Einlagenschwund hält an

Credit Suisse findet keinen Halt

Die Credit Suisse hat nach ihrer Rettung durch die UBS am Montag ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Die Sondereffekte ausgeblendet, liefern sie wenig Grund zur Freude.

Credit Suisse findet keinen Halt

Credit Suisse findet keinen Halt

Kunden haben 67 Mrd. abgezogen – Hohe Goodwill-Abschreibung im Wealth Management

Die Credit Suisse hat nach ihrer dramatischen Rettung durch die UBS am Montag ihre Geschäftszahlen für das erste Quartal veröffentlicht. Sie offenbaren das Ausmaß des Bank-Runs im März und verdeutlichen, wie das operative Geschäft unter der Vertrauenskrise leidet. Für dieses Jahr ist ein hoher Verlust zu erwarten.

phh Frankfurt

Die ins Schlingern geratene Credit Suisse tut sich weiter schwer, ein Bein auf den Boden zu bekommen. Zwar wies die kriselnde Bank am Montag bei der Vorlage ihrer Quartalszahlen nach den ersten drei Monaten einen Vorsteuergewinn von 12,8 Mrd. sfr aus. Dieser besteht jedoch nur auf dem Papier und basiert im Wesentlichen auf zwei Sondereffekten: der Vollabschreibung sogenannter Contingent Convertible Bonds (kurz: Coco-Bonds) im Umfang von 15 Mrd. sfr und auf einem 700 Mill. sfr schweren Sonderertrag aus einem M&A-Deal mit dem Finanzinvestor Apollo. Durch die von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) angeordnete Umwandlung der Coco-Bonds in Eigenkapital verbesserte sich die harte Kernkapitalquote der Credit Suisse von 14,1 auf 20,3%.

Diesen positiven Sondereffekten standen auch zwei negative gegenüber, die jedoch ungleich geringer ausfielen. Wie die Credit Suisse mitteilte, musste sie 1,3 Mrd. sfr. auf ihren immateriellen Firmenwert (Goodwill) abschreiben und 300 Mill. sfr an Restrukturierungskosten verbuchen. Bereinigt um Sondereffekte schrieb die Credit Suisse vor Steuern rund 1,3 Mrd. Verlust – der zweite Milliardenverlust im Quartal in Folge.

Mit Blick nach vorn erwartet die Credit Suisse, dass die Investment Bank und die Gruppe sowohl für das zweite Quartal als auch das Gesamtjahr „einen erheblichen Vorsteuerverlust“, wie die Bank mitteilt. Wie gut oder schlecht die Credit Suisse tatsächlich abschneiden wird, hängt der Bank zufolge von vielen Unsicherheitsfaktoren ab: Etwa dem operativen Erfolgen im Investmentbanking und Wealth Management, dem weiteren Verlauf der Einlagen- oder Netto-Mittelabflüsse, weiteren Goodwill-Abschreibungen, dem Ausgang von Rechtstreitigkeiten, der Entwicklung von Kreditspreads und den damit verbundenen Finanzierungskosten und der weiteren Verfügbarkeit von Liquiditätsfazilitäten der Schweizerische Nationalbank (SNB).

Ende März stand die Credit Suisse bei der SNB nach eigenen Angaben unterm Strich mit 108 Mrd. sfr. in der Schuld, nachdem sie bereits 60 Mrd. sfr im ersten Quartal und weitere 10 Mrd. sfr bis zum 24. April zurückgeführt hat. Auf die Liquiditätshilfe der Nationalbank ist die Credit Suisse angewiesen, da Kunden weiterhin massenhaft Gelder abziehen. Wie die Bank mitteilte, verringerten sich die Kundeneinlagen im ersten Quartal um 67 Mrd. sfr. Nachdem die Abflüsse in den Tagen unmittelbar vor und nach der Bekanntgabe des Zusammenschlusses mit der UBS besonders hoch ausgefallen seien, hätten sie sich auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert. Eine Trendumkehr sei bis zum 24. April jedoch nicht beobachtet worden. Heißt: Es fließen weiterhin Gelder ab.

Goodwill-Abschreibung

Die Netto-Mittelabflüsse beliefen sich im ersten Quartal auf 61,2 Mrd. sfr. Besonders hoch fielen sie im Wealth Management aus, weshalb das Geschäftsfeld durch den Wertberichtigungstest fiel: Der Fair Value lag deutlich unter Buchwert, weshalb die Bank dort ihren Goodwill mit 1,3 Mrd. sfr. vollständig abgeschrieben hat. Vom Tisch ist zudem auch der geplante Deal in den USA zwischen der CS First Boston und M. Klein & Co, der im Zuge der Fusion mit der UBS nicht mehr weiterverfolgt wird.

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