Abschreibung

Credit Suisse gerät tiefer in den Sumpf

Für die Credit Suisse wird die Abschreibung eines weiteren Betrags in dreistelliger Millionenhöhe immer wahrscheinlicher.

Credit Suisse gerät tiefer in den Sumpf

dz Zürich

Für die Credit Suisse wird die Abschreibung eines weiteren Betrags in dreistelliger Millionenhöhe immer wahrscheinlicher. Die Schweizer Großbank hat dem insolventen britisch-australischen Lieferketten-Finanzierer Greensill im vergangenen Jahr einen Kredit von 140 Mill. Dollar gewährt, den sie nun mit Hilfe von Inkassospezialisten einzu­treiben versucht. Noch viel schmerzhafter könnte die Greensill-Pleite für die Credit Suisse aber werden, wenn sie auch für Verluste ihrer Fondsinvestoren geradestehen müsste.

Vier große Fonds mit einem ur­sprünglichen Anlagevolumen von ins­gesamt 10 Mrd. Dollar werden seit Montag liquidiert. Es bestünden „Un­sicherheiten“ über die Bewertung der Anlagen, zudem sei der Versicherungsschutz für neue Fondsinvestitionen „eingeschränkt“, heißt es zur Be­gründung. Die Fonds enthalten kurzfristige Schuldverschreibungen, sogenannte Notes, die ausschließlich mit Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie mit Zahlungsversprechen besichert sind, die aus dem Kundenkreis von Greensill stammen.

Am Donnerstag gab die Credit Suisse die vorläufige Suspendierung des Handels mit vier weiteren Fonds be­kannt. Dabei handelte es sich um Dachfonds, die unter anderem in die vier Greensill-Fonds von Credit Suisse investiert haben, die jetzt liquidiert werden. Der Nettoinventarwert der vier Dachfonds beträgt per Ende Februar über 1,2 Mrd. Dollar. Davon betreffen laut Credit Suisse rund 100 Mill. Dollar Anlagen in den vier Greensill-Fonds. Auch hier verweist das Institut zur Begründung auf die Schwierigkeit, den Wert der Anlagen zu bestimmen.

Derweil zog Credit Suisse am Donnerstag auch personelle Konsequenzen. Michel Degen, Leiter der Fondssparte für Schweiz und Europa, sowie zwei weitere Mitarbeiter müssen die Bank verlassen. Zuvor waren sie bereits suspendiert worden.

Das mutmaßliche Hauptproblem ist die offenbar eingeschränkte Zahlungsfähigkeit des Greensill-Großkunden Sanjeev Gupta. Der britische Geschäftsmann, der sich selbst gern als Retter der britischen Stahlindustrie inszeniert, ist mit seiner GFG-Alliance-Gruppe einer der größten Schuldner von Greensill und damit vermutlich auch von den Credit-Suisse-Fonds.

Bislang hatte die Credit Suisse stets betont, dass ein Großteil der Schuldverschreibungen in ihren Fonds versichert seien. Darüber mehren sich jedoch die Zweifel. Der japanische Versicherer Tokio Marine deckt Forderungen von Greensill im Umfang von 4,6 Mrd. Dollar. „Wir haben Bedenken in Bezug auf die Gül­tigkeit dieser Greensill-Policen und führen eine entsprechende Un­tersuchung“, lässt sich ein Sprecher des Versicherers vom britischen „Insurance Journal“ zitieren. Laut einer ungenannten Quelle des Magazins decken die Policen direkt die Forderungen der Credit-Suisse-Fonds.

Im Visier der Leerverkäufer

Anderen Medienberichten zufolge wettet der australischen Hedgefonds Bronte Capital gegen Credit Suisse. Er geht offenbar davon aus, dass die Bank für die Verluste der Fondsinvestoren geradestehen muss, wenn es hart auf hart kommen sollte. Die Credit-Suisse-Aktien verloren am Donnerstag mehr als 4%. Derweil steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Credit Suisse den 140-Mill.-Dollar-Kredit von Greensill nicht mehr zurückerhalten wird. In Finanzmarktkreisen wird kolportiert, dass Credit Suisse das Darlehen in der Hoffnung gewährt habe, dass sich die schon seit geraumer Zeit mit Problemen kämpfende Greensill durch eine Kapitalaufnahme via Börse neu aufstellen könnte. Doch Greensill Capital hat am Montag in London Insolvenz angemeldet. Der Wirtschaftsprüfer Grant Thornton versucht als Insolvenzverwalter werthaltige Greensill-Aktiven zu schützen, damit diese allenfalls verkauft und offene Forderungen beglichen werden können.