Crédit Agricole und Worldline wollen koopieren
Französische Payment-Allianz formiert sich
Worldline und Crédit Agricole in exklusiven Kooperationsverhandlungen – Marktabdeckung von 30 Prozent angestrebt
Mit einem Händlerumsatz von rund 700 Mrd. Euro ist Frankreich ein wichtiger Markt für Bezahldienstleistungen in Europa. Um der zunehmenden Konkurrenz durch innovative Fintech-Unternehmen die Stirn zu bieten, wollen der Zahlungsabwickler Worldline und die zweitgrößte Bank des Landes ihre Kräfte bündeln.
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Crédit Agricole und Worldline wollen sich zusammentun. Die von der Börsenkapitalisierung her zweitgrößte Bank Frankreichs nach BNP Paribas und der Zahlungsabwickler haben Exklusivverhandlungen aufgenommen, um ein Gemeinschaftsunternehmen für Bezahldienstleistungen auf ihrem Heimatmarkt zu gründen. Frankreich ist nach Angaben von Crédit Agricole mit einem Händlerumsatz von 700 Mrd. Euro der wichtigste Markt in Kontinentaleuropa. Das Gemeinschaftsunternehmen, das 2025 den Betrieb aufnehmen soll, soll davon ein Drittel abdecken.
Wachstumspotenzial vorhanden
Auch strukturell biete der französische Markt Vorteile. Zum einen seien elektronische Bezahlweisen bereits recht weit verbreitet, zum anderen werden noch immer 40% der Käufe in bar bezahlt, so dass es nicht an Wachstumsperspektiven fehlt. Worldline unterstreicht zudem, dass rund 80% der Kartenzahlungen mit heimischen Bankkarten erfolgten.
Zugleich drängen jedoch auch immer mehr Fintechs mit innovativen Lösungen in den Markt, weshalb Worldline und Crédit Agricole ihre Kräfte bündeln wollen. Die frühere Atos-Tochter, die Händler mit Bezahlterminals, Zahlungsportalen im Internet und mobilen Bezahlpunkten mit der notwendigen Technologie ausstattet, ergänzt sich gut mit der Bank, die das Einsammeln der gezahlten Summen für die Händler übernimmt.
Strategische Bedeutung
Für die halbgenossenschaftliche Crédit Agricole, die bei ihren 39 Regionalkassen und dem Privatkundengeschäft von LCL 16.000 Firmenkundenberater beschäftigt, sind Zahlungsdienste für den Handel ein wichtiges Wachstumssegment. Laut Strategieplan sollen die Einnahmen aus diesem Geschäft bis 2025 um 20% zu steigern.
Es ist nicht die erste Kooperation der beiden Partner – und Worldline-Chef Gilles Grapinet war früher Strategiechef von Crédit Agricole. Im kommenden Jahr wollen die beiden insgesamt 80 Mill. Euro in das Gemeinschaftsunternehmen investieren, für das die Arbeitnehmervertreter und die zuständigen Aufsichtsbehörden noch grünes Licht geben müssen.
Wordline soll mit 50% des Kapitals und einer Aktie zusätzlich die Mehrheit halten. Die ehemalige Atos-Tochter betreibt in Deutschland bereits ein ähnliches Gemeinschaftsunternehmen mit Payone und dem Deutschen Sparkassenverlag. Das neue Projekt in Frankreich wird dem Zahlungsdienstleister den Zugang zu kleineren Händlern ebnen, bei denen Crédit Agricole eine starke Stellung hat.
Größere Ambitionen
Für die Bank ist das Projekt ebenfalls nicht das erste Gemeinschaftsunternehmen in dem Bereich. 2018 ging sie eine Allianz mit Wirecard ein, die allerdings mit dem Zusammenbruchs des Zahlungsabwicklers endete. Crédit Agricole habe jetzt aber größere Ambitionen, zitiert die Tageszeitung „Les Echos“ Jean-Paul Mazoyer, den für für Technologie, Bezahldienstleistungen und Digitales zuständigen stellvertretenden Generaldirektor. Damals habe sich die Bank den Zugang zur Technologie von Wirecard für im Internethandel tätige Kunden sichern wollen. Jetzt sei es die Idee, Lösungen zu entwickeln, die allen offen stünden, egal ob sie Kunden von Crédit Agricole seien oder nicht.