dz Zürich – Die Credit Suisse hat im dritten Quartal einen scharfen Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Der Aktienkurs sackte auf dem ohnehin schon arg gedrückten Niveau weiter ab. Neben dem wenig erbaulichen Zahlenkranz missfällt den Investoren, dass das Management in Sachen Ausschüttungspolitik betont vorsichtige Töne anschlägt. CEO Thomas Gottstein sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, die Credit Suisse sei in puncto Ausschüttungen deutlich zurückhaltender als viele Konkurrenten.2020 wird die Bank Dividenden von knapp 730 Mill. sfr zahlen. Zusätzlich hat sie in den ersten drei Monaten des Jahres Aktien im Wert von 325 Mill. sfr zurückgekauft. Damit erreicht die gesamte Gewinnrückführung 2020 ein Niveau von rund 1 Mrd. sfr, was etwa einem Drittel des in den ersten neun Monaten erwirtschafteten Gewinns von gut 3 Mrd. sfr entspricht. Bei der UBS erreichen die 2020 bereits realisierten und noch geplanten Gewinnrückführungen an die Aktionäre rund zwei Drittel des Gewinns in den ersten neun Monaten.Die Credit Suisse dürfte 2020 also weit unter dem Ziel einer Gewinnausschüttungsquote von “mindestens” 50 % bleiben. Zwar will die Bank das im März ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm im kommenden Jahr wiederaufnehmen und damit 1 Mrd. bis 1,5 Mr. sfr an die Eigentümer zurückführen. Doch Gottstein sagte in der Telefonkonferenz, dass die Kapitalrückkäufe je nach Situation auch wieder eingeschränkt werden könnten. Diese Flexibilität sei auch der Grund, weshalb die Bank für 2021 das Dividendenniveau nur um 5 % auf 765 Mill. sfr zu erhöhen gedenke. Fragezeichen der CoronazeitSolche Aussagen kommen im aktuell angespannten Marktumfeld nicht gut an, obwohl sie nur vernünftig sind. Mit der sich aktuell wieder dramatisch beschleunigenden Verbreitung des Coronavirus hängt schließlich über jeder Prognose ein großes Fragezeichen, zumal über solchen, welche die Verteilung von erhofften (und völlig ungewissen) Gewinnen betreffen. Nicht von ungefähr sehen sich die Banken in der derzeitigen Wirtschaftskrise gezwungen, ihre Rückstellung für Kreditrisiken hochzufahren. Im Fall der Credit Suisse nahmen diese von Januar bis Ende September um 958 Mill. sfr zu. Dieser Betrag entspricht dem Achtfachen eines vergleichbaren Durchschnittswertes der vergangenen zehn Jahre.Vor diesem düsteren Hintergrund hätten sich viele Investoren im Berichtsabschnitt natürlich eine positive Überraschung gewünscht, umso mehr, als eine solche in jüngster Zeit vielen Mitbewerbern tatsächlich gelungen war. Doch diese Hoffnung ließ die Credit Suisse unerfüllt. Statt eines Rekordquartals, mit dem vor zehn Tagen die UBS glänzen konnte, musste deren Rivalin für das dritte Quartal einen Rückgang des Dreimonatsgewinns um 38 % auf 546 Mill. sfr vermelden.Die Aktien der Bank verloren im Tagesverlauf zeitweise mehr als 6 % und notieren inzwischen wieder deutlich unter 9 sfr. Die Kursperformance seit Jahresbeginn (-30 %) ist eine deutliche Warnung an Gottstein und sein Führungsteam.