Crédit Agricole zeigt sich vorsichtig
wü Paris – Crédit Agricole SA (CASA) hat genau wie BNP Paribas die Folgen der Coronavirus-Krise bisher besser überstanden als befürchtet. Trotz solider Ergebnisse im dritten Quartal gibt sich die börsennotierte Einheit der halbgenossenschaftlichen Bankengruppe jedoch angesichts der neuen Ausgangssperre in ihrer Heimat Frankreich vorsichtig. Denn sie geht davon aus, dass sie Unternehmen wegen der zweiten Welle sechs bis acht Monate lang helfen muss. “Wir sind es unseren Kunden schuldig, sie zu begleiten”, sagte Verwaltungsratschef Dominique Lefebvre während einer Videokonferenz. Wegen der neuen Ausgangssperre dürfte das Bruttoinlandsprodukt im November zwar nur halb so stark einbrechen wie im Frühjahr, meint CASA-Generaldirektor Philippe Brassac. “Aber dieses Mal sehen wir das Ende des Tunnels nicht ganz so klar.”Die Bank will nun im Laufe des vierten Quartals ihre Wirtschaftsprognosen überarbeiten und sie an die Entwicklung der Pandemie anpassen. Das zentrale Szenario dürfte sich verschärfen, erklärte Finanzchef Jérôme Grivet. Das bedeute jedoch nicht zwangsweise, dass die Risikovorsorge erneut explodieren werde. “Das ist nicht das, was wir heute sehen.” Im dritten Quartal zumindest musste CASA nicht so viel für Kreditausfälle zur Seite legen wie von Analysten befürchtet, auch wenn sich die Risikovorsorge nahezu verdoppelte. Sie stieg von 335 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum auf 605 Mill. Euro. Dank der Investment-BankingSparte konnte die zweitgrößte Bank Frankreichs nach BNP ihre Erträge dennoch um 2,4 % auf 5,15 Mrd. Euro steigern. Unter dem Strich verdiente sie jedoch mit 977 Mill. Euro 18,5 % weniger.Die Erträge des Privatkundengeschäfts im Heimatmarkt Frankreich legten von 858 Mill. Euro auf 889 Mill. Euro zu, so dass sich das Nettoergebnis des Bereichs von 149 Mill. Euro auf 176 Mill. Euro verbesserte. Wie bereits im zweiten Quartal musste die Spar- und Versicherungssparte rückläufige Einnahmen und Ergebnisse hinnehmen, genau wie das internationale Privatkundengeschäft und die spezialisierten Finanzdienstleistungen. Dagegen stiegen die Erträge der Marktaktivitäten um fast 25 % und übertrafen damit die Erwartungen der Analysten. Die Erträge der Großkundensparte, zu der auch das Investment Banking gehört, legten von 1,4 Mrd. Euro auf 1,58 Mrd. Euro zu.Befragt nach den Dividenden erklärte CASA-Chef Brassac, dass er auf eine Rückkehr zur Normalität im nächsten Jahr hoffe. Zu Gerüchten, CASA könne sich in Italien verstärken, sagte er, dass das Land seit 30 Jahren eine wichtige Rolle für die Wachstumsstrategie der Bank spiele, organische Wachstumsmöglichkeiten aber Priorität hätten.Gerüchte über ein mögliches Interesse an weiteren Banken in Italien gebe es ständig, erklärte er weiter. CASA habe in Bezug auf Fusionen und Akquisitionen einen vorsichtigen Ansatz, könnte aber mögliche Gelegenheiten nutzen, erklärte Finanzchef Grivet gegenüber Analysten bezüglich Italien.Die Aktie von Crédit Agricole legte am Mittwoch an der Börse von Paris 1,2 % auf 7,38 Euro zu.