Demgegenüber waren es bei der kontaktlosen Kreditkarte zwei Drittel. “Mehr als ein Fünftel der Befragten, die kontaktlos bezahlten, probierte dies erstmals während der Corona-Pandemie aus”, sagte Balz. Etwa die Hälfte der Befragten, die kontaktlos bezahlen, begründeten dies mit Hinweisen dazu im Laden oder mit besserer Hygiene (siehe Grafik). Das kontaktlose Bezahlen werde immer mehr zur Normalität und der Trend werde sich nicht zurückdrehen, sondern fortsetzen, prognostizierte das Bundesbankvorstandsmitglied. Das Verfahren habe sich in einem kurzen Zeitraum etabliert: Anfang 2020 sei es zum Beispiel oft noch nicht möglich gewesen, beim Bäcker kontaktlos zu bezahlen, doch inzwischen sei es “gelebte Normalität”, die Karte kontaktlos ans Gerät zu halten.Überraschend sei demgegenüber, so Balz, dass sich Zahlungen mit dem Smartphone noch nicht durchgesetzt hätten. Lediglich 13 % der Smartphonebesitzer gaben an, schon mobil damit an der Kasse bezahlt zu haben. Der Grund ist eindeutig: 70 % derjenigen, die nicht per Mobiltelefon bezahlten, hatten keinen Bedarf dafür. Zudem empfanden viele das mobile Bezahlen als zu unsicher oder zu kompliziert. “Mobiles Bezahlen ist noch nicht in der Breite angekommen”, sagte Studienleiterin Annett Pietrowiak. Doch sie geht davon aus, dass der Teil, der dies ausprobieren werde, schnell größer werden könnte, wenn man durch Verwandte oder Freunde, die dies nutzten, darauf aufmerksam gemacht wird. Schließlich zeigten sich der Umfrage zufolge jüngere Befragte (unter 45 Jahren) offener und nutzten das Smartphone bereits häufiger zum Bezahlen als die Befragten im Durchschnitt.Mit der Girocard wurden insgesamt im stationären Handel – einschließlich Tankstellen und Apotheken – der Erhebung zufolge 30 % der Zahlungen erledigt. Auf Bargeld entfielen 61 % der Transaktionen, auf Kreditkarten und andere Bezahlverfahren der Rest. Bezogen auf den Umsatz fällt der Anteil der Girocard mit 48 % allerdings noch größer aus. Während kleinere Beträge zumeist noch mit Geldscheinen und Münzen gezahlt wurden, setzen die Befragten ab 20 Euro inzwischen stärker die Karte ein. Vor drei Jahren war dies erst ab 50 Euro zu beobachten gewesen. Entsprechend wurde Bargeld jetzt mit einem Anteil von nunmehr 38 % am Umsatz an der Ladenkasse eingesetzt. Drittanbieter in der NischeDas Girokonto bleibe das Rückgrat des Zahlungsverkehrs in Deutschland, erklärte Balz. 79 % der Befragten erledigen der Umfrage zufolge ihre Bankgeschäfte online, davon 76 % über die Webseite und 48 % über die App ihrer Bank. Online-Banking-Apps von Drittanbietern befänden sich bislang in der Nische, nur 4 % würden diese nutzen, so Balz.Grundsätzlich profitierten die heimischen Finanzinstitute von einem hohen Kundenvertrauen, doch etablierte Anbieter dürften sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, um noch in fünf Jahren zu bestehen, warnte er. Doch gerade in den zurückliegenden beiden Jahren sei viel passiert, und die Institute hätten die Bedeutung des Zahlungsverkehrs “voll auf dem Schirm”. Letztlich werde die Lösung im Zahlungsverkehr eine europäische sein.