Corona verlangsamt Wachstum von Wirecard

Zahlungsabwickler überkompensiert Einbruch im Geschäft mit Flug- und Reisekonzernen

Corona verlangsamt Wachstum von Wirecard

BZ Frankfurt – Trotz Belastungen durch die Corona-Krise hat der Zahlungsabwickler Wirecard im ersten Quartal deutlich zugelegt. Der Umsatz kletterte nach vorläufigen Zahlen binnen Jahresfrist um knapp ein Viertel auf 700,2 Mill. Euro, wie der unter Manipulationsverdacht stehende Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Betriebsgewinn (Ebitda) stieg um 26 % auf 199,2 Mill. Euro.Damit hat der in der Kritik stehende Zahlungsdienstleister im ersten Quartal aber etwas weniger Wachstum erzielt als in den Vorquartalen. Im Vorquartal war das Ergebnis noch um über 40 % gewachsen. Um Einmalaufwendungen bereinigt wäre das operative Ergebnis im ersten Quartal um 29 % auf 204 Mill. Euro gestiegen, rechnete das Unternehmen vor.Allerdings hätten die Covid-19-Auswirkungen einen negativen Effekt auf das Geschäft mit den wichtigen Kunden bei Fluggesellschaften und aus der Reisebranche gehabt. “Diese Effekte konnten wir weitestgehend durch Zuwächse im Online-Geschäft in den Bereichen Konsum- und Digitale Güter ausgleichen”, sagte Finanzchef von Knoop. “Unser Neukundengeschäft entwickelt sich weiterhin stark.” “Gut gestartet”Die Jahresprognose für das operative Ergebnis bestätigte Wirecard erneut. “Wir sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet”, sagte von Knoop zum Umsatzplus von 24 % auf 700,2 Mill. Euro. Wirecard will ein Ebitda von 1,0 Mrd. Euro bis 1,12 Mrd. Euro erzielen.Das Unternehmen macht sein Geschäft vorwiegend mit der Abwicklung von Zahlungen im Internet für mehr als 300 000 überwiegend kleine und mittlere Händler. Wirecard steht nach einer mehrmonatigen Sonderprüfung der Bilanzen unter hohem Druck. Kritiker werfen dem Konzern Ungereimtheiten in den Büchern vor, die auch die Prüfer von KPMG in ihrem Bericht zum Teil nicht gänzlich ausräumen konnten. Die Aktie ist wegen der Vorwürfe immer wieder hohen Schwankungen unterworfen.Hedgefonds haben ihre Wetten auf fallende Wirecard-Aktien in den vergangenen Tagen deutlich erhöht. Die Netto-Leeverkaufspositionen liegen inzwischen bei mehr als 10 %, wie am Donnerstag aus Daten des Bundesanzeigers hervorging.Allein auf den Hedgefonds TCI mit seinem prominenten Manager Chris Hohn entfällt eine Position von über 1,5 %. Hohn hatte bereits Ende April aufgestockt, als der Zahlungsabwickler den Sonderbericht der KPMG-Bilanzprüfer vorstellte. Andere Fonds wie Coatue Management und Greenvale Capital bauten ihre Anteile erst in den vergangenen Tagen aus.Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf fallende Kurse. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabedatum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust.Wirecard ist schon seit längerem Spielball von Spekulanten. Die Aktien hatten teilweise eine im Dax bislang nie dagewesene Berg- und Talfahrt hingelegt.Bislang scheint die Wette der Leerverkäufer aufzugehen. Vor der Veröffentlichung des KPMG-Berichts notierte die Wirecard-Aktie noch bei mehr als 130 Euro, danach brach sie ein. Allein am Donnerstag verlor sie 3 % auf 83 Euro.