Coronavirus erwischt Bürovermietungsmarkt
kb Frankfurt – Auch ohne Corona – aber spätestens seit Mitte März verstärkt durch die durch das Virus ausgelöste Krise – haben die Bürovermietungsmärkte in Deutschland im ersten Quartal einen scharfen Rückwärtsgang eingelegt. Dies geht aus einer Analyse von Jones Lang LaSalle (JLL) hervor. Insgesamt ist laut JLL die Nachfrage nach Büroflächen über alle Big-7-Standorte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart) im ersten Quartal drastisch um 30 % im Zwölfmonatsvergleich eingebrochen. Das kumulierte Umsatzvolumen von 701 000 m2 markiert damit den umsatzschwächsten Dreimonatszeitraum seit dem dritten Quartal 2014. Zugleich ist der Zehnjahresschnitt der jeweiligen ersten Quartale um 15 % unterschritten, wie JLL ermittelt hat. Entscheidungen vertagtDie Krise infolge des Coronavirus “kann nicht ohne Folgen für die gewerblichen Bürovermietungsmärkte bleiben”, erklärt Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Germany. Bereits jetzt wirke sich die Coronakrise auf aktuelle Überlegungen zum Thema Neuanmietungen oder Mietvertragsverlängerungen aus. Mehr als die Hälfte der Ende März im Auftrag von JLL befragten Unternehmen bestätigten, dass es zu einer Vertagung von Entscheidungen komme. Eine Vertagung bedeute immerhin noch kein Platzen der Umzugs- bzw. Anmietungspläne, so Scheunemann. Doch im weiteren Verlauf der Krise dürfte das Thema der Optimierung der eigenen Flächensituation eine zunehmende Bedeutung erfahren, auch vor dem Hintergrund, dass das Thema Home-Office für immer mehr Beschäftigte zu einer Daueroption werden könnte. Auch die Anpassung der vorhandenen Fläche etwa durch Untermietverträge ebenso wie Preisnachverhandlungen aktueller Mietvertragsverhältnisse seien zu erwarten. Der Chef-Researcher von JLL erwartet zudem, dass in den kommenden Monaten die Leerstände aufgrund einer deutlich nachlassenden Dynamik der Nachfrage ansteigen werden. Im ersten Quartal lag die Leerstandsquote in den Big-7-Standorten bei geringen 3 %, was wiederum die Mieten stütze. “Für den weiteren Jahresverlauf war bislang, also vor Corona, immer nur die Neubaukomponente entscheidend, ein für den Leerstand ausschlaggebendes Nachgeben der Nachfrage stand nicht im Plan”, gibt Scheunemann zu bedenken. Zudem sei zu berücksichtigen, ob geplante oder sich in Bau befindliche Büros zeitlich verschoben oder gar auf Eis gelegt werden. Schon jetzt wirkten sich Kontaktverbote, Ausgangs- und Arbeitsbeschränkungen massiv auf die Bauprozesse aus.In den Daten zu den Investmentmärkten spiegeln sich die Auswirkungen der Coronakrise dagegen noch nicht, wie BNP Paribas Real Estate feststellt. “Im ersten Quartal haben die deutschen Investmentmärkte ihren dynamischen Aufwärtstrend der letzten Jahre fortgesetzt und ein neues Rekordergebnis erzielt.” Insgesamt wurden im ersten Quartal 18,6 Mrd. Euro (+68 %) in Gewerbeimmobilien investiert. So seien viele Verkäufe bereits Ende letzten beziehungsweise Anfang dieses Jahres intensiv geprüft und vorverhandelt worden, so dass die Umsetzung vor allen Dingen in den ersten zwei Monaten 2020 erfolgte, erläutert der Immobiliendienstleister. Zudem wird das Resultat auch in starkem Maße durch Übernahmen und Portfoliobeteiligungen beeinflusst, wie unter anderem die Übernahme der TLG durch Aroundtown (4 Mrd. Euro) oder ein 5-prozentiger Anteilsverkauf des Signa-Prime- Selection-Portfolios an den Unternehmer Kühne.Bei Wohnimmobilien sind 2019 die Preise weiter kräftig im bundesweiten Mittel inflationsbereinigt um 9,3 % gestiegen, wie aus dem Postbank-Wohnatlas hervorgeht. München bleibt teuerster Standort (siehe Tabelle). – Wertberichtigt Seite 6