Covid-19 trübt die Ertragsaussichten im Zahlungsverkehr ein

BCG rechnet mit Halbierung der Wachstumsrate bis 2024 - Langfristig günstigere Aussichten - Die Fusionswelle dürfte weiter rollen

Covid-19 trübt die Ertragsaussichten im Zahlungsverkehr ein

bn Frankfurt – Die Covid-19-Pandemie dürfte das globale Ertragswachstum im weltweiten Zahlungsverkehrsmarkt in den kommenden Jahren zumindest halbieren. Erst ab 2025 dürfte seine Dynamik wieder Fahrt aufnehmen, und zwar vor allem im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Lateinamerika. Dies sind zentrale Ergebnisse des 18. jährlichen Berichts zum gobalen Zahlungsmarkt der Boston Consulting Group.Je nach Konjunktur-Szenario dürfte der weltweite Ertragspool demnach bis 2024 jährlich in einer Rate von 1 % bis 4 % zulegen. Das obere Ende dieser Spanne entspräche nur der Hälfte des Wachstumstempos im Zeitraum 2014 bis 2019, als der Ertragspool um jährlich 7,3 % angezogen hatte. Der Ertragspool wäre dann mit 1,8 Bill. Dollar noch immer 300 Mrd. Dollar schwerer als im vergangen Jahr. Gleichwohl lassen die Ergebnisse von BCG erahnen, welche Spuren Covid-19 in der Branche hinterlassen dürfte. Europa schwächeltHinter dem Wachstum in den Jahren bis 2024 dürften demnach vor allem der asiatisch-pazifische Raum sowie Lateinamerika stehen. Dort dürfte der Ertragspool bis 2024 auch im ungünstigsten Konjunktur-Szenario weiter zulegen, während er in den übrigen Regionen schrumpft. Die schwächste Dynamik wird dabei Europa unterstellt (siehe Grafik).Zwar hatte die Branche in den ersten Wochen des Lockdowns von vermehrt elektronischen Zahlungen profitiert – laut einer Umfrage der Berater brach die Nutzung von Bargeld in bislang cash-affinen Ländern wie der Bundesrepublik, Japan und Italien zwischen Mai und Juni um bis zu 30 % ein, womit die Pandemie einen ohnehin bestehenden Trend verstärkte. Den Effekt der wirtschaftlichen Effekte von Covid-19 auf den Zahlungsverkehr wird dies aber nicht aufwiegen.Diese Folgen werden nicht überall in gleichem Maße zu Buche schlagen, wie BCG mit Blick auf das Retail-Segment, das für zwei Drittel des globalen Ertragspools steht, erläutert. Denn während Sektoren wie Tourismus oder auch Unterhaltung mit Ertragsrückgängen kämpfen, werden Segmenten wie frischen Lebensmitteln, Tierversorgung und Heimunterhaltung überdurchschnittliche Wachstumsraten zugetraut.Insgesamt rechnet BCG mit einer Fortsetzung der Konsolidierung in der Branche. Bislang hätten sich Fusionsaktivitäten vor allem auf die Felder Zahlungsverarbeitung und Acquiring konzentriert, heißt es. Im Laufe der Zeit sollten sie indes auch auf andere Bereiche übergreifen. Im Sektor der Kartenemittenten etwa sei es bislang zwar recht ruhig geblieben. Kleinere Spieler dort dürften es bald aber zunehmend schwer haben, wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch dürften sich reifere Fintechs zu attraktiven Zielen für Partnerschaften und Zukäufe mausern. Zudem sollte die Lücke in der Bewertung von Zahlungsaktivitäten und Retail Banking unter anderem dazu führen, dass Banken Zahlungsaktivitäten verkaufen, um ihre Kapitalbasis zu stärken.In Europa, wo zu Wochenbeginn die italienische Nexi die Übernahme ihres Wettbewerbers SIA angekündigt hat, betrachtet BCG Beteiligungsgesellschaften als Katalysator für M&A-Transaktionen. Auch der Zusammenbruch von Wirecard schaffe Kaufchancen, heißt es.Auf längere Sicht betrachtet BCG die Perspektiven der Branche als weiter günstig. Zu den treibenden Faktoren zählen die Berater unter anderem eine Abwendung vom Bargeld, ein anhaltendes Wachstum in den Feldern E-Commerce und elektronischer Zahlungen sowie eine zunehmende finanzielle Inklusion. Für den Fünfjahreszeitraum von 2024 bis 2029 rechnet BCG mit einer Ausweitung des Ertragspools um jährlich 4,4 % bis 5,6 % auf dann 1,9 Bill. bis 2,4 Bill. Euro. BCG zufolge wäre dies die eineinhalbfache Wachstumsrate der Erträge im Bankensektor insgesamt.