IM GESPRÄCH: BJÖRN STORIM

Credit Suisse fokussiert sich auf sehr Vermögende

Deutschland-Co-Sprecher richtet Dienstleistung auf die Kernkundengruppen aus - "Wir wollen nicht vieles für viele sein"

Credit Suisse fokussiert sich auf sehr Vermögende

Von Karin Böhmert, FrankfurtDie Weltbevölkerung nimmt unaufhaltsam zu, und ihr Vermögen wächst noch stärker. Einer Studie des Credit Suisse Research Institute zufolge stieg das weltweite Vermögen zwischen Mitte 2017 und Mitte 2018 um 4,6 % auf 317 Bill. Dollar und überholte damit das Bevölkerungswachstum. Pro Erwachsenem nahm das weltweite Durchschnittsvermögen demnach um 3,2 % auf ein Rekordhoch von 63 100 Dollar zu, wie Björn Storim, zusammen mit Joachim Ringer Co-Sprecher des Vorstands der Schweizer Großbank in Deutschland, die Ergebnisse der Studie im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutert.Wesentlicher Impulsgeber für das Wachstum in allen Regionen sind Sachwerte, allen voran Immobilien, wie aus der Studie hervorgeht. Allein 75 % der Vermögenszunahme in China und Europa und die gesamte Zunahme in Indien sind der Studie zufolge darauf zurückzuführen. Zwar tragen die USA mit einem Plus von 6,3 Bill. Dollar auf 98 Bill. Dollar weiterhin am stärksten zum weltweiten Vermögenszuwachs bei, doch ist China mit einem Anstieg um 4,6 % auf 52 Bill. Dollar mittlerweile fest auf dem zweiten Platz der Vermögenshierarchie verankert.Die Strategie von Credit Suisse macht sich auch die Dynamik, die von China ausgeht, zunutze. Die Gruppe steuert ihre Aktivitäten divisional, also nach Geschäftsfeldern. Die Region Asien-Pazifik wiederum wird als eine eigene Division geführt, die alle Geschäftsbereiche umfasst, darunter auch das Wealth Management. Ein Fokus liegt auf China. “Dort etabliert sich derzeit die erste Generation der Vermögenden, der High Net Worth Individuals (HNWI) mit einem Vermögen von mehr als 1 Mill. Dollar”, sagt Storim. Diese Vermögenden seien die Zielkunden von Credit Suisse im Wealth Management. “Sie suchen und schätzen die Verknüpfung zum Investment Banking.” Mehrere GenerationenIm Vergleich dazu habe sich in Europa bereits die vierte oder fünfte Generation der HNWI herausgebildet. Deutschland ist laut Studie mit 14,5 Bill. Dollar der viertgrößte weltweite Wealth-Markt hinter den USA, China und Japan und verzeichnet – neben Frankreich, Großbritannien und Italien – ein zweistelliges Wachstum von 19 % bei der Anzahl der Millionäre auf knapp 2,2 Millionen (+253 000). In fünf Jahren, so die Prognose, sollen es über drei Millionen Millionäre und damit 40 % mehr sein. Weltweit hat Credit Suisse Mitte dieses Jahres 42,2 Millionen Millionäre gezählt.Ein großer Anteil des Vermögens von 215 000 Dollar pro Haushalt in Deutschland entfällt auf den Immobilienbereich. Entsprechend handelt es sich bei 59 % des Bruttovermögens um nichtfinanzielle Werte. Im Durchschnitt sind dies 144 770 Dollar je Erwachsenen (siehe Grafik). Zwar besitzen rund 41 % aller Erwachsenen in Deutschland ein Vermögen von weniger als 10 000 Dollar, doch am oberen Ende der Skala ist der Anteil der Vermögen über 100 000 Dollar viermal so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Das macht Deutschland interessant für Anbieter im Wealth Management.Insgesamt stammen rund 30 % des vermögensstärksten Prozents der erwachsenen Weltbevölkerung aus Europa, und davon stammt wiederum fast ein Fünftel aus Deutschland. Europa und Nordamerika weisen zudem die höchsten Anteile an weiblichen Milliardären auf. Mit einem Anteil von 26 % hat Deutschland dabei den größten Frauenanteil weltweit, gefolgt von Schweden (25,0 %), der Schweiz (23,8 %) sowie Australien und Indien (je 18,6 %).Angesichts der generationenbedingt relativ breiten Vermögensverteilung mit einer Vielzahl von Beteiligten betreut Credit Suisse in Deutschland oft Familienverbünde mit Vermögen ab 30 Mill. Euro. Im Einzelnen betreut die Großbank HNWI mit einem Vermögen in einer Größenordnung ab 5 Mill. sfr. “Der Fokus liegt auf sehr vermögenden Anlegern”, erklärt Storim. “Wir wollen nicht vieles für viele sein, sondern richten unsere Dienstleistungen gezielt auf unsere Kernkundengruppen, die Ultra-High-Net-Worth- und High-Net-Worth-Kunden aus”, sagt Storim und grenzt damit die Linie zu einer breiteren Vermögensverwaltung ab, die die Bank hierzulande nicht im Programm hat, sondern lediglich in der Schweiz. Dort werde auch das Wealth Management der einzelnen Regionen auf einer zentralen Buchungsplattform gebucht, um nachhaltig profitabel zu sein, da es den erheblichen Aufwand eines jeweils lokalen Prozederes vermeide. Starke MarkeIm Wealth Management habe Credit Suisse seit Amtsantritt von CEO Tidjane Thiam die Assets under Management seit Ende 2015 insgesamt verdoppelt, heißt es. Die verwalteten Vermögen für einzelne Länder oder Regionen beziffert die Bank nicht, ebenso wenig, wie viele Mitarbeiter sich um die vermögenden Kunden in Deutschland kümmern. Storim sagt, dass sich die Mitarbeiterzahl im UHNWI-Bereich gegenüber dem Vorjahr “verdoppelt” habe. “Bezogen auf einen Dreijahreszeitraum haben sich auch die Kundengelder verdoppelt. Wichtig ist, dass man als starke Marke und Institution verlässlich auftritt”, betont er.