Corona treibt mehr Filialkunden in digitale Kanäle

Schrumpfungsprozess gewinnt zusätzlich an Fahrt, erwartet Investors Marketing - Aufgabe von Niederlassungen birgt Risiko

Corona treibt mehr Filialkunden in digitale Kanäle

fir Frankfurt – Die Coronakrise wird bis 2025 zur zusätzlichen Schließung von 3 500 Filialen in Deutschland führen, schätzt die Beratungsgesellschaft Investors Marketing. Führten Digitalisierung, Niedrigzins und Wettbewerbsdruck ohnehin Jahr für Jahr zum Abbau Hunderter und Tausender Filialen, so würden die Erfahrungen der Corona-Zeit diesen Trend noch verstärken und die Zahl der Niederlassungen von knapp 26 700 Ende 2019 binnen fünf Jahren auf rund 16 000 schrumpfen lassen (siehe Grafik). “Die Banken stellen auf der einen Seite aktuell fest, dass das Geschäft auch mit einer deutlich geringeren Zahl an Filialen funktioniert. Auf der anderen Seite setzt sich bei den Kunden eine immer größer werdende Grundakzeptanz für Online-Banking und Telefonberatung durch”, kommentiert das der Vorstandschef von Investors Marketing, Oliver Mihm.Die Bundesbank zählte zum Jahreswechsel 26 667 Bankzweigstellen im Inland, ohne Berücksichtigung reiner Selbstbedienungsterminals. Demnach hatten die Banken hierzulande allein im vergangenen Jahr 1 220 Filialen geschlossen, ein Minus von 4,4 % gegenüber 2018. Sank der Studie “Zukunftsperspektiven Privatkundengeschäft 2025” der Frankfurter Berater zufolge die Zahl der Filialen von 2015 bis 2019 noch um 5,9 %, so wird sich der Rückgang in den nächsten Jahren auf 8,2 % beschleunigen. Die fortschreitende Online-Nutzung und Verlagerung Banking-naher Funktionen in digitale Kanäle bedeute nicht, dass persönliche Beratung irrelevant werde. Allerdings finde sie eben nicht mehr unbedingt in einer Filiale statt – ein Trend, den die Coronakrise noch verstärkt habe. “Die Kunden werden gezwungen, nicht-persönliche, digitale Kanäle ausprobieren. Wenn die Vorteile digitaler Kanäle wie Einfachheit und Schnelligkeit einmal erlebt wurden, ist davon auszugehen, dass viele Kunden nachhaltig darauf umsteigen. Bis 2025 dürfte somit jede dritte Beratung über mediale/digitale Kanäle erfolgen”, heißt es.Entscheider müssten sich dennoch gut überlegen, ob sie Filialen aufgeben. Denn die Niederlassungen hätten wichtige Funktionen in der Neukundengewinnung, zur Steigerung der Bekanntheit und Stärkung der Marke, was sich nicht so einfach online ummünzen lasse.