Coronakrise hinterlässt bei Versicherern Blessuren

Einbußen, aber keine Existenznot - ZEB-Studie

Coronakrise hinterlässt bei Versicherern Blessuren

fir Frankfurt – Die Coronakrise wirkt sich deutlich negativ auf die Profitabilität der größten Versicherungen aus, ist aber nicht existenzgefährdend. Zu dieser Erkenntnis kommt die Beratungsgesellschaft ZEB in ihrer European Insurance Study, welche die nach Bruttoprämien 25 größten europäischen Versicherungsgruppen nach Profitabilität, Solvenz und Wachstum analysiert hat. Demnach haben die Versicherer in den vergangenen Jahren ordentliche Gewinne erzielt, die deutlich über den Kapitalkosten lagen (siehe Grafik). Den Sprung 2019 begründen die Studienautoren damit, dass die Schadenquote in der Kompositversicherung 2019 wegen des selteneren Auftretens von Naturkatastrophen und Großschäden gering war. 30 Prozent weniger Gewinn Die Coronakrise machte dann, so ZEB, die hohe Profitabilität zunichte – durch höhere Schäden und infolge sinkender Zinsen. Eine Analyse der Halbjahresberichte 2020 der fünf größten europäischen Versicherer offenbart einen durchschnittlichen Rückgang der operativen Ergebnisse in der Lebensversicherung um 13 % und in der Schaden-/Unfallversicherung um 36 %, wobei teils große Unterschiede zwischen den Instituten bestünden. Alles in allem werde die Coronakrise den Versicherungen weltweit rund 200 Mrd. Dollar Schaden verursachen, beruft sich ZEB auf Lloyd’s of London. Den Erhebungen des Beratungshauses zufolge entspräche dies rund 30 % des operativen Ergebnisses. Verluste entstünden ihnen nicht, heißt es.Die Niedrigzinsen stellten “im Gegensatz zu vielfach geäußerten Vermutungen keine Gefahr für die finanzielle Stabilität der Branche dar”, schreiben die Autoren und verweisen auf eine Solvenzquote, die von 2018 mit 214 % um fünf Prozentpunkte im vergangenen Jahr gestiegen sei. Obwohl coronabedingt die durchschnittlichen Solvenzquoten der fünf größten europäischen Versicherer im ersten Halbjahr 2020 um nahezu ein Viertel gefallen seien, sei sie insgesamt noch so hoch, dass die finanzielle Stabilität gewahrt werde.Die Prämieneinnahmen, die bei den fünf größten Instituten im ersten Halbjahr 2020 stagnierten, hatten im Jahr zuvor noch kräftig zugelegt. Um durchschnittlich 6 % waren sie bei den 25 Top-Instituten Europas gewachsen. “Die europäischen Versicherer spüren die Auswirkungen der Pandemie. Existenzbedrohend ist sie aber nicht”, resümiert ZEB-Partner Jan Hendrik Sohl, der gemeinsam mit dem Partner Dieter Kipp sowie den Managern Guido Enck und Arne van Tongern die Studie erstellt hat. “Das liegt auch am Erfolgsjahr 2019. Die Krise hat die Versicherer insgesamt gut aufgestellt getroffen.”Die Pandemie habe die ohnehin starke Digitalisierung des Versicherungsvertriebs “radikal und unumkehrbar beschleunigt”, heißt es. Bis Anfang dieses Jahres hätten Versicherer noch über traditionelle Vertriebswege wachsen können. Das sei nun vorbei.