Crédit Agricole weit über Erwartungen
Crédit Agricole begeistert
Französische Großbank schneidet im Auftaktquartal weit besser ab als erwartet
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Gesche Wüpper, Paris
Crédit Agricole SA (CASA) hat im ersten Quartal deutlich besser abgeschnitten als erwartet, während der starke Anstieg der Verzinsung der reglementierten Livret A-Sparbücher Wettbewerber BPCE (Banque Populaire – Caisses d’Epargne) im selben Zeitraum die Ergebnisse verhagelt hat. CASA, die börsennotierte Einheit der halbgenossenschaftlichen Bankengruppe, profitierte dagegen sowohl von ihrem dynamischen Investmentbanking als auch von der gesunkenen Risikovorsorge. Im Vorjahreszeitraum hatten wegen der Invasion der Ukraine durch Russland vorgenommene Provisionen einen großen Teil der Risikovorsorge ausgemacht. Rückstellungen für den Ukraine-Krieg und Wertminderungen für eine ukrainische Tochter hatten die Ergebnisse stark belastet.
Das Geschäftsmodell als Universalbank sorge dank Diversifikation für Stabilität, sagt CASA-Chef Philippe Brassac. Die Bank sei auf allen Arten von Märkten vertreten und lege Wert darauf, vom Einzelkunden bis zu Unternehmen alle mit allen Arten von Produkten zu bedienen. Im Auftaktquartal ist es CASA deshalb gelungen, die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,6% auf 6,12 Mrd. Euro zu steigern. Die Risikovorsorge verringerte sich um 49,5% auf 374 Mill. Euro.
Das Nettoergebnis wiederum fiel mit 1,23 Mrd. Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum aus – und deutlich höher als die von Analysten im Schnitt erwarteten 830 Mill. Euro. Die Ergebnisse seien auf beeindruckende Weise höher als die Erwartungen, urteilen die Analysten von Jefferies. Entsprechend begeistert reagierten Investoren, so dass die CASA-Aktie Mittwoch an der Börse von Paris im Verlauf des Tages mehr als 5% auf 11,27 Euro zulegte und damit den mit Abstand größten Kursanstieg innerhalb des CAC 40 auswies.
Neuer Standard hilft
Die Analysten hätten das Modell der Bank noch nicht integriert, sagte der für Finanzvorstand Jérôme Grivet. CASA übertreffe sowohl von den Einnahmen als auch von der Kostenkontrolle und der Risikovorsorge her ihre Erwartungen. Der Betriebskoeffizient der Bank hat mit 54% den niedrigsten Stand seit Gründung der Bank erreicht. Dabei hat CASA auch von dem Inkrafttreten der neuen Rechnungsregeln IFRS17 profitiert. Die von der Börsenkapitalisierung her zweitgrößte Bank Frankreichs hat deshalb jetzt den in ihrem Strategieplan bis 2025 angepeilten Betriebskoeffizienten von 60% auf 58% gesenkt.
Allen voran im Investmentbanking lief es gut für CASA. So legten die zugrunde liegenden Erträge im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen unterstützt von der Volatilität der Märkte zu Beginn des Jahres sowie der Erholung der Anleiheemissionen um 42% zu, während Wettbewerber im Bereich Fixed Income deutlich geringere Wachstumsraten ausweisen. CASA hat jedoch bereits gewarnt, dass sich dieses starke Wachstum vielleicht nicht wiederholen lässt. Die Großkundensparte wies dank der dynamischen Marktaktivitäten ein Nettoergebnis von 376 Mill. Euro aus, nachdem sie ein Jahr zuvor noch einen Verlust von 43 Mill. Euro hatte hinnehmen müssen.
Als weiterer Wachstumsmotor erwies sich das internationale Privatkundengeschäft, allen voran in Italien, dank Akquisitionen zweitwichtigster Markt des Instituts. Dort verbesserten sich die Einnahmen um 22,9% auf 761 Mill. Euro. Dagegen verringerten sich die Erträge im französischen Privatkundengeschäft von LCL um 5% auf 936 Mill. Euro. Ihr Nettoergebnis ging von 190 Mill. Euro auf 159 Mill. Euro zurück, während es sich im internationalen Privatkundengeschäft auf 178 Mill. Euro verbesserte, nachdem dort ein Jahr zuvor noch ein Verlust von 100 Mill. Euro angefallen war. Das Nettoergebnis der Vermögensverwaltung sank um 6% auf 187 Mill. Euro. Die Fondstochter Amundi musste Nettoabflüsse in Höhe von 11,1 Mrd. Euro hinnehmen.