Coronavirus bedroht Finanzstabilität

IWF lobt Aktivismus der Notenbanken und fordert als Ergänzung mehr staatliche Ausgabenprogramme

Coronavirus bedroht Finanzstabilität

Das Coronavirus bedroht nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Stabilität des globalen Finanzsystems. Beiträge zur Linderung hätten die Notenbanken geleistet, die aber weiter wachsam bleiben müssten. Ergänzt werden müssten deren Maßnahmen durch weitere Konjunkturpakete der Staaten. det Washington – Die Coronavirus- Pandemie stellt nach Darstellung des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine akute Gefahr für die globale Finanzstabilität und ein erhöhtes Risiko für die Schwellenländer dar. Eine zentrale Rolle wird bei der Bewältigung der Krise und ihrer gesamtwirtschaftlichen Folgen weiterhin den Notenbanken zukommen, schreibt der Währungsfonds in seinem Bericht zur globalen Finanzstabilität (GFSR).Obwohl das Ende der Pandemie noch nicht abzusehen sei, habe diese bereits erheblichen Schaden an den Finanzmärkten angerichtet, erklärt der IWF. Kurseinbrüche an den Aktienmärkten und die teilweise Erholung hätten die Volatilität während der Weltrezession vor zwölf Jahren bereits überschattet. Zu beobachten seien auch deutlich größere Zinsspannen, vor allem für Unternehmen mit geringerer Bonität. Auch beeinträchtige die Volatilität in zunehmendem Maße die Liquidität, selbst am Markt für US-Staatsanleihen. Positiv hebt der Bericht das resolute Eingreifen seitens der Zentralbanken hervor. Sowohl die Tatsache, dass Währungshüter in Industrieländern die Leitzinsen auf historische Tiefststände heruntergesetzt haben, als auch deren Offenmarktgeschäfte hätten wichtige Beiträge zur Stabilisierung geleistet. Weitere Beiträge seien von Swapvereinbarungen gekommen, welche die Dollar-Liquidität erhöht hätten.Dasselbe gelte für Anleihenkaufprogramme, die während der globalen Finanzkrise zum Einsatz gekommen waren und nun reaktiviert wurden ebenso wie neue Programme, bei denen die Notenbanken als “buyer of last resort”, also Käufer in letzter Instanz auftreten. Unterm Strich bedeute dies, dass die Zentralbanken ihre Bilanzen um mehr als 6 Bill. Dollar ausgeweitet und zudem die Bereitschaft erklärt haben, im Bedarfsfall weitere Maßnahmen zu ergreifen.Zwar hätten diese Schritte zumindest kurzfristig zu einer Stabilisierung der Märkte und des Anlegervertrauens geführt, schreibt der IWF. Dennoch hätten sich die Finanzierungsbedingungen seit dem Jahresbeginn deutlich verschärft. Am stärksten seien davon die Schwellenländer betroffen, betont der GFSR. Diese hätten mit einer noch nie da gewesenen Umkehr der Kapitalströme zu kämpfen. Die Kapitalabflüsse beliefen sich mittlerweile auf etwa 100 Mrd. Dollar und bedrohten die Stabilität von ohnehin verwundbaren Volkswirtschaften und Finanzsystemen.Erhebliche Risiken werden aber auch für die Industrieländer gesehen. Obwohl Banken wegen ihrer besseren Kapitalausstattung und Liquidität sich in einer besseren Position befänden als während der Finanzkrise, würde ein tiefer Konjunktureinbruch auch auf deren Ertragsaussichten durchschlagen. Obwohl den Notenbanken weiterhin eine Schlüsselrolle zukomme, müssten deren Maßnahmen von eng abgesprochenen, staatlichen Ausgabenprogrammen zur Stabilisierung der Wirtschaft und Verhinderung weiterer Unternehmenspleiten flankiert werden, fordert der IWF.