Credit Suisse kehrt ins deutsche Private Banking zurück
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Neun Jahre nach ihrem Abschied aus dem deutschen Private-Banking-Markt hat sich Credit Suisse zur Rückkehr und zu einer neuen Präsenz im Bundesgebiet entschlossen. Am Dienstag kündigte die schweizerische Großbank den Aufbau eines neuen Wealth-Management-Teams in Deutschland an – schon bisher betreut das Haus hochvermögende deutsche Kunden, allerdings „offshore“ aus seinem Heimatmarkt heraus. Auch künftig will sie dort die Mittel deutscher Kunden buchen. Den Angaben zufolge soll der Fokus dabei weiter auf Ultra-High-Net-Worth- (UHNW) und Unternehmerkunden sowie „auf anspruchsvollen Family Offices“ liegen.
Auf- und ausbauen soll das neue Team in Frankfurt Sven Stephan, der bereits im Oktober als Head of Private Banking Deutschland von HSBC zur Credit Suisse gewechselt war und dort als Managing Director des International Wealth Management Germany fungiert. Die Vermögensverwaltungskunden der Credit Suisse in Deutschland hätten nun Berater vor Ort in Frankfurt, die Erfahrung in der Betreuung von Kunden mit institutionellen Bedürfnissen und gleichzeitig Zugang zu den umfangreichen Buchungs- und Lösungskapazitäten der Bank in der Schweiz haben, wird mitgeteilt. Das Team werde eng mit den lokalen Investment-Banking- und Assetmanagement-Teams zusammenarbeiten.
In der Branche wird man das Comeback der Credit Suisse im deutschen Private-Banking-Markt mit Argusaugen verfolgen. Der Markt gilt als überbesetzt, die Margen nach Jahren des Zinstiefs als dünn und die Strahlkraft der Marke Credit Suisse nach den Debakeln um Greensill und Archegos als reduziert. Abzuwarten bleibe auch, wie potenzielle Kunden die strategische Volte mit Blick aufs deutsche „Onshore-Geschäft“ bewerten, wird bei Wettbewerbern geunkt. Ende 2013 hatte Credit Suisse ihr in Deutschland gebuchtes Private-Banking-Geschäfts an die Bethmann Bank veräußert. Damals wechselten rund 10 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen und 200 Beschäftigte die Bank. Für das Geschäftsjahr 2011 – aktuellere Daten lagen zu diesem Zeitpunkt nicht vor – hatte Credit Suisse Deutschland AG, bestehend aus den Private-Banking- und Assetmanagement-Aktivitäten im Bundesgebiet, einen operativen Verlust von 5,7 Mill. Euro gezeigt, was bei Beobachtern indes auch darauf zurückgeführt wird, dass die Bank damals ein Netz aus mehreren Niederlassungen unterhielt und im Bundesgebiet Kunden mit teils deutlich niedrigeren Vermögen betreute als derzeit. In den deutschen Private-Banking-Markt war Credit Suisse 1985 mit dem Kauf der Effektenbank-Warburg eingetreten.
Personen Seite 6